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Sieben Hände für ein Halleluja. Das neue Berliner Tennisturnier wirft seine Bälle voraus. (Im Bild von links nach rechts: Turnierveranstalter Edwin Weindorfer, Fabrizio Sestini (Director of Tournament Relations Europe, WTA), Turnierdirektorin Barbara Rittner, Dr. Dietrich Wolter (Präsident LTTC Rot-Weiß Berlin e. V.), Julia Görges, Ian Hewitt (Vice Chairman All England Lawn Tennis and Croquet Club, Wimbledon) und Aleksander Dzembritzki (Staatssekretär für Sport von Berlin).

© Claudio Gärtner

Grass Court Championships in Berlin: Bei Rot-Weiß hat die grüne Zukunft schon begonnen

Im Juni 2020 findet in Berlin wieder ein großes Tennisturnier statt. Derzeit laufen die Vorbereitungen rund um das Steffi-Graf-Stadion auf Hochtouren.

Ian Hewitt hat in seinem Leben schon viel Gras wachsen sehen. Als Vize-Chef des All England Lawn Tennis and Croquet Clubs hat er schließlich jedes Jahr im Juli die weltbesten Tennisspieler zu Gast auf der Anlage in Wimbledon. Ein wenig von dem großen Glamour des legendären Turniers soll 2020 auch in Berlin aufblühen. Allerdings nicht auf echtem Wimbledon-Rasen. „Nein, das Saatgut stammt nicht direkt von uns“, musste Hewitt am Donnerstag zugeben. Aber immerhin schickt der Club einen Platzwart nach Berlin, der die Fortschritte auf der Anlage regelmäßig begutachten soll.

Auf dem Gelände des LTTC Rot-Weiß finden im kommenden Jahr erstmals die Grass Court Championships statt. Genau sieben Monate vor dem Finale erfolgte am Donnerstag der symbolische Spatenstich im Steffi-Graf-Stadion. Hewitt ist überzeugt davon, dass das neue Frauenturnier in Berlin „ein erstklassiges Event in einem historischen Club“ wird. Fast alle, die anlässlich des Termins an einem grauen Novembertag an die Hundekehle gekommen sind, denken genauso.

Im Steffi-Graf-Stadion liegt derzeit eine Plane über dem ehemaligen Sandplatz

Rot-Weiß Präsident Dietrich Wolter verwies auf die große Vergangenheit von Berlin als Tennisstandort und sagte: „Wir schließen damit eine Lücke.“ Veranstalter Edwin Weindorfer berichtete von Anfragen vieler Fernsehstationen und über „extremes Interesse von Sponsoren“. Und Turnierdirektorin Barbara Rittner, die als Aktive noch an den German Open an gleicher Stelle teilnahm, ist jetzt schon „voller Stolz“ und „gespannt darauf, wie die Plätze aussehen“ werden.

Im Moment lässt sich das nur erahnen. Auf dem Centre Court liegt eine Plane über dem ehemaligen Sandplatz. Aus der Erde darunter soll bald sattes Grün sprießen. „Kein Rollrasen“, wie Rot-Weiß Sportdirektor Markus Zoecke klarmachte. Das wäre mit den Ansprüchen des Wimbledon-Clubs auch gar nicht zu vereinbaren. Der unterstützt das neue Berliner Turnier und wo die Londoner mitwirken, ist Premiumqualität gerade gut genug. Und so wird sich der Look der Anlage in den kommenden Monaten komplett verändern. Drei Plätze werden permanent von Sand auf Rasen umgebaut, auf dem Grün sollen „dann natürlich auch unsere Mitglieder spielen dürfen“, sagte Zoecke.

Dafür muss Rot-Weiß auch Opfer bringen. Das internationale Jugendturnier musste für das kommende Jahr abgesagt werden. „Weil es in derselben Woche stattgefunden hätte und aufgrund der vielen Arbeiten hier im Club“, sagte Wolter. 2021 solle es aber möglichst ein Comeback geben, vielleicht sogar auf Rasen. Gras ist die Zukunft und das lässt sich auch Weindorfer etwas kosten. „Das Budget liegt bei vier Millionen Euro, das Preisgeld bei 850.000 bis 900.000 US-Dollar“, sagte der Österreicher. Derzeit werde mit potenziellen Teilnehmerinnen verhandelt, möglichst viele Topspielerinnen sollen in Berlin aufschlagen.

Für den 14. Juni planen die Veranstalter ein großes Eröffnungs-Showmatch

Ihre Teilnahme schon zugesagt hat Julia Görges. Die beste deutsche Rasenspielerin der abgelaufenen Saison war 2008 bei den letzten German Open schon dabei, damals verlor sie als als 19-Jährige in Runde eins. Zwölf Jahre später wird sie zusammen mit Angelique Kerber die deutsche Hoffnungsträgerin sein. Dass sich die Trainingsplätze dann ein paar Kilometer entfernt im Olympiapark befinden, sieht sie nicht als Problem an. „Das gibt es bei anderen Turnieren auch und später in der Woche können wir uns ja auch hier auf den Courts einschlagen“, sagte sie am Donnerstag gut gelaunt.

30.000 Zuschauer erwartet Weindorfer zwischen dem 13. und 21. Juni 2020 bei den Grass Court Championships, er hofft sogar auf 40.000. Das Interesse bei den Berlinern sei groß, das zeige der Ticketvorkauf schon jetzt. Und vielleicht kommt ja sogar Steffi Graf in Berlin vorbei. Für den 14. Juni planen die Veranstalter ein großes Eröffnungs-Showmatch: „Am besten mit früheren Wimbledonsiegerin. Mein Wunsch ist ein Mixed-Doppel“, sagte Weindorfer. Steffi Graf feiert an diesem Tag ihren 51. Geburtstag. Ob mit oder ohne die deutsche Tennis-Legende – in Berlin träumen sie von einer Wiedergeburt großer Tennistradition. Bis dahin wird sicher nicht nur Ian Hewitt noch viel Gras wachsen sehen.

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