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Bundestrainer Alfred Gislason bleibt nicht mehr viel Zeit zur Vorbereitung.

© Imago/Ostseephoto

Zwei Monate vor Start der Heim-EM: Deutschlands Handballer starten mit Sorgen in die heiße Phase

Inzwischen gehört es fast zur Routine, dass zahlreiche Leistungsträger verletzt fehlen. Das erhöht den Druck auf Bundestrainer Alfred Gislason.

Alfred Gislason musste kurz lächeln. Auf die Frage, bei welchem Planungsbuchstaben er mittlerweile angekommen ist – A und B sind längst verschlissen –, lockerte er etwas auf. Doch ganz so gelassen, wie man den Bundestrainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft kennt, trat er beim Medientermin am Montagmorgen nicht auf. Und die Sorgenfalten, die sein Gesicht zu Beginn des Lehrgangs in München zeichneten, sind durchaus nachvollziehbar.

Denn die Absagen fliegen auch in diesem Jahr mit problematisch hoher Frequenz ein. Bei Rückraumlinks Paul Drux ist an eine baldige Genesung nicht zu denken. Spielmacher Fabian Wiede fällt erneut aus. Seine Pendants Luca Witzke und Marian Michalczik sind ebenfalls verletzt. Torhüter Andreas Wolf laboriert an einem Bandscheibenvorfall. Kreisläufer Hendrik Pekeler, dessen Rückkehr Gislason so vehement herbeigefleht hatte, ist nicht fit, sein Positionspartner Justus Fischer angeschlagen.

Damit droht das von Gislason aufgebaute Kadergerüst wieder einmal zu wanken. Zumal vor den Testspielen in dieser Woche der Einsatz von Linksaußen Rune Dahmke in Gefahr ist. „Ich hatte mir natürlich etwas anderes erhofft. Aber wir müssen mit dem arbeiten, was wir haben“, sagte der 64-Jährige und ergänzte: „Es ist eine ganz schöne Bastelei. Ich bin sehr gespannt, wie das wird.“

Mit Spannung guckt auch Handball–Deutschland auf die Mannschaft – und den Trainer. Denn die großen Resultate, die sich mit Gislasons Installation im Februar 2020 erhofft wurden, verliefen sich bisher im Mittelmaß. Bei der im Januar beginnenden EM im eigenen Land soll dieses nun endlich überwunden werden.

Nicht ohne Grund verweist Gislason, für den Absagen seit jeher zum Tagesgeschäft gehören und der durch die Pandemie abermals ausgebremst wurde, indes darauf, dass Deutschland momentan nicht zu den Favoriten Europas oder gar der Welt gehört. „Das kann aber eine Stärke sein“, sagte er, die Underdog-Rolle beschwörend.

Doch „Tempus fugit“, wie es so schön heißt, die Zeit flieht. Der aktuelle Lehrgang in München, der nach sechsmonatiger Pause an sich für die Vertiefung gedacht war, wird zur erneuten Findungsphase – und das gut zwei Monate vor Turnierbeginn. Mit dabei sind mit Renars Uscins, David Späth, Nils Lichtlein und Fischer, der trotz Verletzung anreist, vier U21-Weltmeister, die die verletzungsbedingt gerissenen Lücken füllen sollen. Dazu kommen Stammkräfte wie Johannes Golla, Juri Knorr und Kai Häfner sowie Silvio Heinevetter, der ins deutsche Tor zurückkehrt.

„Wir müssen aus der Not eine Tugend machen“, sagte Gislason. Von Frustration sei bei ihm nichts zu spüren, aber eine gewisse Angespanntheit kann auch der sonst so coole Isländer nicht verbergen.

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