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Antisemitismus ist auch im Fußball ein Problem.

© dpa/David Inderlied

Nach antisemitischen Äußerungen bei CFC Hertha 06: BFV bereitet Einleitung eines sportgerichtlichen Verfahrens vor

Im November waren Spieler des CFC Hertha 06 antisemitisch aufgefallen. In der Folge hatte der Vereinsvorsitzende von Hertha 06 seine Spieler verteidigt, was nun Konsequenzen nach sich ziehen könnte.

In der ARD-Dokumentation von Sport Inside „Judenhass auf Deutschlands Sportplätzen“ vom 27. Januar hatte der Vereinsvorsitzende des Berliner Oberligisten CFC Hertha 06, Ergün Çakır, das Verhalten zweier A-Jugend-Spieler des Vereins verteidigt. Diese hatten bei einem Ligaspiel gegen den TuS Makkabi im November Hitlergrüße gezeigt und antisemitische Aussagen getroffen, die bis hin zu extremen Drohungen gegenüber Spielern und Zuschauenden von Makkabi reichten.

Infolgedessen hatte das Sportgericht des Berliner Fußball-Verbandes (BFV) die Spieler zu zwei Jahren Spielsperre verurteilt, der schärfsten Individualsanktion, die der Verband vorsieht. Diese Strafe hatte Çakır kritisiert und als Grund dafür gesehen, dass der Hass der beiden Spieler, von denen einer sein Sohn ist, lebenslang sei.

Er hätte eine andere Strafe als eine Sperre sinnvoller gefunden, bei der zugleich versucht werde, Antisemitismus abzubauen. Vor Gericht habe sich Çakır bei den anwesenden Mitgliedern von Makkabi ebenso entschuldigt wie sein Sohn, sagte Çakır der Deutschen Presse-Agentur.

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Jahre Spielsperre erhielten die beiden A-Jugendlichen des CFC Hertha 06

Am Montag gab der BFV bekannt, dass der Verband die Einleitung eines sportgerichtlichen Verfahrens gegen den Vereinsvorsitzenden und Vizepräsidenten von Hertha 06, Ergün Çakır, vorbereite. „Die von Ergün Çakir getroffenen Äußerungen sind aus Sicht des Berliner Fußball-Verbands völlig inakzeptabel und nicht mit den in der Satzung verankerten Werten vereinbar“, erklärte BFV-Präsident Bernd Schultz. „Die Einleitung eines sportgerichtlichen Verfahrens auf Antrag des Präsidiums ist daher die folgerichtige Konsequenz.“

Im Zuge dessen werde auch überprüft, ob der CFC Hertha 06 bereit sei, nachhaltige Schritte zur Bekämpfung von Antisemitismus aufzunehmen, die der Berliner Verband nun voraussetze.

Çakır entschuldigte sich am Montag beim BFV für seine Aussagen

Darüber hinaus habe auf Initiative von BFV-Vizepräsident Recht, Jan Schlüschen, am Montag ein Gespräch mit Çakır stattgefunden, in dem sich der Vizepräsident für das Verhalten seiner Spieler entschuldigt und Fehler bei seinen Äußerungen im Rahmen der Sportreportage eingestanden. „Ich habe Herrn Çakır im persönlichen Gespräch darauf hingewiesen, dass der Verband ein Sportgerichtsverfahren einleiten wird und von Seiten des CFC Hertha 06 die Erarbeitung eines Maßnahmenkatalogs erwartet“, sagt Jan Schlüschen.

Für die Einreichung dieses Maßnahmenkataloges, der nachhaltige Konzepte zur Bekämpfung von antisemitischen Strukturen im Verein und im Berliner Fußball sowie konkrete Umsetzungsschritte beinhalten muss, habe Çakır bis zum heutigen Dienstag Zeit.

Auch ein Austausch mit dem betroffenen TuS Makkabi sei erfolgt, wie der BFV erklärt, machte dazu aber keine näheren Angaben. Der Verband hält sich also noch zurück mit der Äußerung, welche konkreten Konsequenzen drohen, sollte Hertha 06 keine nachhaltigen Maßnahmen einleiten. Angesichts des noch laufenden Verfahrens ist das aber wohl die gängige Praxis.

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