zum Hauptinhalt
Särge mit Toten

© dpa / Robert Michael

Übersterblichkeit: Die unbekannten Toten

Weltweit sind weit mehr Menschen an Covid gestorben als registriert. Auch die derzeitige Übersterblichkeit in Deutschland könnte eine Spätfolge der Erkrankungen sein.

Ein Kommentar von Birgit Herden

Natürlich sind es keine exakten Daten: Ein Team der Weltgesundheitsorganisation hat errechnet, dass während der Pandemie weltweit fast dreimal mehr Menschen an Covid gestorben sein müssen, als in den einzelnen Ländern registriert wurden. Der wahrscheinlichste Wert dürfte laut WHO um die 15 Millionen Verstorbener liegen. Die Analysen anderer Arbeitsgruppen kommen auf Werte zwischen 16 und 19 Millionen.

Dass während einer Pandemie mehr Menschen am Virus sterben, als Tests nachweisen, ist eine Selbstverständlichkeit. Um die unerkannten Corona-Toten zu zählen, stützen sich Forschende auf die Zahl aller Gestorbenen und vergleichen die Zahlen mit dem, was man aus vorpandemischen Jahren hätte erwarten können. Sie errechnen so die Übersterblichkeit. Die Berechnung ist kompliziert und in den Details umstritten; doch unzweifelhaft sind während der Pandemie weltweit viele Millionen Menschen mehr sonst gestorben.

Übersterblichkeit in Deutschland

Wie viele dieser Menschen einer akuten Covid-Erkrankung erlegen sind, geht aus den Analysen der Todeszahlen allerdings nicht hervor. In Deutschland und vielen anderen Ländern beobachtet man derzeit eine Übersterblichkeit, die sich nicht wie zuvor mit den registrierten Corona-Toten deckt, und die man in diesem Umfang nicht durch unerkannte Infektionen erklären kann. Allein im vergangenen Oktober sind in Deutschland über 14.000 Menschen mehr gestorben als in den vier Jahren vor der Pandemie – 19 Prozent über dem erwartbaren Wert.

Erklärungsansätze gibt es einige. Zur Sterbewelle beitragen könnten versäumte Vorsorge-Untersuchungen oder verschobene Operationen. Beim größeren Teil aber dürfte es sich um Spätfolgen der Covid-Erkrankungen handeln. Zunehmend gibt es Hinweise, dass in den Monaten nach einer Infektion das Risiko für einen Herzinfarkt und andere Erkrankungen erhöht ist. Die Toten wären demnach späte Opfer des Virus.

An den Impfungen liegt es nicht

Eines ist inzwischen so gut wie ausgeschlossen: An den Impfungen sind die Menschen nicht in größerem Umfang verstorben, auch wenn Impfgegner nicht nachlassen in ihren Versuchen, dies nachzuweisen.

Gerade hat der AFD-Abgeordnete Martin Sichert auf einer Pressekonferenz die Arbeit eines privaten Daten-Analysten bekannt gegeben. Dieser behauptete, in den Gesundheitsdaten von 72 Millionen gesetzlich Versicherten in Deutschland einen sprunghaften Anstieg plötzlicher und unerwarteter Todesfälle nachgewiesen zu haben - und zwar ab dem ersten Quartal 2021, also mit dem Beginn der Impfkampagne.

Wie in ähnlichen Fällen zuvor entpuppte sich die Analyse aber kurz darauf als klar fehlerhaft. Alles andere wäre auch große Überraschung gewesen: Längst haben weltweit große Teams an Top-Universitäten die Gesundheitsakten vieler Länder mit guter Datengrundlage auf Impfschäden durchleuchtet. Zwar gab es tragische Einzelfälle, bei denen Menschen an den Folgen der Impfung starben. Doch zu einer statistisch messbaren Übersterblichkeit haben die Impfungen sicher nicht beigetragen. Stattdessen ist gut belegt, dass die Impfungen die Sterberate durch Covid um eine Vielfaches verringerten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
showPaywallPiano:
false