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Trifft sogar im Sitzen. Leon Draisaitl feiert ein Tor.

© IMAGO/USA TODAY Network/IMAGO/Perry Nelson

Stell Dir vor, es ist Eishockey-WM ...: und kein guter Spieler kommt

Deutschlands beste Eishockeyspieler werden bei der Weltmeisterschaft im Mai nicht am Start sein. Die Sinnfrage nach so einem Turnier stellt sich mehr denn je.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Es läuft gut für Philipp Grubauer und Leon Draisaitl in den Play-offs der National Hockey League (NHL). Torwart Grubauer und die Seattle Kraken sind nur noch einen Sieg vom Einzug ins Viertelfinale entfernt. Auch Draisaitl und die Edmonton Oilers haben am Sonnabend Matchball gegen die Los Angeles Kings, der Kölner hat in fünf Play-off-Spielen bereits zehn Punkte zum Erfolg seines Teams beigesteuert. Draisaitl ist bislang besser im Rennen als Oilers-Superstar Connor McDavid.

Das ist schön für das deutsche Eishockey, zumal ja mit Moritz Seider (Detroit) und Tim Stützle (Ottawa) zwei junge Spieler groß aufgespielt haben in der NHL, auch wenn sie in den Play-offs nicht dabei sind. Schön auch, sollte man meinen, für den neuen Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis, dann so hat er schon mal zwei Topspieler für die im Mai beginnende Weltmeisterschaft.

Natürlich, das ist nur ein Traum. Denn wer in der NHL zu gut ist, der spielt im Normalfall eben nicht mehr für die Nationalmannschaft. Sei es nun, weil sein Klub ihn nicht freigibt, weil der Deutsche Eishockey-Bund die Versicherungssumme für die NHL-Stars nicht berappen kann, weil die Play-offs in der NHL laufen oder weil die Stars eben nach einer harten Saison in Nordamerika nach Erholung lechzen.

Die deutsche Mannschaft, die bei der WM in Finnland zum Schläger greifen wird, wird eine bessere B-Auswahl sein. Dass ein Draisaitl immer noch unter der Bezeichnung „Nationalspieler“ firmiert, ist Folklore, sein letztes Länderspiel bestritt er 2019. Gut, Stützle (zumindest am Anfang), Seider und Grubauer waren bei der WM 2022 für Deutschland am Start, zum Glück für den damaligen Bundestrainer Toni Söderholm, der mit dem Team ins Viertelfinale kam.

Gleiches wird Kreis diesmal kaum gelingen, das DEB-Team wird sich in den kommenden Tagen durch die letzten beiden Testspiele in der Slowakei schleppen, die bisherigen Ergebnisse in der Vorbereitung lassen nichts Gutes erahnen, zumal aus der Deutschen Eishockey-Liga ja nun auch (Matthias Plachta, Korbinian Holzer) schon prominente Spieler abgesagt haben.

Die Sinnfrage so eines WM-Turniers stellt sich Jahr für Jahr: Die NHL unterstützt sämtliche Junioren-Weltmeisterschaften, eben weil sie dann dort die jungen Spieler für ihren Markt sondieren kann. Der Rest und damit eben die Senioren-WM ist uninteressant für die beste Eishockey-Liga der Welt, auch wenn der Weltverband der Liga bettelnd hinterherhechelt und ihr – zum Beispiel mit der Umstellung auf das kleine NHL-Maß der Eisflächen – entgegenkommt. Die Topstars des Welteishockeys haben im Frühjahr eben Besseres zu tun, als zu einer WM zu fahren. Schade für das Eishockey in Europa.

Vielleicht wäre es klüger, ganz auf die NHL-Spieler zu verzichten: Eine Europameisterschaft mit den besten Spielern aus den europäischen Ligen wäre sportlich sicher eine spannende Sache. Realisierbar ist sie wohl kaum. Ziemlich sicher ist dagegen, dass die WM-Turniere weiter Jahr für Jahr zum Saisonende durchgeeiert werden vom Weltverband.

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