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Der Bär freut sich schon auf Olympia. Und wer noch?

© imago images/Camera 4/Tilo Wiedensohler via www.imago-images.de

Olympia ist ein Traum, die Realität oft Albtraum: Spiele müssen der Sportstadt Berlin helfen

Eine Stadt, die es nicht schafft, dem Breitensport genug Hallen und Plätze zur Verfügung zu stellen, bewirbt sich für Olympia. Berlin hat viel zu tun, bis es reif für die Spiele ist.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Der Senat will die Olympischen Spiele in Berlin unbedingt, so viel ist klar. Jetzt fragt man sich nur, wer klimaneutral und für lau die dringend notwendigen neuen Sportstätten für die Sommerspiele 2036 oder 2040 herzaubern soll. Aber eine „Sportstadt“, die es nicht mal schafft, ihre Eisbahnen im Winter zu öffnen, wird das schon wuppen, oder?

Das Erika-Heß-Stadion in Wedding hat den Saisonbeginn nicht erlebt, die Eisbahn Neukölln ist schon im zweiten Jahr geschlossen. Trübe Beispiele dafür, wie der Breiten- und Vereinseissport in Berlin am Stock und nicht mehr am Eishockeystock geht. Und die Liste ließe sich fortsetzen. Mag die Absage des traditionsreichen Eisspeedway-Rennes im Horst-Dohm-Eisstadion aus umwelttechnischen Gründen nachvollziehbar sein, so knirscht es in Berlin in Hallen und auf den Fußballplätzen.

Im Profisport funktioniert es mit den nötigen großen Sportstätten nur dort, wo ein Investor am Werke ist (Mercedes-Benz-Arena) oder sich die Fans selbst ein Stadion bauen (1. FC Union). Mit den anderen Arenen sieht es von Max-Schmeling-Halle bis zum Velodrom oder Schwimmhalle so aus, dass die aufgrund ihrer Kapazität und Infrastruktur in 13 oder 17 Jahren nicht olympiatauglich sein werden.

Klar, der olympische Fußball lässt sich von Berlin prima auslagern (nach Wolfsburg oder Leipzig), ein reines Fußballstadion ist ja seit Jahren nur im Gerede (Hertha BSC) und im Olympiastadion werden bei Olympia andere Sportarten stattfinden müssen. Aber wohin dann mit einer Sportart wie Feldhockey? Da gibt es nichts Olympia-taugliches und selbst wenn die MB-Arena olympisch wird, sämtliche Handball-, Volley- oder Basketballspiele lassen sich in ihr nicht austragen.

Es wird also investiert werden müssen. Und dazu kommt, neben ökologischen und monetären Aufwendungen, dass olympische Sportstätten eben selten so gebaut werden können, dass die für den Breitensport genutzt werden können, weil sie oft einfach zu komplex und groß sind. Baut Berlin etwa eine 10.000 Zuschauer fassende Halle, dann wird die sich im Nachgang kaum für einen Handball-Zweitligisten nutzen lassen. Die Spiele der Vergangenheit sind mahnende Beispiele, von London (2012) oder Rio (2016) sind etliche olympische Bauten heute ungenutzt.

Was angesichts der Olympia-Diskussion von politischer Seite erschüttert, ist die triste Realität im Berliner Sport. Es muss nun dargelegt werden, wie eine Bewerbung dem Breiten- und Vereinssport nachhaltig hilft. Und vielleicht sollte man vorher kurz erklären, wie sich die momentane Tristesse, Beispiel Eisbahnen, schnell lösen lässt.  

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