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So geht's. Salomon Kalou bejubelt seinen Treffer zum 2:0-Endstand in Leverkusen.

© dpa

Hertha BSC beim FC Schalke 04: Hurra, es ist ein Auswärtsspiel!

Hertha BSC ist in der Fremde plötzlich überraschend erfolgreich. Das liegt auch daran, dass Trainer Pal Dardai seine Mannschaft auswärts anders spielen lässt.

Fabian Lustenberger spielt seit mehr als einem Jahrzehnt professionell Fußball, er hat in dieser Zeit viel erlebt. Aber manchen Phänomenen steht man auch mit der größten Erfahrung ratlos gegenüber. Warum Hertha BSC in fremden Stadien so erfolgreich spielt, nachdem die Mannschaft in der vorigen Saison gefühlt jedes Auswärtsspiel verloren hat, das ist auch für Lustenberger, den Mittelfeldspieler der Berliner, ein Rätsel. „Ich glaube, das ist nicht erklärbar“, sagt er. Entscheidend sei ohnehin, „dass es sich im Lot hält. Natürlich gewinne ich auch gerne zu Hause, wenn du mit deinen Fans feiern kannst. Aber wenn du am Ende auswärts mehr Punkte geholt hast, werden die wenigsten sagen: Hey, das war jetzt aber eine schlechte Saison.“

In der Auswärtstabelle der Bundesliga belegen die Berliner aktuell Platz sechs. Zuletzt blieben sie auf fremdem Platz dreimal hintereinander ungeschlagen und ohne Gegentor (unter anderem bei den Bayern), und überhaupt haben sie nur eins der letzten neun Auswärtsspiele verloren. Das sieht nicht nach einer Laune des Zufalls aus. Im Gegenteil. Und daher trifft es sich ganz gut, dass Hertha am Samstag in Gelsenkirchen antreten muss. Hurra, es ist ein Auswärtsspiel!

Es ist das dritte hintereinander bei einem der Top-Klubs der Liga. Was vor ein paar Wochen noch wie eine schwere Prüfung gewirkt hatte, könnte sich jetzt als glückliche Fügung des Spielplans herausstellen. In Leverkusen schaffte Hertha den ersten Sieg seit mehr als neun Jahren. Und in München holten die Berliner nach zehn Niederlagen hintereinander erstmals wieder einen Punkt. Insofern wirkt es schon fast wie ein Versprechen, dass Hertha beim FC Schalke 04 zuletzt neun Mal hintereinander verloren hat. „Wenn wir einen guten Tag haben, können wir einen kleinen Punkt mitnehmen“, sagt Trainer Pal Dardai.

Der Ungar glaubt, dass der Mannschaft die Erfahrungen der Vorsaison zugute kommen, als sie auswärts reihenweise verloren hat. Da hat Hertha noch versucht, auf fremden Platz genauso zu spielen wie im heimischen Olympiastadion, mit viel Ballbesitz nämlich. Inzwischen ist Dardai davon abgekommen. „Wir wollen nicht spielen. Wir wollen gut stehen und kontern“, sagt er. „Wir müssen gierig bleiben und Spaß haben, gegen den Ball zu arbeiten.“ In München hatte sein Team 24 Prozent Ballbesitz, in Leverkusen 39 Prozent, und beim 3:2-Erfolg in Leipzig waren es 24 Prozent. „Das sind zwei verschiedene Stile“, sagt Dardai, „zwei verschiedene Matchpläne.“ Einer für zu Hause, ein anderer fürs Auswärtsspiel.

Auch Schalke bevorzugt das Umschaltspiel

Interessant könnte es in Gelsenkirchen werden, weil die Schalker einen ähnlichen Ansatz verfolgen. Sie spielen auch zu Hause so wie Hertha auswärts. Das Team von Domenico Tedesco sei „eine Mannschaft, die auf die Umschaltmomente wartet“, sagt Herthas Manager Michael Preetz. Der junge Trainer der Schalker hat sich den Ruf eines Taktikgurus erworben, weil er in einem Spiel bei Bedarf mehrmals seine Grundordnung verändert. Aber Pal Dardai erkennt darin „nichts Besonderes“. Die Schalker spielten ähnlichen Fußball wie viele Mannschaften in der Bundesliga und kämen pro Spiel auf 20 Konter. Hört sich nicht zwingend danach an, dass es am Samstag in der Schalker Arena ein mitreißendes Fußballspiel zu sehen gibt. Aber das gab es vor einer Woche in München auch nicht. Bei Hertha hat das trotzdem niemanden gestört.

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