zum Hauptinhalt
RB Leipzig hat sich am Freitag von Sport-Geschäftsführer Max Eberl getrennt.

© dpa/Jan Woitas

RB Leipzig entlässt Max Eberl vor Topspiel: Der FC Bayern profitiert doppelt

Die Entlassung Eberls zeugt von einem fragwürdigen Gespür für Timing und einem noch fragwürdigeren Verständnis vom Fußballgeschäft.

Ein Kommentar von Sven Fröhlich

„Ich mache zuerst mit dir Schluss, damit du nicht mit mir Schluss machen kannst.“ Was nach einem Song von Taylor Swift klingt, war der Geschäftstag von RB Leipzig am Freitag. Einen Tag vor dem Topspiel gegen den FC Bayern hat sich der Bundesligist mit sofortiger Wirkung von Sport-Geschäftsführer Max Eberl getrennt.

Dass deutsche Fußballfunktionäre beim Timing ihrer Entlassungen mitunter Taktlosigkeit vermissen lassen, hat sich zuletzt bei der Freistellung von Bundestrainer Hansi Flick während des Finals der Basketball-WM gezeigt, in diesem Fall war das Problem aber viel mehr eine Paktlosigkeit. Denn der Grund für Eberls Demission lautete: „fehlendes Commitment zum Club“.

Hinter diesem neudeutschen Modewort mit Start-Up-Dialekt scheint zuvorderst die gekränkte Eitelkeit der Leipziger Verantwortlichen zu stehen. Aus sportlicher Sicht gibt es keinen Grund für die Entlassung, wie der Verein in der Mitteilung selbst bemerkte. Im Sommer hatte Max Eberl den sportlichen Umbruch allem Anschein nach eindrucksvoll gestemmt und eine Mannschaft mitgeformt, die erneut mindestens in der Champions League landen dürfte.

Dass die Beziehung zwischen Eberl und RB nach gerade einmal neun Monaten beendet wurde, wird also implizit damit begründet, dass er die in der Vergangenheit häufiger aufgekommenen Gerüchte über ein Engagement beim FC Bayern nicht klar dementiert hatte. Zudem soll er sich immer wieder bei seiner Lebensgefährtin in München aufgehalten haben, anstatt in Leipzig zu sein.

Nun ist es aber so, dass Max Eberl seit Jahren bei den Bayern auf dem Zettel steht – bereits vor seiner Anstellung in Leipzig. Ihn nun wegen eines fehlenden Commitments zu entlassen, zeugt schon fast von einer kindlichen Naivität über das schnelllebige Fußballgeschäft, das in Leipzig ohnehin mehr mit Betriebswirtschaft als Tradition zu tun hat – was die Berufung auf mangelnde Bindung noch etwas obskurer macht. Die Tatsache, dass Spieler und Trainer ihren Verein trotz vorheriger Berufung auf ihre ungeteilte Liebe doch noch gewechselt haben, hat den Begriff in dieser Branche schon seit Langem ad absurdum geführt.

Der Zeitpunkt für die Entlassung zeigt einmal mehr, dass Eitelkeit und Außendarstellung die Vernunft ausstechen. Statt Machtgeste ist die Demission viel mehr affektiertes Brusttrommeln, und die Bayern dürften davon doppelt profitieren. Die Unruhe im Verein dürfte sich vor der Begegnung auch mannschaftsintern bemerkbar machen. Noch dazu wäre es die Ironie des Schicksals, wenn der FC Bayern Eberl erst aufgrund seiner Entlassung verpflichtet. Oder wie es im Leipziger Unterton heißt: „Ich hab dich sowieso nie geliebt!“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false