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DSC Arminia Bielefeld - VfL Wolfsburg

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Wolfsburg, Bayern, HSV: Was Herthas Verfolger stark macht

Wolfsburg ist bescheiden, die Bayern sind bestens besetzt, Hamburg spielt unberechenbar. Ein Überblick.

VfL Wolfsburg

Als Außenseiter hat man leichtes Spiel. Kaum jemand in Wolfsburg glaubt an den ersten Meistertitel, niemand erwartet ihn. Deshalb können Kapitän Josué und sein Team auch so herrlich unbeschwert aufspielen. Dass Trainer Felix Magath keine Extravaganz und Allüren duldet, macht die Sache noch besser. Keiner der VfL-Profis dreht angesichts von sieben Siegen in Folge durch, keiner lässt sich den Kopf verdrehen. Selbst Grafite und Edin Dzeko, die mit 31 Treffern das beste Sturmduo der Liga bilden und beim VfL neben Magath die einzigen Stars sind, bleiben bescheiden.

Dass in Wolfsburg keine Skandälchen vom Siegen ablenken, liegt an einer einmaligen Konstellation. Als Trainer, Manager und Geschäftsführer hält Magath alle Fäden in einer Hand. Die Spieler haben sich von ihm im Training schleifen lassen. Die Folge: Kein Ärger über Medizinball-Übungen, sondern Freude über enorme Fitness. Es gibt keine Durchhänger in der zweiten Halbzeit, Verletzungen bleiben Raritäten. Das sind die Grundlagen für viel Selbstvertrauen und eine erstaunliche Heimstärke mit bisher elf Siegen und nur einem Remis. Der VfL hat bei neun verbleibenden Spieltagen fünfmal Heimrecht, auch gegen die Titelanwärter aus München und Hoffenheim.

Die Witze der Konkurrenz, etwa, dass es in Wolfsburg nicht einmal einen Rathaus-Balkon für eine Meisterfeier gibt, stören beim VfL keinen. Zumal Oberbürgermeister Rolf Schnellecke bereits angekündigt hat, dass er im Fall der Fälle eine durchaus meisterliche Lösung präsentieren will. Bert Klebe

Bayern München

Es macht nichts, dass Oliver Kahn derzeit beim eigentlich falschen Gegner Verwirrung stiftet. Denn die vermeintlich echten Konkurrenten der Bayern beharren auf ihrer Selffulfilling Prophecy, dass sie (noch) nicht Meister werden wollen/können/dürfen. Die Ehrfurcht der Bayern-Konkurrenten vor dem Kader mit den meisten Ausnahmekönnern dürfte bald noch größer werden – wenn sich die Münchner wieder auf ihr wichtigstes Saisonziel konzentrieren. Sieben Spieltage werden es in der Bundesliga noch sein, wenn der FC Barcelona dem FC Bayern in der Champions League gezeigt hat, wo dieser nicht steht. Der Kader der Münchner ist gefestigt und erfahren genug, um die Erkenntnis, dass die seit Monaten ohne rechte Grundlage geäußerten internationalen Ambitionen übertrieben waren, in eine Leistungssteigerung auf nationaler Ebene umzuwandeln. Und einen solchen Weg zum Titel wird Jürgen Klinsmann gewohnt sicher moderierend begleiten. So wie er es schon souverän zum Ende der Hinrunde bei den acht Siegen in neun Spielen getan hat.

Hinzu kommt: Die Rückrundenkrise haben Trainer und Mannschaft jetzt schon hinter sich. Hinzu kommt, dass in München ruhig ein paar der Ausnahmekönner auch für längere Zeit ausfallen dürfen. In den sechs Pflichtspielen, in denen zuletzt sowohl Franck Ribéry als auch Luca Toni fehlten, gab es fünf Siege und ein Unentschieden. Auch deshalb wird die bekannteste selbsterfüllende Prophezeiung im deutschen Fußball wieder ihre Wirkungskraft entfalten. Und Oliver Kahn? Der könnte auch Nachfolger von Uli Hoeneß werden. Mathias Klappenbach

Hamburger SV

Der Hamburger SV hat vieles, was andere gern hätten: einen charismatischen Trainer, einen Manager, der eine kluge Personalpolitik betreibt, einen starken Torhüter und schließlich Stürmer, die ein Spiel allein entscheiden können. Beim 2:1 in Schalke erledigte Paolo Guerrero diese Aufgabe mit zwei Toren – wie schon beim Auswärtssieg über Galatasaray Istanbul im Uefa-Cup. Die Hamburger führen auf dem Rasen derzeit vor, wie man aus personeller Not eine Tugend machen kann, wenn der Trainer kreativ ist und ein Reservoir an qualifizierten Fußball-Facharbeitern zur Verfügung hat. Wenn ein Spieler ausfällt, kann auf fast jeder Position ein anderer einspringen, ohne dass dem kompakten Kollektiv die Stabilität abhanden käme.

In Schalke absolvierte der HSV sein elftes Spiel in 33 Tagen, ohne unter der Belastung zusammenzubrechen. Hinzu kamen zahlreiche Ausfälle: Die Hamburger mussten mit Olic, Petric und Trochowski ihre drei stärksten Offensivkräfte und eine Reihe weiterer Spieler ersetzen. Wie trefflich ihnen das gelungen ist, versetzte sogar Trainer Martin Jol in Staunen. „Es ist fast unglaublich, wenn man sieht, welche Probleme wir haben.“ Das hohe Arbeitsaufkommen und der große Personalbedarf haben offenbar auch Vorteile. Im Aufgebot kommt keine Unzufriedenheit auf, weil auch einstige Ersatzkandidaten zu Leistungsträgern werden – wie Guerrero. So hat derzeit beim HSV fast jeder das Gefühl, gebraucht zu werden. Und vielleicht hat sogar der Weggang Raffael van der Vaarts seine gute Seite: Der HSV wirkt unberechenbarer.

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