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Schalke 04: Luxusproblem im Titel-Endspurt

Trainer Mirko Slomka kann auf der Zielgerade der Meisterschaft wieder auf fast alle Leistungsträger zählen. Franz Beckenbauer tippt nicht nur deshalb auf einen königsblauen Meister.

Gelsenkirchen - Sehr übersichtlich geht es dieser Tage auf dem Trainingsgelände des FC Schalke 04 zu. Aber das täuscht. Auch wenn zurzeit wegen Länderspielabstellungen zeitweise nur elf Fußball-Profis beim Bundesliga-Spitzenreiter ihre Übungen absolvieren, kann sich Trainer Mirko Slomka im Titelendspurt über ein Luxusproblem freuen. Denn der zuletzt arg ausgedünnte Kader füllt sich allmählich mit allen Leistungsträgern auf. "Dann habe ich wieder viel mehr Varianten, nicht nur bei den Spielen. Auch die Qualität im Training verbessert sich spürbar", sagte der 39 Jahre alte Coach zufrieden.

Bis Sonntag allerdings wird Slomka die Übungseinheiten nicht selbst überwachen, sondern dies seinem Assistenten Oliver Reck überlassen. Der Chefcoach nutzt die Spielpause wie der gesamte Vorstand für einen Viertagestrip nach Russland, zu dem Hauptsponsor Gazprom einlud. Da Rotsünder Lincoln beim "Gipfeltreffen" mit Titelverteidiger Bayern München am 31. März noch einmal aussetzen muss, darf auch er das vollgepackte Programm mit einem Besuch des Firmensitzes in Moskau, einem Abstecher zum Kooperationspartner Zenit St. Petersburg und einem Flug über die sibirischen Gasfelder mitmachen. Manager Andreas Müller glaubt nicht, dass Slomkas Abwesenheit die Vorbereitung auf die Partie in München stört. "Er fehlt nur bei zwei Trainingseinheiten, weil am Wochenende frei ist."

Der "Kaiser" tippt auf Schalke

Ab Montag gilt die Konzentration wieder ganz der Jagd auf die Meisterschale. Das glückliche 1:0 gegen Stuttgart und die gleichzeitige Bayern-Pleite in Frankfurt werteten nicht nur die Knappen als Meilenstein auf dem Weg zum Titel. Während Ottmar Hitzfeld die 21. Bayern-Meisterschaft abhakte ("Haben im Titelkampf nichts zu suchen"), rechnete Franz Beckenbauer in der "Bild"-Zeitung vor, warum Schalke sich im Duell mit Werder Bremen (drei Punkte zurück) durchsetzt. Der "Kaiser" sprach von einem "Foto-Finish" und tippte die Ergebnisse der letzten acht Spieltage. Resultat: Schalke verliert in München, liegt am Ende aber zwei Zähler vor Bremen, weil Werder zum Finale in Wolfsburg nur ein Remis erreicht.

Mit derlei Spielchen kann Müller nichts anfangen. "Es bleibt ein Vierkampf bis zum Schluss. Aber sicher würde die Mannschaft noch mehr Selbstvertrauen bekommen, wenn sie in München besteht", sagte der 44-Jährige. Tatsächlich spricht einiges dafür, dass der seit 49 Jahren unerfüllte Meistertraum in Erfüllung geht. Nach dem Topspiel trifft Schalke mit Ausnahme der Partie gegen Nürnberg "nur" noch auf Teams der unteren Tabellenhälfte. Das kann ein Vorteil, aber auch ein Nachteil sein. Müller warnt: "Wir lassen uns nicht einlullen. Wir bekommen nichts geschenkt. Denn diese Teams kämpfen im Abstiegskampf ums Überleben." Werder hat ein ähnliches Restprogramm, aber ein Heimspiel weniger als Schalke (vier) und zudem - wie München - die Zusatzbelastung durch den Europapokal.

Entscheidend im Schlussspurt dürfte neben dem Nervenkostüm die Personalsituation sein. Hier entspannt sich bei Schalke die noch vor Wochen bedenkliche Lage. Gerald Asamoah feierte schon gegen den VfB ein Comeback, will sich bis zum Bayern-Spiel wieder "ganz heran arbeiten" und ist schon allein als Stimmungskanone ein Gewinn. "Mit mir ist das Glück zurückgekehrt", meinte der Stürmer nach seinem 15-Minuten-Einsatz. Noch wichtiger ist die Rückkehr von Christian Pander, der mit seinem Flanken und Freistößen stets für große Gefahr sorgt. In München sind auch der schnelle Däne Peter Lövenkrands und Gustavo Varela erstmals nach Wochen wieder an Bord. Müller: "Es ist ein gutes Gefühl, wieder aus dem Vollen schöpfen zu können. Jetzt kann man besser reagieren, wenn einer mal einen kleinen Hänger hat." (Von Ulli Brünger, dpa)

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