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Auf der Kippe: Trainer Vladimir Petkovic.

© Xu Zjiun /dpa

Fußball-WM 2018: Für die Schweiz war Russland eine einzige Enttäuschung

Eine einzige Niederlage und die Euphorie ist futsch: Nach dem WM-Aus gibt es massive Kritik an der Mannschaft und Trainer Vladimir Petkovic.

Die Zukunft des Trainers – völlig offen. Die Stars, oder besser gesagt: die vermeintlichen Stars – massiv in der Kritik. Und die Euphorie, die vor dem Turnierstart allerorts zu vernehmen war – ebenfalls komplett dahin. Nach Jahren beständigen Aufschwungs herrschen im Schweizer Fußball geradezu apokalyptische Verhältnisse; eine einzige Niederlage, im Achtelfinale gegen die Mannschaft aus Schweden, hat offenbar genügt, um das gesamte Konstrukt, um die perspektivische Entwicklung in Frage zu stellen. In der Heimat gilt das 0:1 nicht nur als vergebene Großchance, sondern in erster Linie als Beweis des jahrelangen Selbstbetrugs. So jedenfalls hörte sich die Analyse auch in den Schweizer Medien an.

„Sie sind nicht so gut, wie sie selbst meinen und sagen“, schrieb die „Basler Zeitung“. Die „Aargauer Zeitung“ klagte über „ewigen Stillstand“ und befand mit Blick auf die weiterführende K.-o.-Phase: „Die Schweiz hat auf dieser Bühne nichts verloren.“ Die Boulevard-Zeitung „Blick“ erkannte einen „Rückfall in bewältigt geglaubte Zeiten“. Und die „Neue Zürcher Zeitung“ listete auf: „Den Schweizern fehlten die Kraft in den Beinen, der Drang im Herzen, die Ideen im Kopf. Ihnen fehlte die Wut im Bauch. Sie siechten der Niederlage in einem eigenartigen Trott entgegen.“ Die Ernüchterung war auch deshalb so groß, weil einige wohl von einer großen, erfolgreichen Geschichte der Schweizer bei dieser WM geträumt hatten.

Seit der EM 2016 nur eines von 21 Spielen verloren

Die Schweiz war als Weltranglisten-Sechster nach Russland gereist, sie hatte seit der EM 2016 nur eines von 21 Spielen verloren. Und der Weg durchs Turnier schien nach dem Scheitern von Teams wie Deutschland, Spanien oder Argentinien durchaus machbar. Die Spieler hatten sich entsprechend selbstbewusst gezeigt – und bekommen nun die Quittung.

„Versagt haben vor allem die, die enormes Selbstvertrauen besitzen und für sich in Anspruch nehmen, Weltklassefußballer zu sein“, urteilte der „Blick“: „Ein Granit Xhaka, ein Xherdan Shaqiri. Einfluss hatten sie keinen. Leaderfiguren waren sie schon gar nicht.“ Xhaka war entsprechend gefrustet. „Ich habe das bei drei Turnieren hintereinander erlebt“, sagte der frühere Mönchengladbacher über das erneute Achtelfinal-Aus. Im vierten Anlauf gelang den Schweizern in dieser Runde kein Tor. „Das kann einmal passieren, vielleicht auch zweimal“, sagte Xhaka: „Aber dreimal? Das ist sehr enttäuschend.“ Gleichwohl mahnte Xhaka, „jetzt nicht alles schlechtzureden“.

Auch Shaqiri verwies auf den Erfolg, in der Gruppe mit Brasilien weitergekommen zu sein: „Wir sind enttäuscht, aber stolz auf das, was wir erreicht haben. Wir waren immerhin besser als Deutschland.“ Torhüter Yann Sommer, der beste Schweizer in diesem Turnier, blickte schon wieder nach vorne. „Wir werden noch ein bisschen dran zu beißen haben“, sagte er. Ob Trainer Vladimir Petkovic das Team in Zukunft verantworten darf, ist trotz eines bis 2020 gültigen Vertrags offen. Er sei 2014 angetreten, „um als Nachfolger von Ottmar Hitzfeld die Schweiz weiterzuentwickeln“, schrieb die „Aargauer Zeitung“: „Heute gilt die nüchterne Erkenntnis: Petkovic hat es nicht geschafft. Die Schweizer sind kein bisschen weiter als zuvor.“ (Tsp, dpa)

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