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Kurt Fearnley bei seinem Sieg beim New York Marathon Anfang November 2014.

© AFP

Meine  Paralympics: Kurt Fearnley - ein Lehrer fürs Leben

Kurt Fearnley ist ein Kämpfer. Er ist Rennrollstuhlfahrer, mehrfacher Paralympics-Champion – und jetzt auch Buchautor. Ende Oktober ist seine Autobiografie "Pushing the Limits" erschienen.

Mir liefen Tränen die Wangen herunter, aber ich habe mich selbst weiter angetrieben und geschrieen: ,Wer bist du? Wer bist du?‘ Die Worte schienen von irgendwoher außerhalb meines Selbst zu kommen, als ob sie mir jemand eintrichtern wollte. Und jedes Mal schoss mir als Antwort auf die Frage immer wieder der gleiche Gedanke durch den Kopf: Ich bin jemand, der niemals stoppen wird. Jemand, der nie aufgeben wird. Niemals.“

Kurt Fearnley ist ein Kämpfer, er ist Rennrollstuhlfahrer, mehrfacher Paralympics-Champion – und jetzt teilt der Australier Erinnerungen wie diese an seinen inneren Kampf während des New-York-Marathons 2011 in seiner gerade erschienenen Autobiografie "Pushing the Limits". Kinogänger hierzulande kennen den Leistungssportler, der angesichts seiner verkürzten unteren Körperteile auch schon mal auf seinen Armen und Händen durch den Dschungel Papua-Neuguineas robbte, aus dem bewegenden Dokumentarfilm „Gold – Du kannst mehr als du denkst“.

Der Familienvater ist einer der paralympischen Athleten, die Unternehmenschefs gern als Motivationstrainer für Manager in Führungsetagen einladen. Denn der Biss, die Motivation, der Lebensmut, die Leidenschaft und der unbändige Wille, selbst aus Krisen im Leben gestärkt hervorzugehen, haben Vorbildcharakter.

Von paralympischen Leistungssportlern kann jeder auch abseits der Wettkämpfe lernen. Man braucht sich nur ein Buch zu schnappen oder ein wenig durchs Netz zu surfen. „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser“ heißt das Buch der zwölffachen Paralympics-Siegerin und jetzigen Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Behinderten, Verena Bentele. In dem Buch lässt sie den Leser anhand eines mentalen Übungsprogramms testen, wie man Schritt für Schritt in jedem Lebensbereich eigene Grenzen verschieben kann. Bentele ist eben davon überzeugt, dass wirklich blind nur derjenige sei, der nicht vertrauen könne. Sie selbst läuft immer einem sehenden Guide hinterher.

Impressionen der letzten Spiele, das waren die Winterparalympics: Im März holte Anna Schaffelhuber in Sotschi ihre erste Goldmedaille bei Winter-Paralympics 2014.
Impressionen der letzten Spiele, das waren die Winterparalympics: Im März holte Anna Schaffelhuber in Sotschi ihre erste Goldmedaille bei Winter-Paralympics 2014.

© Imago

Wenn nichts hilft, hilft manchmal auch Humor. Das vermittelt Tischtennisspieler, Pfarrer, Kabarettist, Moderator und Referent Rainer Schmidt auch außerhalb der Sportstadien. „Lieber Arm ab als arm dran – Grenzen haben, erfüllt leben“ heißt eines seiner Bücher. Darüber schreibt Schmidt, dem beide Unterarme fehlen: „Ohne erhobenen Zeigefinger (wie sollte ich auch, zwinker) erzähle ich fröhlich und aus meiner Perspektive, was es bedeutet, mit einer offensichtlichen Einschränkung zu leben.“ Mit Anekdoten zeigt er, wie der Umgang mit den eigenen Grenzen gelingen kann. Jeder solle sich auf das konzentrieren, was er kann und nicht auf das, was er nicht kann.

Behindertensportler können eben gute Trainer sein, fürs Leben. Übrigens, auf Facebook hat Rennrollstuhlathlet Kurt Fearnley gerade gepostet: „Ich bin so glücklich, meinen fünften New-York-Marathontitel gewonnen zu haben.“ Windig sei es gewesen, und kalt. Und was hat Kurt Fearnley gemacht? Mal wieder nicht aufgegeben.

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