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Marius Gersbeck vor Gericht.

© dpa/BARBARA GINDL

Nach der Gerichtsverhandlung in Salzburg: Hertha BSC öffnet Marius Gersbeck die Tür

Der Prozess vor dem Landgericht in Salzburg nimmt für Herthas Torhüter Gersbeck ein glimpfliches Ende. Das erhöht seine Chancen auf eine Rückkehr ins Team.

Fragen waren bei der Pressekonferenz nicht erwünscht, zumindest nicht zur Causa Marius Gersbeck. Das wurde am Donnerstagmittag gleich zu Beginn verkündet. Auf dem Podium saßen Pal Dardai, der Trainer des Berliner Fußball-Zweitligisten Hertha BSC, und Kapitän Toni Leistner. Und sie würden sich – so die klare Ansage vorab – ausschließlich zum anstehenden Heimspiel gegen den FC St. Pauli an diesem Samstag (20.30 Uhr, live bei Sky) äußern.

Knapp zwei Stunden waren zu diesem Zeitpunkt vergangen, seitdem der Strafprozess gegen Herthas Torhüter Gersbeck vor dem Landgericht in Salzburg vergleichsweise glimpflich zu Ende gegangen war. Der 28-Jährige, dem schwere Körperverletzung vorgeworfen worden war, muss nicht ins Gefängnis. Im Zuge einer sogenannten Diversion zahlt Gersbeck 40.000 Euro an den österreichischen Staat. Das Verfahren endet damit ohne Verurteilung, aber auch ohne Freispruch.

Knapp zwei Stunden später, bei der Pressekonferenz zu Herthas anstehendem Heimspiel, verwies Vera Krings, die Pressesprecherin des Vereins, auf eine Stellungnahme von Geschäftsführer Tom Herrich. Mehr gebe es aktuell von Seiten Herthas nicht zu sagen. Aber Herrichs Stellungnahme war vielsagend genug.

Unmittelbar nachdem Gersbeck im Juli im Trainingslager in Zell am See einen 22-Jährigen zusammengeschlagen haben soll, war er von seinem Arbeitgeber suspendiert worden. Am Donnerstag haben ihm Herrich und Hertha die Tür für eine Rückkehr in den Kader schon wieder weit geöffnet.

„Nach unserem Kenntnisstand hat es keine vollständige Hauptverhandlung, keine formelle Verurteilung und damit auch keinen Schuldspruch gegeben“, teilte Herthas Geschäftsführer nach der Gerichtsverhandlung mit. „Das Gericht hat die Schuld offenbar als nur gering angesehen.“ Bei dieser Sachlage schließe man nicht aus, „dass Marius Gersbeck eine zweite Chance erhält“.

Vor allem Herthas Präsident Kay Bernstein hatte sich in den vergangenen Wochen dafür stark gemacht. Er pflegt ein freundschaftliches Verhältnis zu Gersbeck, der wie er eine enge Beziehung zu Herthas Ultraszene hat.

Bei dieser Sachlage schließen wir unter Berücksichtigung der Interessen aller Beteiligten nicht aus, dass Marius Gersbeck eine zweite Chance erhält.

Tom Herrich, Geschäftfsführer von Hertha BSC

Allerdings gab es innerhalb des Klubs Widerstände gegen die Haltung des Präsidenten, vor allem aus dem Aufsichtsrat. Gersbecks Verhalten sei schwer mit der Vorbildfunktion in Einklang zu bringen, die man von einem Profi von Hertha erwarte. Zudem wurde auf den Fall Fredi Bobic verwiesen. Dem früheren Sportgeschäftsführer war Anfang dieses Jahres fristlos gekündigt worden, nachdem er einem Fernsehreporter körperliche Gewalt lediglich angedroht hatte („Wenn du noch mal frägst, scheuer ich dir eine“).

Die Skepsis innerhalb des Aufsichtsrats mit Blick auf eine Rehabilitierung Gersbecks ist auch nach Abschluss der juristischen Auseinandersetzung nicht ausgeräumt. Aber selbst wenn das Gremium bei seinen Vorbehalten bleiben sollte: Die Entscheidung, ob Gersbeck wieder Teil des Kaders wird, liegt in letzter Instanz bei Geschäftsführer Herrich. „Wir werden dies intern besprechen und zeitnah entscheiden“, kündigte er an.

Gersbeck war erst im Sommer für eine Ablöse von 300.000 Euro vom Karlsruher SC zu seinem Heimatverein zurückgekehrt. In Herthas junger Mannschaft war er eigentlich für eine exponierte Rolle vorgesehen. Gersbeck ist verheiratet, hat drei Kinder und gilt als eher ruhiger Zeitgenosse. Menschen, die ihn lange kennen, waren höchst verwundert von der Nachricht, dass er auf einen Menschen eingeprügelt hat.

Bei der Verhandlung in Salzburg zeigte Gersbeck am Donnerstag die nötige Reue. „Ich bedaure den Vorfall zutiefst. Ich würde mich noch gerne beim Opfer persönlich entschuldigen“, sagte er gleich zu Beginn. Auch wenn der Tathergang im Prozess nicht mehr thematisiert wurde, gilt es als unstrittig, dass Gersbeck sein Opfer mit Schlägen und Tritten schwer verletzt hat. Frakturen im Gesicht waren die Folge.

Bereits vor einigen Wochen hatte er sich mit dem 22-Jährigen auf die Zahlung einer Entschädigung geeinigt, um einen möglichen Zivilprozess zu vermeiden. Vor Gericht reichte Gersbeck dem Österreicher die Hand. „Ich hoffe, dass du keine Folgeschäden hast“, sagte er. (mit dpa)

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