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Angeschlagene Unternehmen: Neue Probleme bei Rettung von Arcandor und Opel

Die Kaufhauskette Karstadt stellt offenbar ihre Mietzahlungen ein. Der Autozulieferer Magna will bei Opel deutlich weniger Eigenkapital investieren.

Berlin - Die Rettung der angeschlagenen Unternehmen Arcandor und Opel gestaltet sich schwieriger als angenommen. Angesichts ihrer Liquiditätsprobleme hat die zu Arcandor gehörende Kaufhauskette Karstadt bereits die Mietzahlungen für ihre Filialen eingestellt. Bei Opel wollen die Übernahme-Interessenten, der kanadische Autozulieferer Magna und die russische Sberbank, nur einen geringen Betrag in das Unternehmen stecken.

Karstadt habe die Mieten für seine Kaufhäuser nicht wie üblich am Monatsanfang überwiesen, berichteten mehrere Medien. Um sich zu retten, hat das Unternehmen bei der Regierung einen Notkredit über 437 Millionen Euro sowie Bürgschaften von 650 Millionen Euro beantragt. Eine Beratung im Wirtschaftsministerium darüber soll es am Montag geben. Die Agentur AP berichtete, im Ringen um eine Rettung habe Arcandor-Vorstandschef Karl-Gerhard Eick für diesen Sonntag zu einem Gipfeltreffen unter Beteiligung unter anderem der Spitzen von Metro und der Investmentbank Goldman Sachs eingeladen Arcandor droht nach eigenen Angaben bis zum 12. Juni die Insolvenz, wenn bis dahin keine Hilfe fließt.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte mit Blick auf Arcandor, es sei eine „Zumutung, wenn Leute nach dem Staat rufen, die selbst etwas tun müssen“. Auch Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) verlangte Rettungsbeiträge der Eigentümer und der Vermieter der Filialen. Den größten Teil der Aktien halten die Bank Sal. Oppenheim sowie die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz. Merkel forderte Arcandor auf, ernsthaft mit dem Konkurrenten Metro über eine Fusion zu verhandeln. Arcandor solle nicht versuchen, „allein den Staat unter Druck zu setzen“, sagte sie der „Bild am Sonntag“. Metro will 60 der 90 Karstadt-Filialen übernehmen. Deren Chef Eckhard Cordes erklärte, er habe einen Vierstufenplan angeboten. Wenn alle mitmachten, sei „in etwa zwei Monaten“ eine Lösung möglich.

Der Deutsche Städtetag rief dazu auf, die Kaufhäuser zu erhalten. Sie seien „ein wichtiger Faktor für lebendige Innenstädte und bedeutende Arbeitgeber“, sagte Präsidentin Petra Roth dem Tagesspiegel am Sonntag. Der Berliner Senat forderte einen Beitrag auch der Banken, bei denen Arcandor Schulden hat. „Immerhin sind darunter mit der Commerzbank und der Bayerischen Landesbank Institute, die ihrerseits Staatshilfen bekommen haben“, sagte Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke).

Im Fall Opel wollen Magna sowie die Sberbank laut „Spiegel“ nur 100 Millionen Euro an Eigenkapital investieren. Bislang war von 500 Millionen Euro die Rede gewesen. Das Konsortium will demnach 400 Millionen Euro nur als zinsloses Darlehen zur Verfügung stellen, für das sie sich Sicherheiten einräumen ließen. Erst schrittweise und über Jahre solle der Kredit in Eigenkapital umgewandelt werden. Magna soll 20 Prozent an Opel halten, die Bank 35 Prozent.

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