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Heiße Piste. So sieht das noch aus in Neon, Saudi-Arabien.

© imago images/PanoramiC

Winterspiele in der Wüste: Und in ein paar Jahren dann Olympia in Saudi-Arabien

Die Asiatischen Winterspiele finden 2029 in Saudi-Arabien statt. Das ist einerseits Wahnsinn, anderseits auch bezeichnend für den Profisport in dieser Zeit.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Die Asiatischen Winterspiele 2029 gehen nach … richtig: Saudi-Arabien. Das asiatische Olympia-Komitee hat das Event ins Berggebiet „Trojena“ vergeben. Trojena ist Teil einer geplanten Retortenstadt, die sich 170 Kilometer entlang des Roten Meeres schlängeln soll. Schlappe 500 Milliarden Dollar wollen sie für das Projekt berappen, das Gebiet ist bis jetzt eine Wüste, Trojena eingeschlossen.

Das Gebirge ist bis zu 2600 Meter hoch, Temperaturen im Winter sogar unter null, aber Schnee? Natürlich Fehlanzeige. Trotzdem soll dort ein großes Skigebiet entstehen, zwar mit Energie aus erneuerbaren Quellen, aber der Schnee kommt ausschließlich aus der Kanone. In einer wasserarmen Region sicher kein Schnapper.

Die Kunde aus Saudi-Arabien kommt zu einer Zeit, in der der Wintersport in Europa ums Überleben kämpft, etwa in Deutschland diskutiert wird, ob Kunstschnee für das Präparieren der Pisten noch legitim ist und ob alte Eishallen wegen zu hohem Energiebedarf nicht schnell geschlossen werden müssen.

Während also in Europa schon auf Stufe 15 diskutiert wird, sind sie andernorts auf der Welt noch ganz woanders. Das ist einerseits Wahnsinn, anderseits auch bezeichnend für unsere Zeit und wohl auch die nahe Zukunft und Realität für den Sport.

Wenn Europa keinen Wintersport will, dann findet er eben dort statt, wo das Geld locker sitzt und sich solche Projekte wie in Saudi-Arabien mal eben durchprügeln lassen – ohne auf Proteste der Bürgerinnen und Bürger Rücksicht zu nehmen, gibt es ja nicht, oder sie werden niedergedrückt, wenn man es mit den Menschenrechten nicht so hält.

Allerdings hilft es nicht, die große Moralkeule zu schwingen. Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar wird auch trotz großer Umweltsünden und schlecht behandelter Arbeitsmigrant:innen durchgezogen, und das ohne die Veranstaltung gefährdenden Widerstand der Beteiligten. Nicht eine Mannschaft, nicht ein Spieler wird das Event in den runtergekühlten und auf dem Rücken toter Arbeiter errichteten Stadien von Katar boykottieren.

In Peking hat es ja schon mit einem aus dem Boden gestampften Skigebiet mit den Winterspielen funktioniert. Und in Europa will ja (so gut wie) kein Land (Italien 2026 ist eine Ausnahme) mehr die Olympischen Spiele auf Eis und Schnee: Es dürfte daher nur noch eine Frage der Zeit sein, bis in Saudi-Arabien dann auch Olympische Winterspiele stattfinden. Boykottieren wird sie keiner, wenn die Kasse stimmt.

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