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Kommentar: Ende eines Traums

Benedikt Voigt sieht im Dopingfall Coskun einen weiteren Beleg dafür, dass sich Paralympische und Olympische Spiele immer ähnlicher werden.

Der naive Traum von den sauberen Paralympischen Spielen ist seit gestern endgültig ausgeträumt. Philip Craven, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees, hatte vor der Eröffnung die Hoffnung auf null Dopingfälle geäußert, etwas weltfremd wie man inzwischen sagen muss. Seit heute haben die Spiele einen zweiten Dopingfall, der allerdings nicht in Peking aufgedeckt worden ist, sondern in Deutschland. Der deutsche Rollstuhlbasketballer Ahmet Coskun ist bei einem Vorbereitungslehrgang von der Nationalen Anti-Doping-Agentur positiv auf den Wirkstoff Finasterid getestet worden und musste sofort von den Spielen abreisen. Wen diese Nachricht überrascht, ist selber schuld.

Die Spiele der Körperbehinderten und die Olympischen Spiele gleichen sich in Peking immer weiter an. Die Organisatoren veranstalten sie mit der gleichen Ernsthaftigkeit, die Zuschauer sind ähnlich begeistert, zwei Athleten nehmen gar an beiden Spielen teil. Auch die Dopingfälle sind nichts Besonderes. Erst wird ein Powerlifter, eine Art Gewichtheben, der Einnahme von Anabolika überführt. Dann wird Finasterid entdeckt, das selber zwar keine Leistungssteigerung hervorruft, aber die Einnahme von Dopingmitteln verschleiern kann. Wer als Leistungssportler, behindert oder nichtbehindert, dieses Haarwuchsmittel nimmt, ist uninformiert oder ignorant. Dass jetzt auch ein paralympischer Sportler erwischt wird, zeigt lediglich, dass paralympische Athleten vom Antidopingtestsystem ernst genommen werden. Das ist angesichts ihrer Leistungsentwicklung auch erforderlich. Zwar gibt es bei den Paralympischen Spielen auch breitensportähnliche Wettkämpfe, bei denen Doping auf den ersten Blick keinen Sinn ergibt. Boccia oder Goalball zum Beispiel. Aber vielleicht ist auch dieser Glaube naiv.

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