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Es läuft einfach nix. Kölns Luca Waldschmidt (l) und Trainer Steffen Baumgart.

© dpa/Marius Becker

Keine Penunsen, wenig Perspektive: Der 1. FC Köln sucht den Notausgang

Beim 1. FC Köln sieht es vor dem Derby gegen Borussia Mönchengladbach düster aus. Trainer Baumgart konnte aus einem blassen Kader noch kein bundesligataugliches Ensemble formen.

Gegen Mönchengladbach verliert der 1. FC Köln besonders ungern, die Rivalität mit der Borussia vom Niederrhein ist über viele Jahrzehnte gewachsen, wurde schon in den aktiven Zeiten der Klublegenden Wolfgang Overath und Günter Netzer gepflegt. Selten war ein möglicher Sieg im Derby für den FC aber so wertvoll wie an diesem Sonntag, wenn Mönchengladbach ab 15.30 Uhr am achten Bundesliga-Spieltag im Stadion von Müngersdorf zu Gast sein wird.

„Wir wollen das Spiel gewinnen, sind uns aber bewusst, wie schwer es wird“, sagte FC-Trainer Steffen Baumgart, der mit dem FC aus den bisherigen sieben Partien nur einen Punkt eingefahren hat. In der Tabelle liegt der FC auf dem 18. und letzten Platz, fünf Punkte hinter dem Zwölften Mönchengladbach. Man kann somit sagen: Ein Erfolg gegen Gladbach ist für die Kölner diesmal keine Kann-, sondern eine Muss-Option.

Mit einem Erfolgserlebnis im Derby wollen die Kölner eine Wende zum Guten einleiten, wie in den ersten beiden Jahren mit Coach Baumgart wieder ans Leistungsmaximum und darüber hinaus gehen. Mit Angreifer Mark Uth (32), der am Sonntag, so ist es angekündigt, nach 14-monatiger Verletzungspause sein Comeback geben und den Sturm beleben soll. Der FC hat erst vier Tore geschossen - und 14 kassiert. „Mark ist seit drei Wochen schmerzfrei und heiß auf das Spiel“, meinte Baumgart, „aber wir sollten nicht zu viel erwarten, weil er sehr lange gefehlt hat.“ 

Trainer Baumgart wird die Erfolglosigkeit bisher nicht angekreidet

Baumgart (51), der 2021 aus Paderborn zum FC kam, hält sich tapfer in seiner bislang erfolglosesten Zeit in Köln. Nach wie vor ist er beliebt bei den Fans und auch in der Mannschaft soll er, wie zu hören ist, einen guten Stand haben. Ihm wird die traurige Bilanz nicht angekreidet. Vielmehr geht in Köln der böse Ausdruck des „Kaputtsparens“, herum.

Altmeister Friedhelm Funkel, der mit dem FC 2021 in der Relegation gegen Holstein Kiel bestand, sprach ihn unlängst im „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus, als er die Transferpolitik des FC kritisierte. „Ich kenne die genauen Zahlen natürlich nicht, aber man muss sich schon fragen, ob es nicht Sinn machen würde, zumindest ein bisschen mehr ins Risiko zu gehen. Denn man kann sich auch kaputtsparen“, sagte der 69-Jährige. Kölns sportlicher Geschäftsführer Christian Keller reagierte darauf in einem Interview mit der „Kölnischen Rundschau“ und konstatierte pikiert: „Hier liegt kein Geld rum. Wir konnten kein Geld sparen. Wir haben nicht mehr Geld.“ 

Der Weg geht nach oben, Neunzehnter können wir ja nicht werden. 

Trainer Steffen Baumgart

Doch vermutlich vertrauten die Kaderplaner tatsächlich zu sehr auf den Baumgart-Effekt, darauf, dass der Trainer es schon irgendwie richtet, aus einem blassen Kader ein bundesligataugliches Ensemble macht – wie er es sonst stets tat. Es hat sich jedoch gezeigt, dass auch Baumgart die Abgänge der Routiniers Jonas Hector und Ellyes Skhiri, ohne zumindest ansatzweise geeigneten Ersatz zu haben, nicht wegzaubern konnte.

Unter normalen Umständen hätte der Verein, trotz des Geldmangels, wohl bereits ein paar Kandidaten für Wintertransfers im Visier. Doch sie sind nicht normal, denn über dem FC schwebt immer noch das Damoklesschwert des Urteils des Internationalen Sportgerichtshofs Cas, das wahrscheinlich bis Ende des Jahres fallen wird. Zumindest hofft das der FC, der Ende September mit einer Delegation bei einer Anhörung in Lausanne vertreten war.

Womöglich darf der FC in der Winterpause keine neuen Profis verpflichten

Es geht dabei um die Sperre für zwei Transferfenster, die der Weltverband Fifa im Frühjahr gegen den FC verhängt hatte – wegen mutmaßlicher Unstimmigkeiten bei der Verpflichtung des 18-jährigen Sturmtalents Jaka Cuber Potocnik von Olimpija Ljubljana. Nach Einspruch der Kölner wurde die Sperre zwar vorübergehend aufgehoben.

Sollte der Cas nun aber ein Urteil zu Ungunsten des Bundesligisten fällen, so dürfte der FC mindestens im Winter keine neuen Profis verpflichten, im schlimmsten Fall auch im nächsten Sommer noch nicht. Und das wären sehr düstere Aussichten. Trotz allem hat Baumgart seinen Humor nicht verloren. „Der Weg geht nach oben“, stellte er unlängst fest. „Neunzehnter können wir ja nicht werden.“

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