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Auf der Suche nach dem Raum. Die deutschen Angreifer müssen sich gegen Costa Rica auf eine massierte Abwehr einstellen.

© AFP/Ina Fassbender

Kniffliges Gruppenfinale: So könnte Flick das Bollwerk namens Costa Rica knacken

Das DFB-Team muss sich auf einen ultradefensiven Gegner einstellen. Und Bundestrainer Flick die Frage beantworten, wer im Sturm auflaufen soll.

Mit Costa Rica hat alles angefangen. Damals, im Juni 2006. Nach einem verregneten Frühjahr schien plötzlich die Sonne, und sie wollte gar nicht mehr aufhören zu scheinen. Mit einem Mal waren auch all die Zweifel verflogen, die die deutsche Fußball-Nationalmannschaft vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land über Wochen und Monate verlässlich begleitet hatte.

Im Eröffnungsspiel des Turniers gegen Costa Rica schlenzte Philipp Lahm den Ball von der linken Seite mit dem rechten Fuß in den Winkel, am Ende hieß es 4:2. Das Sommermärchen konnte beginnen.

Sollte die Nationalmannschaft im angehenden Winter 2022 häufiger an den angehenden Sommer 2006 zurückdenken, dann könnte das an ihrem abschließenden Gruppenspiel an diesem Donnerstag (20 Uhr, live in der ARD) liegen. In Al-Bayt trifft sie zum zweiten Mal in ihrer Länderspielgeschichte auf Costa Rica. Und wieder soll dieses Aufeinandertreffen der Beginn von etwas Großem werden. So wie 2006.

Vor sechzehneinhalb Jahren, am Tag vor dem Eröffnungsspiel in München, stellte das Fachblatt „Kicker“ den deutschen Fußballlegenden Uwe Seeler, Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus ein paar Fragen zur WM, unter anderem die, wie hoch Deutschland gegen Costa Rica gewinnen werde. „5:0. 6:0“, antwortete Matthäus. „Ich habe Costa Rica einige Male gesehen, diese Mannschaft ist zu schwach.“

Sechzehneinhalb Jahre später bewegt sich die Zuversicht im Land auf ähnlichem Niveau. Das liegt weniger daran, dass die Deutschen bisher in Katar alles in Grund und Boden gespielt hätten; tatsächlich sind sie in ihrer Gruppe nach zwei Spieltagen Letzter mit nur einem Punkt und einer negativen Tordifferenz. „Es gibt für uns nicht sehr viel Grund, euphorisch zu sein“, sagt Thomas Müller.

Die Zuversicht vor dem Gruppenfinale speist sich eher aus dem bemitleidenswerten Eindruck, den die Costa Ricaner bisher bei der WM in Katar hinterlassen haben, vor allem bei ihrer 0:7-Niederlage gegen Spanien zum Auftakt. „Ich denke schon, dass wir der Favorit sind“, sagt Müller.

Los geht’s. Philipp Lahm eröffnete mit seinem Tor zum 1:0 gegen Costa Rica das Sommermärchen bei der WM 2006.
Los geht’s. Philipp Lahm eröffnete mit seinem Tor zum 1:0 gegen Costa Rica das Sommermärchen bei der WM 2006.

© Imago/Lackovic

Mit einem 8:0 gegen die Mittelamerikaner könnten die Deutschen den Einzug ins Achtelfinale perfekt machen – unabhängig davon, was im Parallelspiel der Gruppe passiert. „Es wäre sehr vermessen und respektlos, wenn wir davon ausgehen, dass wir acht Tore schießen“, sagt Bundestrainer Hansi Flick. „Wir wären froh, wenn wir dieses Spiel gewinnen.“

Eher nachrangig behandelt wird hierzulande die Variante, dass auch die Costa Ricaner noch eine Chance aufs Achtelfinale haben. Sollte Spanien gegen Japan gewinnen, würde ihnen dazu ein 0:0 gegen Deutschland genügen. Mit stürmischen Mittelamerikanern rechnet bei den Deutschen daher niemand. Im Gegenteil. Flick geht „stark von einer defensiven Mannschaft aus“.

Es wäre sehr vermessen und respektlos, wenn wir davon ausgehen, dass wir acht Tore schießen.

Bundestrainer Hansi Flick über ein mögliches 8:0 gegen Costa Rica

So wie im zweiten Gruppenspiel gegen Japan. „Die defensive Struktur haben sie nie verlassen“, sagt Müller. Japan brachte gegen Costa Rica genauso viele Schüsse aufs Tor zustande wie gegen Deutschland (drei). Aus dem Strafraum heraus waren es nur sieben Torschüsse insgesamt, gegen Deutschland immerhin zehn. Menschen mit Platzangst sollten den costaricanischen Strafraum am Donnerstag großräumig umfahren.

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„Wir müssen uns viel bewegen, sehr aktiv im Ballbesitz sein und dürfen nicht blind nach vorne stürzen“, sagt Flicks Co-Trainer Danny Röhl. Die Frage ist, in welcher Besetzung die Nationalmannschaft dieses Unterfangen angehen wird. Wieder mit Kai Havertz oder Thomas Müller als falscher Neun? Vielleicht mit Mario Götze, der ein Meister der engen Räume ist? Oder doch mit einem richtigen Mittelstürmer? „Wir haben gute Optionen“, sagt Müller.

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Die Option mit Niclas Füllkrug vorne drin scheint erst einmal die naheliegende; erst recht nach dessen Tor gegen Spanien zum erlösenden 1:1-Endstand. Nach seiner Einwechslung hat der Bremer viel Wirbel verursacht, er war präsent im Strafraum und nicht nur vor seinem Tor gefährlich. „Er vereinfacht das Spiel der Mannschaft“, hat Philipp Lahm im Interview mit der „Zeit“ genannt.

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Länderspiel gab es bisher gegen Costa Rica. Bei der WM 2006 siegten die Deutschen im Eröffnungsspiel 4:2.

Gerade deshalb aber wäre Füllkrug auch als Prellbock für die letzten Minuten prädestiniert – falls das costaricanische Bollwerk den deutschen Angriffen länger trotzt als erwartet. Den wuchtigen Mittelstürmer erst einwechseln, wenn die Verteidiger schon ein bisschen müde sind und nicht mehr jeden Millimeter zulaufen, das könnte für Bundestrainer Flick durchaus eine Überlegung wert sein.

Zumal Füllkrug alle seine Tore für die Nationalmannschaft (zwei) als Joker erzielt hat. Gut, ein bisschen liegt das natürlich auch daran, dass Füllkrug in all seinen Länderspielen (drei) als Joker von der Bank gekommen ist.

Ob Füllkrug gegen Costa Rica von Anfang an spielen werde, ist Hansi Flick am Mittwoch gefragt worden. „Schöner Versuch“, antwortete der Bundestrainer. „aber das werden wir dann morgen sehen.“

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