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Die Spiele in Paris werden im Moment nicht gerade herbeigesehnt.

© dpa/Michel Euler

Große Bedenken um die Sicherheit in Paris: Wie Putin und Le Pen Olympia madig machen

Von einem offenen Sportfest ist Paris derzeit weit weg. Weltpolitische und innenpolitische Krisen drücken auf die Stimmung. Despoten und Populisten vergiften zudem das Klima.

Offene, bunte Spiele, mit einer Eröffnungsfeier an der Seine: Olympia 2024, der sportgewordene Traum. So wurde es verkauft und dass es so kommen wird, davon sind viele Beobachter auch lange ausgegangen. Etwas mehr als drei Monate vor Beginn der riesigen Events ist alles anders.

Die weltpolitische und die innenpolitische Lage des Ausrichterlandes Frankreich drücken derart auf die Stimmung, dass Olympia in Paris derzeit alles andere als herbeigesehnt wird. Viele fürchten sich davor. Die Herausforderungen sind gewaltig.

Die Sicherheit ist das bestimmende Thema. Nach dem Terroranschlag im vergangenen Monat in Moskau fürchten die Franzosen ähnliche Szenarien rund um die Wettkämpfe. Frankreich ist in dieser Hinsicht ohnehin schon ein gebeuteltes Land.

Nun kulminieren die weltpolitischen Krisen. In der Ukraine und in Russland, in Israel und Palästina. Eine sportlich größtmögliche Bühne ist eine Chance für Terroristen und Attentäter, das hat die Geschichte gezeigt (München 1972, Atlanta 1996).

Zudem verschärft die russische Staatsführung um ihren Präsidenten Wladimir Putin die für den Ausrichter schwierige Lage weiter. Russische Athletinnen und Athleten dürfen in Paris nur unter neutraler Flagge an den Start gehen. In Mannschaftssportarten sind sie gänzlich ausgeschlossen. Putin hetzt gegen die Ausrichterorganisation IOC, wirft ihr Diskriminierung vor und verlangt, dass mit Israel genauso umgegangen wird wie mit Russland.

Eine Eröffnungsfeier für alle an der schönen Seine? Das ist schon lange abgesagt. Der jüngste Plan sieht eine sehr stark reglementierte und kontrollierte Feier vor. Und selbst diese könnte noch abgesagt werden. Es sei die favorisierte Variante, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vor wenigen Tagen dazu.

Die Stimmung ist bereits gekippt, und das nicht nur wegen der großen Weltpolitik. In Frankreich herrscht ein immenser Rechtsruck. Bei den kommenden Europawahlen dürfte der rechte Rassemblement National unter Marine Le Pen mit gut 30 Prozent die bei Weitem stärkste Partei in Frankreich werden.

Die Rechten im Land arbeiten wie Putin daran, das sportliche Fest im Vorfeld madig zu machen. Jüngstes Beispiel: Die in Frankreich meistgestreamte Sängerin Aya Nakamura soll bei der Eröffnungs- oder Abschlusszeremonie auftreten.

Die 28-Jährige hat malische Wurzeln. Für die Rechten Grund genug, gegen einen Auftritt von Nakamura zu protestieren. Angefacht wurde die Hetze gegen die Sängerin von Marine Le Pen höchstselbst. Für sie kommt Nakamura wegen ihrer, wie Le Pen sagte, „Kleidung, ihre Vulgarität, und der Tatsache, dass sie nicht auf Französisch singt“, für einen Auftritt bei Olympia nicht infrage. Es gibt viele Menschen in Frankreich, die das ähnlich sehen.

Paris 2024 – ein sportgewordener Traum? Derzeit muten die Spiele wie das Gegenteil an, wie ein Albtraum, der immer näherkommt.

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