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Angela Merkel testete am Dienstag während ihres Rundgangs über die Cebit einen biometrischen Handvenenscanner. Bei der Kanzlerin hat es nicht funktioniert.

© Ole Spata/dpa

Cebit 2016: Angela Merkel wartet auf grünes Licht

Nachdem Deutschland die erste Welle verpasst hat, soll es nun zur „Digitalrepublik“ werden - durch schnelleres Internet und mehr Start-up-Förderung. Die Kanzlin war auf der Cebit zu Gast.

Vielleicht wäre das ja was fürs Kanzleramt: Ein biometrischer Scanner, der nur diejenigen reinlässt, deren Handvenen er erkennt? Angela Merkel (CDU) wagt zumindest den Versuch, als sie am Dienstag auf der Computermesse Cebit in Hannover den Stand des Scanner-Herstellers PCS besucht. Handfläche auflegen, scannen, miep, rotes Licht, Zutritt verweigert. Die Kanzlerin will an diesem Tag lieber grüne Lichter sehen – zumindest, wenn es um den digitalen Fortschritt geht. Denn hier hinkt Deutschland noch immer hinterher, ein Masterplan der Bundesregierung soll das nun ändern.

„Digitale Strategie 2025“ heißt das milliardenschwere Zehn-Punkte-Programm, das Deutschland zur „Digitalrepublik“ machen soll, wie Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) am Montagabend auf der Cebit ankündigte. Ziel sei es, „in Europa in fünf oder zehn Jahren die weltweit fähigste Infrastruktur zu haben“. Bisher sieht die Realität ganz anders aus: Mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 11 Megabit pro Sekunde surft man in Deutschland gerade einmal halb so schnell wie in Südkorea.

Die Bundesregierung will die Geschwindigkeit bis 2018 deutschlandweit auf 50 Megabit pro Sekunde ausbauen, bislang steht aber erst 65 Prozent der Haushalte eine solche Downloadgeschwindigkeit zur Verfügung. Aber selbst eine 100-prozentige Abdeckung wird nicht genügen, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Das weiß auch Gabriel. Bis 2025 müsse ein Gigabit-Glasfasernetz stehen, heißt es deshalb in seinem Strategiepapier. 100 Milliarden Euro seien für einen solchen Netzausbau notwendig.

Bessere Förderung von Start-ups

Doch eine wettbewerbsfähige Infrastruktur allein wird nicht reichen, um Deutschland zu einer „Digitalrepublik“ zu machen, wie sie Gabriel und Merkel vorschwebt. Vielmehr muss in allen Bereichen der Gesellschaft ein „digitales Denken“ gefördert werden. „Wir können ja nicht mal sagen, dass wir den Anschluss an die erste Digitalisierungswelle verpasst haben, wir haben sie schlichtweg erst gar nicht mitbekommen“, kritisiert Florian Nöll vom Bundesverband Deutscher Start-ups. In der zweiten Welle würden nun Unternehmen wie Google, Apple und Amazon Autos bauen, ins All fliegen, in medizinische Produkte investieren, „also in all die Bereiche vordringen, die wir bisher als Rückgrat unserer Wirtschaft betrachtet haben“. Apple, Amazon, Facebook, Ebay und Google seien inzwischen zusammen so viel wert wie alle Dax-Konzerne zusammen, das würde zwar bemerkt, „aber als Big Bang nimmt das offensichtlich niemand wahr“.

Gabriels Masterplan soll nicht nur den großen Knall verhindern, sondern Deutschland auch ganz nach vorne katapultieren auf der Digitalisierungswelle. Neben dem Ausbau der Infrastruktur gehört zur „Digitalen Strategie 2025“ deshalb auch eine bessere Förderung von Start-ups. Zwei neue Finanzierungstöpfe legt Gabriel dafür auf, wie er am Dienstag in Berlin mitteilte. 225 Millionen Euro gibt es aus dem Berliner Fonds Caprion, bei dem sich das Bundeswirtschaftsministerium mit der staatliche Förderbank KfW zusammengetan hat, um Start-up-Firmen in der frühen Wachstumsphase zu helfen. Weitere 500 Millionen Euro stehen aus aus dem Europäischen Investitionsfonds (EIF) sowie dem ERP-Sondervermögen des Bundes bereit für expandierende Unternehmen, die dadurch leichter an Wagniskapital kommen sollen.

Neuer Gründerwettbewerb ausgerufen

Bisher gilt der deutsche Wagniskapitalmarkt – gemessen an der Wirtschaftskraft – als zu klein, nur 0,02 Prozent des Bruttoinlandsprodukts werden hier investiert. Die Fonds sollen nun mehr privates Kapital mobilisieren, denn das Prinzip von Caprion sieht vor, sich an einem Unternehmen immer nur zusammen mit einem privaten Investor zu beteiligen, der Kapital in mindestens gleicher Höhe und zu gleichen wirtschaftlichen Konditionen zur Verfügung stellt. Mit dem Fondsvolumen von 225 Millionen Euro soll dadurch Kapital von rund 450 Millionen Euro für innovative junge Unternehmen generiert werden.

Am Dienstag rief das Wirtschaftsministerium auf der Cebit zudem einen neuen Gründerwettbewerb aus. Start-ups sollen mit Preisgeldern von bis zu 600 000 Euro sowie Beratung unterstützt werden. Jährlich sind zwei Wettbewerbsrunden geplant. Zusätzlich wolle das Ministerium Sonderpreise zu Themen der Digitalen Agenda ausschreiben. Im Fokus stehen vor allem kleine Unternehmen, die sich noch in der Startphase befinden. Gerade diese haben häufig Schwierigkeiten, die Finanzierung sicherzustellen.

Auf der Cebit suchen etablierte Unternehmen Inspiration und Partner in der Start-up-Halle. Doch in Deutschland wird noch immer zu wenig gegründet. In unserem Online-Debattenmagazin Causa diskutieren Politiker, Gründer und Investoren, wie sich das ändern kann

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