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Hohe Ziele: Sparta Lichtenberg (li. Max Konrad in einem Testspiel gegen Polar Pinguin) will Meister werden.

© Imago / imago images/Matthias Koch

Spitzenreiter der Berlin-Liga mit grandioser Serie: Sparta Lichtenberg knackt über 20 Jahren alten Rekord

Sparta ist seit Jahren stets oben dabei. Doch in dieser Saison will das Team von Trainer Dragan Kostic mehr.

Hakan Günaydin hat am letzten Spieltag auf kuriose Art einen Elfmeter für Sparta Lichtenberg verwandelt. Über die Lattenunterkante sprang der Ball ins Tor des 1. FC Wilmersdorf und sauste vom hinteren Gestänge sofort wieder raus. Doch das Schiedsrichtergespann entschied beim Stand von 1:0 kurz vor der Pause nicht auf Tor. Ungläubiges Staunen herrschte laut Trainer Dragan Kostic rund um Spartas Bank.  

Letztlich war die Szene in der Berlin-Liga-Partie nur eine Fußnote, über die Kostic schnell lachen konnte. Sein Team legte rasch nach, gewann 2:0 und scheint sich derzeit durch nichts aufhalten zu lassen. Die Bilanz des Tabellenführers: Fünf Spiele, 15 Punkte, 19:0 Tore – darunter ein 8:0 gegen den Lichtenrader BC und ein 6:0 gegen den TSV Rudow.

Kein Gegentor zu diesem Zeitpunkt, das hat es in der nun auch schon 30-jährigen Geschichte der Spielklasse (die bis 2008 Verbandsliga hieß) noch nicht gegeben. Den bisherigen Startrekord hielt Tennis Borussia II mit vier Spielen zu Null im Jahr 2001.

In dieser Saison finden sich bei den Männern erst in den Kreisligen andere Teams mit weißer Gegentor-Weste, jedoch auch mit weniger Spielen. „Außergewöhnlich und überragend“, so beurteilt Kostic die Leistung seines Teams. Spartas Superstarter wollen die Serie am Sonntag gegen Türkspor ausbauen (14.30 Uhr, Fischerstraße).

Dass Sparta ein Spitzenteam ist, ist nicht neu. Es ist die sechste Saison in Berlins höchster Fußball-Liga nacheinander, nie kamen die Lichtenberger hinter Rang vier ein. In der wegen der damals beginnenden Coronavirus-Pandemie abgebrochenen Saison 2019/20 fehlten am Ende bei der Quotientenregelung 0,03 Punkte gegenüber Stern 1900 zum Aufstieg. Auch Tore schießen war stets eine Spezialität Spartas. Was kein Zufall ist, da Kostic gern offensiv agieren lässt. 111 Treffer waren es in der vorigen Saison, 110 standen 20018/19 zu Buche.

Aktuell haben schon zehn unterschiedliche Spieler getroffen. Das macht Sparta schwer ausrechenbar. Genau wie die Strategie Kostics, trotz des formidablen Laufs immer wieder Wechsel in der Startelf vorzunehmen. Weil 20 Spieler auf einem Niveau seien– und aus einem anderen Grund: „Wir spielen zwar nicht unter der Woche in der Champions League. Aber die Spieler gehen arbeiten. Da muss ich genauso darauf achten, wie es mit der Belastung aussieht.“  

Ich möchte, dass die Jungs einmal in ihrer Laufbahn Berliner Meister werden.

Trainer Dragan Kostic

In der Vergangenheit fehlte es mitunter an Stabilität in der Abwehr. Daraus resultierten mehr Gegentreffer, als sich ein Topteam erlauben sollte. Jetzt nicht mehr. Die Defensive um den neu von Stern Marienfelde gekommenen Torwart Martin Gromotka steht – und wie. „Wir haben in allen Spielen zusammen nicht mehr als zwei Schüsse raufbekommen, bei denen unser Torwart richtig eingreifen musste“, sagt Kostic und hat auch gleich eine Erklärung parat: „Hinten haben wir vor der Saison ein paar Kleinigkeiten umgestellt, um nichts anbrennen zu lassen. Das klappt.“ Dem ist nicht zu widersprechen.

Den Traumstart kann Sparta niemand nehmen, aber viele Teams lauern in der Frühphase der Saison knapp dahinter. Wieder nur lange oben mitspielen, wäre den Lichtenbergern allerdings diesmal zu wenig. Der Aufstieg in die Oberliga ist das Ziel. „Ich möchte, dass die Jungs einmal in ihrer Laufbahn Berliner Meister werden“, sagt Kostic: „Und sie wollen mir das auch schenken.“

Der 42-Jährige ist seit bald zehn Jahren im Klub. Kontinuität gibt es an vielen Stellen: Der Hauptsponsor, eine Firma für Aufzugstechnik, unterstützt den Verein schon lange. Und Präsident Werner Natalis ist sogar bereits 1980 eingetreten. Natalis hat kürzlich in der „Fußball-Woche“ gesagt, Kostic könne sich nur selbst entlassen. Der Trainer weiß das Vertrauen zu schätzen, sagt aber: „Ich bin kein so großer Freund dieser Aussage. Ein bisschen Druck kann nie schaden.“

Im Juni ist der Verein 111 Jahre alt geworden, bis Ende Januar gibt es daher eine Ausstellung im Museum Lichtenberg. Ein Aufstieg würde perfekt zum Jubiläum passen. „Von mir aus hätte es auch schon zum 108. Geburtstag passieren dürfen“, lacht Kostic. Findet jedoch, dass der Verein da vielleicht von den Rahmenbedingungen noch nicht so weit gewesen wäre.

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