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Und wieder drin. Lewandowski schießt das 3:1 - zwei kommen noch.

© AFP/Stache

Rekordschütze Robert Lewandowski: Spielender Torjäger

Spielender Torjäger: Pep Guardiola kann keine Zweifel mehr am Können seines Stürmers Robert Lewandowski haben.

Eine kleine Erinnerung an diesen denkwürdigen Abend musste schon sein. Darauf legte Robert Lewandowski Wert. Der Stürmer des FC Bayern hatte zwar nach Schlusspfiff mehr zu tun als jeder andere seiner Kollegen, aber die Zeit, sich um den Spielball zu kümmern, nahm er sich. „Der kommt zu mir nach Hause.“ Er drückte den Ball fest an sich, fast so, als würde er ihn liebkosen und sich bedanken, dass er zu Beginn dieser zweiten Halbzeit beim 5:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg mit ihm machen konnte, was er wollte.

Trainer Pep Guardiola hatte beim letzten der fünf Treffer, die der Pole allesamt innerhalb von knapp neun Minuten erzielt hatte, die Hände vor den Kopf geschlagen und sich fassungslos umgeschaut. „So etwas“, sagte der Katalane später, „habe ich noch nie erlebt, nicht als Spieler, nicht als Trainer.“

Lewandowski hat in neun Minuten Bundesliga-Geschichte geschrieben: Erster Einwechselspieler, der mehr als drei Tore erzielte, schnellster Hattrick (3:22 Minuten, siehe rechts), schnellster Viererpack (5:42) und Fünferpack (8:59). Und der 27-Jährige hätte sogar den Rekord von Dieter Müller knacken können, aber zwei Chancen vergab er noch. „Wenn’s läuft, musst du einfach weitermachen und versuchen, weiter Tore zu schießen“, sagte Lewandowski.

Für das Kunststück hatte Lewandowski genau zehn Ballkontakte benötigt. Der Pole war erst zu Beginn der zweiten Hälfte eingewechselt worden, nachdem die Münchner mit einem 0:1-Rückstand in die Pause gegangen waren. „Wir haben keinen Zugriff auf Lewandowski bekommen. Zu seinem Lauf und seinem Können kam aber noch unsere gütige Mithilfe“, sagte Wolfsburgs Manager Klaus Allofs. Die Frage ist nun, ob das Spiel der Bayern in der ersten Hälfte anders gelaufen wäre, hätte Lewandowski von Anfang an gespielt, oder ob das Fristen auf der Bank den Stürmer zusätzlich motiviert hat. Natürlich, gibt Lewandowski zu, „ist man nie zufrieden, wenn man auf der Bank sitzen muss“. Allerdings war er nach dem Champions-League-Spiel in Athen leicht angeschlagen gewesen, er hatte deshalb auch am Wochenende in Darmstadt vorsichtshalber pausiert. „Aber jetzt ist wieder alles okay“, sagte Lewandowski.

Pep Guardiola war immer von Lewandowski überzeugt

Es gibt ohnehin keinen Hinweis, dass Guardiola seinen Stürmer Lewandowski nicht wertschätzen würde. Wenn es darauf ankommt, spielt der Pole. In 36 von 40 Bundesliga-, allen 13 Champions-League- und sieben Pokal-Spielen war er dabei, in der Regel von Anfang an. Nur einmal seit seinem Wechsel im Sommer 2014 von Dortmund zum FC Bayern hatte Lewandowski ganz offensichtlich kein Verständnis für Guardiolas Personalentscheidung. Als er im letzten Spiel der vergangenen Saison eine gute Viertelstunde vor Abpfiff vom Platz genommen wurde, obwohl er noch Chancen hatte, den Titel des Torschützenkönigs zu gewinnen, gelang es ihm nicht, seine Enttäuschung zu verbergen.

Nicht allen Spielern, die als Stars ihrer vorherigen Mannschaft nach München gekommen waren, gelang die Eingewöhnung so problemlos wie Lewandowski. 25 Tore erzielte er in seinem ersten Jahr, jetzt sind es bereits neun in sieben Pflichtspielen. Eigentlich ist er nicht unbedingt ein Wunschspieler von Guardiola. Zum einen, weil sein Wechsel in die Wege geleitet worden war, als der Trainer des FC Bayern München noch Jupp Heynckes hieß. Zum anderen würde Guardiola am liebsten einen offensiven Mittelfeldspieler in der Sturmmitte agieren lassen. Aber wegen Lewandowski begann Guardiola umzudenken. Denn der Pole kann fast alles. Er hat nicht nur einen Torinstinkt, sondern sieht seine Wirkungsstätte auch außerhalb des Strafraums, als Anspielstation und Vorbereiter.

Den Vorstellungen von Guardiola von einer Spitze kommt er deshalb sehr nah. „Ich bin kein Stürmer, der im Sechzehner steht und das ganze Spiel wartet, dass er angespielt wird. Ich will mitspielen“, sagt Lewandowski. In so kurzer Zeit wie am vergangenen Dienstag ist das noch keinem Spieler in der Bundesligageschichte gelungen.

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