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Sheraldo Becker hatte seit dem 9. November auf ein Tor gewartet.

© REUTERS/ANNEGRET HILSE

Update

Sheraldo Becker beendet seine Torflaute: 1. FC Union gewinnt gegen Stuttgart und festigt Platz drei

Nach 918 Minuten erzielt Sheraldo Becker wieder ein Tor für den 1. FC Union – und was für ein wichtiges. Die Berliner befinden sich weiter auf Champions-League-Kurs.

Stürmer haben im Fußball kein ganz einfaches Leben. Im Erfolgsfall sind sie oft die Helden, doch läuft es nicht, beginnt schnell die Zählerei. Dieser Logik entzog sich auch Sheraldo Becker nicht, da konnte ihn Urs Fischer noch so sehr für seinen Einsatz loben. Seit dem 9. November, seit 143 Tagen, hatte der 28 Jahre alte Stürmer des 1. FC Union nicht mehr getroffen und diese Durststrecke war ihm anzumerken. Becker wirkte oft unzufrieden mit sich, ärgerte sich über vergebene Chancen – und jubelte am Samstag vor 22.012 Zuschauern im ausverkauften Stadion An der Alten Försterei umso ausgelassener.

Es waren 918 Minuten seit seinem letzten Tor vergangen, als Jerome Roussillon flankte, Becker abhob und den Ball aus der Luft zum wichtigen 1:0 versenkte. Es war die Initialzündung und Kevin Behrens sowie Genki Haraguchi per Eigentor machten Unions 3:0 (0:0)-Erfolg gegen den VfB Stuttgart perfekt. „Es fühlt sich sehr gut an, wieder zu treffen“, sagte der surinamische Nationalspieler. „Ich hatte in den letzten Spielen schon Chancen, habe ein Abseitstor geschossen. Heute hat es gezählt und wir haben die drei Punkte, das ist das Wichtigste.“

Auch Trainer Fischer und Kapitän Christopher Trimmel freuten sich mit ihrem besten Torschützen, der das Training am Donnerstag krank verpasst hatte, sogar im Krankenhaus durchgecheckt wurde und nach dem Spiel noch leichte Magenschmerzen hatte.

„Sheraldo ist ein sehr ehrgeiziger Spieler und arbeitet sehr hart“, sagte Trimmel. Schon seine bloße Präsenz auf dem Platz löse bei der gegnerischen Defensive etwas aus und eröffne den Mitspielern Räume. „Stürmer leben von ihren Toren und je länger eine Flaute geht, desto mehr kommt der Kopf dazu“, sagte Fischer. „Ich hoffe, dass er es jetzt beibehalten kann.“

Stuttgart fällt in sich zusammen

Beckers Tor brachte Union nach einer schwachen ersten Hälfte auf die Siegerstraße und die Punktverluste der Konkurrenz rundeten einen überaus erfolgreichen Berliner Nachmittag ab. Als Tabellendritter hat Union nun bereits sechs Punkte Vorsprung auf Platz fünf und befindet sich klar auf Champions-League-Kurs. „Wenn du dich international qualifizieren möchtest, musst du solche Spiele gewinnen“, sagte Trimmel.

Dass das 3:0 die Kräfteverhältnisse auf dem Platz sehr ungenügend widerspiegelte, betonten alle Beteiligten. Gerade in der ersten Hälfte war der VfB klar überlegen und hatte gute Chancen zur Führung. Das vermeintliche 1:0 von Juan Perea wurde nach Intervention des Videoassistenten wegen eines Handspiels aberkannt.

Dan-Axel Zagadou köpfte aus aussichtsreicher Position über das Tor und kurz vor der Pause scheiterte Tiago Tomas an Unions Ersatztorwart Lennart Grill, der für den angeschlagenen Frederik Rönnow in die Startelf gerückt war. „Wir haben zu null gespielt, darüber freut man sich als Torwart immer, aber wir hatten auch eine Portion Glück“, sagte Grill.

Nach der „sehr enttäuschenden ersten Hälfte“, wie Fischer kritisierte, kam Union allerdings deutlich entschlossener aus der Kabine. „Wir sind mit einer anderen Einstellung rausgegangen“, sagte Becker. Nach seinem Treffer war zu erkennen, warum die Berliner sehr weit oben in der Tabelle stehen und der VfB ganz unten.

Die Stuttgarter fielen zeitweise in sich zusammen, Behrens legte nach und dann grätschte Haraguchi, der bis Januar noch für Union gespielt hatte und überaus freundlich empfangen wurde, den Ball bei einer verzweifelten Rettungsaktion ins eigene Tor. „Wenn man vorne steht, ist einem das Glück hold“, sagte Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia. „Bei uns ist es genau umgekehrt.“ Das sah auch Fischer so, der den Sieg seiner Mannschaft als „in der Summe glücklich“ bezeichnete.

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