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Der Chef fehlt: Urs Fischer (links) kann am Sonntag nicht dabei sein, Co-Trainer Markus Hoffmann ersetzt ihn.

© Matthias Koch/Imago

Selbst wenn der FC Bayern kommt: Der 1. FC Union setzt auf Gelassenheit

Der Trainer abwesend, der Gegner übermächtig, das DFL-Konzept in der Kritik – trotz turbulenter Tage geht der 1. FC Union die Aufgabe gegen Bayern positiv an.

Eigentlich lief die Vorbereitung auf den Bundesliga-Neustart alles andere als perfekt für den 1. FC Union. Der Trainer musste kurzfristig abreisen, zwei Spieler haben sich kritisch gegenüber dem DFL-Konzept geäußert, und der erste Gegner ist ohnehin fast unschlagbar. Doch vor dem Spiel gegen den FC Bayern am Sonntag gab es nicht den kleinsten Hauch von Krise in Köpenick.

„Wir hatten Freude, wieder auf dem Platz zu stehen“, war die gelassene Botschaft vom Co-Trainer Markus Hoffmann, der gegen den Rekordmeister für Cheftrainer Urs Fischer an der Seitenlinie stehen wird. Nach einem Todesfall in der Familie musste der Schweizer vorzeitig das Quarantäne-Trainingslager verlassen und darf erst Anfang nächste Woche wieder zur Mannschaft stoßen. Aber auch ohne den Cheftrainer freut man sich auf die Partie. Ein Spiel zu spielen, sei für jeden Fußballer „das Schönste und Größte“, sagte Markus Hoffmann am Samstag.

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Dabei hatten sich in der letzten Woche die Union-Profis Neven Subotic und Felix Kroos nachdenklich und kritisch zu Wort gemeldet. In fließendem Englisch hatte Subotic vor einer Woche bei der BBC sehr wortgewandt Bedenken geäußert über die im Fußball-Business ansonsten laut beklatschte Saisonfortsetzung. Alles ein bisschen zu schnell, alles ein bisschen zu unreflektiert, lautete die Botschaft des 31-Jährigen. Und: „Der finanzielle Aspekt wurde hervorgehoben.“

In mehreren Interviews präzisierte Subotic dann seine Haltung und mahnte unter anderem mehr Mitspracherecht für Profis an – aber auch mehr gelebte Eigenverantwortung. „Ich wünsche mir, dass mehr Fußballer ihr Verhalten hinterfragen und sich ihrer Rolle in der Zivilgesellschaft bewusst werden“, sagte der für sein soziales Engagement bekannte ehemalige serbische Nationalspieler.

Doch was andernorts zu Relativierungen und Gegendarstellungen geführt hätte, wurde beim Berliner Aufsteiger recht unaufgeregt zur Kenntnis genommen und als Meinungsfreiheit registriert. Auch als Mitspieler Felix Kroos dem Verteidiger verbal zur Seite sprang, blieb ein Sturm der Entrüstung aus.

Skeptischer Blick: Im Vorlauf zum Bundesliga-Neustart gegen den FC Bayern hat sich Neven Subotic kritisch zu Wort gemeldet.
Skeptischer Blick: Im Vorlauf zum Bundesliga-Neustart gegen den FC Bayern hat sich Neven Subotic kritisch zu Wort gemeldet.

© Soeren Stache/dpa

Im Endeffekt seien es die Spieler, die sich in Zeiten der Coronavirus-Krise einem Gesundheitsrisiko aussetzen, sagte der jüngere Bruder von Toni Kroos. „Die Leute in der DFL holen sich keinen Kreuzbandriss oder brechen sich kein Bein. Das sind wir, die der Gefahr ausgesetzt sind, was die Gesundheit betrifft. Und da wünscht man sich schon auch, eine Stimme zu haben.“

Beim 1. FC Köln hatte sich der Belgier Birger Verstraete nach seiner geäußerten Sorge öffentlich relativierend erklärt. Bei Union hingegen sagte Trainer Fischer im Interview mit dem Fernsehsender RBB, man solle „andere Meinungen zulassen“. Auch Hoffmann zeigte Verständnis für Spieler mit Verletzungssorgen: „Keiner hat Erfahrung, was es heißt, nach einer Woche Mannschaftstraining in den Spielbetrieb einzusteigen. Es ist sehr schwierig für die Spieler“, sagte der Co-Trainer am Samstag.

Die Bürotür sei immer offen, betonte Hoffmann. Doch kein Spieler hatte gesagt, er sei nicht bereit zu spielen. „Darum gehe ich davon aus, dass die Mannschaft alles geben wird.“ Auch, wenn es „nahezu unmöglich“ werde, die Bayern zu überraschen. (mit dpa)

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