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Stößchen. Zwei Meister des Herrenwitzes beim Herrengedeck. Steffen Simon und Heribert Faßbender, dem er als WDR-Sportchef ins Amt gefolgt war.

© dpa

WM 2014 - Shitstorm bei Iran gegen Nigeria: Steffen Simon und die Südländer

Warum ist es immer wieder Steffen Simon? Der ARD-Moderator und WDR-Sportchef ist ein großer Freund von Flapsigkeit, dieses Mal traf es Iran, die er als "Südländer" titulierte und sich schnell entschuldigen musste, weil er einen Shitstorm ausgelöst hatte.

Die meisten finden, dass er eine gute Stimme hat. Und vermutlich ist es kein Zufall, dass Steffen Simon beim legendären Berliner Sender Rias begonnen hat. Wenn man sich durch die früheren Print-Kommentare und die noch zahlreicheren Kommentare in den sozialen Netzwerken liest, dann stellt man allerdings recht schnell fest: Viel mehr Lob als für die Stimme gibt es nicht.

Im Gegenteil: Kein Kommentator seit Heribert Faßbender ist so umstritten in der Fußballgucker-Szene wie Simon. Und oft ist er selbst schuld daran, wie auch gerade erst beim bisher langweiligsten Spiel dieser Weltmeisterschaft 2014 zwischen Iran und Nigeria. Es lief die 43. Spielminute, als Steffen Simon mal wieder witzig sein wollte, und der Witz mal wieder in einem Shitstorm endete. Die Iraner, befand Simon, "die sind Südländer, da ist nicht alles perfekt organisiert." Kaum ausgesprochen liefen die sozialen Kanäle voll mit Empörung, Hasthags wie #abpfifffuersteffensimon und zahlreichen kritischen Kommentaren. "Skandalös", "Salonrassismus" oder "Klischeescheiße" lauteten einige der Kommentare.

Schnell folgte die Entschuldigung

Die in Iran geborene Wissenschaftsjournalistin und WDR-Moderatorin Sanaz Saleh-Ebrahimi, eine Kollegin von WDR-Sportchef Steffen Simon, twitterte: "Iraner sind Südländer und nicht immer gut organisiert." Interessante Ansicht. Bin etwas sprachlos. "

Die ARD reagierte schnell, zumindest auf Twitter: "Es tut uns leid, wenn die Aussage für Verärgerung gesorgt hat", schrieben die Social-Media-Beauftragten des Senders. Man habe die Kritik an den Kommentator weitergeleitet. Bereits in der 53. Spielminute hörten die Zuschauer dann die schöne, aber leicht bedröppelte Stimme des Moderators aus Brasilien, der sich entschuldigte und sagte: „Ich habe etwas politisch Unkorrektes gesagt. Nämlich, dass Iraner Südländer sind und deshalb manchmal etwas schlecht organisiert. Damit wollte ich keinem Südländer auf die Füße treten, sondern habe lediglich Iraner zitiert, die mir bei der Vorbereitung auf diesen Auftritt ihrer Nationalmannschaft geholfen haben.”

Danke! Danke Steffen Simon. Iranische Nationalspieler winken dem ARD-Moderator zu. Oder?
Danke! Danke Steffen Simon. Iranische Nationalspieler winken dem ARD-Moderator zu. Oder?

© AFP

Franz Beckenbauer, der von der Fifa gesperrte Kaiser, hatte mal versucht, bei einem Spiel des FC Barcelona seine Worte so zu sortieren: "Die Katalanen, die Spanier, ach, ähm, die Südländer..." Bleibt die Frage, ob der Fußball-Weltverband Fifa nun auch Steffen Simon sperrt? Vielleicht hat sich Simon nur ein Beispiel an der Lichtgestalt nehmen wollen.

Ein Fehler - passiert jedem Mal. Aber die Entschuldigungsworte klangen genau nach den Vorwürfen, die Simon generell und seit vielen Jahren gemacht werden. Er sei immer besserwisserisch, arrogant und habe wenig Ahnung von dem Spiel an sich. In den Fußball-Foren ist das die am häufigsten ausgesprochene Kritik. Immer wieder hebt Simon auch seine Radiostimme in Momenten, in denen es wirklich keine Spannung vorzutäuschen gilt. Manchmal hört sich das so laut an, als würde er schreien.

Oft ist es gut, wenn ein Moderator sein Wissen dezent anwendet und den richtigen Moment abpasst, um die Zuschauer nicht zu nerven. Simon erzählt sehr gern, was er weiß, und er gehört auch zu jenen, die, wenn sie die Aussprache eines Spielers einer anderen Nation erst einmal gelernt haben, immer wieder sagen, um die gelernte Ausspracheregel zu betonen. Die "Welt" schrieb in einem Kommentar über ihn einmal: "Trotz der angenehmen Stimme fehlen ihm essentielle Charakteristika eines Fußballkommentators: Die Verve eines Marcel Reif, der Sachverstand eines Belá Réthy und vor allem die Energie eines Frank Buschmann."

Bei ran mehr Lob als Kritik

Das bemüht Flapsige geht bei Simon fast immer schief, trotzdem lässt er es nicht sein. Bei der WM 2006 in Deutschland sagt er über Bundeskanzlerin Angela Merkel, die zum Vorrundenspiel gegen Polen ins Stadion gekommen war: "Die könnte wenigstens mal ihren Mann mitbringen."

Analytisch, was das eigentliche Spiel angeht, ist Simon besonders schwach. Oft hat man das Gefühl, er versteht das Spiel nicht. Über das neue Bayern-Spiel unter Trainer Pep Guardiola sagt er: "Sie verlieren ganz bewusst die Bälle, um den Gegner zu locken." Bei einem Trainer, für den Ballbesitz alles ist, eine besonders irritierende Analyse.

1985 begann Simon bei verschiedenen ARD-Hörfunksendern zu arbeiten. Es folgten Engagements als Moderator beim SFB, ORB und bei der NDR-Talkshow. 1998 wechselt er von der ARD-Sportschau zu Sat1 und moderierte dort zwischen 1998 und 2000 die Bundesliga-Show ran, wofür er mehr Lob als Kritik bekam. Im Jahr 2000 kehrte er zu den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zurück und wurde Leiter der Sportredaktion des damaligen ORB. 2003 übernahm er die Leitung der ARD-Sportschau. Im Oktober 2006 wurde er Nachfolger von Heribert Faßbender als Sportchef des WDR.

Über seine eigene Arbeit sagte er einmal: "Wer diesen Job macht, der sollte, auch aus Selbstschutz, seinen Namen nicht ständig googeln."

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