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Dresdner

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Bankenfusion: Angriff auf die Nummer eins

Wer ist die größte im ganzen Land? Zusammen mit der Dresdner fordert die Commerzbank die Deutsche Bank heraus. Die muss nun reagieren.

Frankfurt am Main - Die Top-Manager der Deutschen Bank schauen sich das Geschehen aus der Distanz an. Vorstandschef Josef Ackermann und seine Kollegen residieren bis 2010 abseits des Bankenviertels an der Frankfurter Messe. Die beiden Türme der Konzernzentrale („Soll und Haben“) in Sichtweite von Commerzbank und Dresdner Bank werden gerade saniert.

Nach außen hin geben sich die Deutschbanker gelassen, wenn es um den Zusammenschluss von Commerzbank und Dresdner Bank geht. „Für uns hat sich nichts geändert“, sagt Bank-Sprecher Ronald Weichert. „Wir sind weiter offen für Übernahmen, wenn sie Sinn machen und Mehrwert bringen.“ Einige Experten allerdings sehen die Deutsche Bank unter Druck. Schließlich ist die neue Commerzbank mit elf Millionen Kunden in Deutschland jetzt die Nummer eins. Die Deutsche Bank kommt in ihrem Heimatmarkt nur auf 9,7 Millionen Kunden, weltweit sind es allerdings rund 14 Millionen.

Ganz ohne Zucken dürfte Bankchef Ackermann die Übernahme der Dresdner Bank deshalb nicht registriert haben. Zwar hat vor allem er, damals noch verantwortlicher Vorstand für die Investmentbanking-Sparte, vor sieben Jahren die Fusion der Deutschen mit der Dresdner Bank letztlich verhindert. Aber in den letzten Monaten hat Ackermann keinen Hehl daraus gemacht, dass die Klientel der Dresdner am besten zur Deutschen Bank passen würde. Das Problem der maroden Investmentbank- Sparte des Konkurrenten wollte sich der Schweizer aber nicht aufhalsen.

Für die Deutsche Bank bliebe nun die Postbank, für deren Kauf Commerzbank-Chef Blessing nach eigenem Bekunden nun keine Kapazitäten mehr hat. Ein Konkurrent weniger also. Dennoch gilt es als unwahrscheinlich dass sich die Deutsche Bank deshalb jetzt schnell die Postbank greift – zumal ja auch Post und Bund dem Geschäft zustimmen müssten. „Da bricht keine Hektik aus“, sagt Udo Steffens, Präsident der Frankfurt School of Finance. Am 12. September trifft sich angeblich der Post-Aufsichtsrat, um auch über die Zukunft der Postbank zu befinden. Als gut möglich gilt auch, dass der Verkauf abgesagt wird. Die Post hat vor allem ein Problem: Der noch vor wenigen Monaten anvisierte Preis von zehn Milliarden Euro für die Postbank ist derzeit völlig unrealistisch. Was wiederum das Interesse Ackermanns wecken könnte. Für deutlich weniger als zehn Milliarden würde das Bonner Institut wieder interessant.

Andererseits ist Ackermann von der Postbank nicht wirklich überzeugt. Die Klientel passt nicht zum Kundennetz der Deutschen Bank. Sinnvoll wäre der Kauf allenfalls, wenn die Postbank an die Deutsche Bank-Tochter Norisbank angeschlossen würde. Experten halten von den gut 14 Millionen Postbank-Kunden allenfalls 4,7 Millionen für attraktiv. „Der große Rest hat nur ein Girokonto oder ein Sparbuch und ist damit nicht sehr attraktiv“, sagt Dieter Hein vom Analysehaus Fairesearch. Und die fast ausschließlich in die Postfilialen integrierten Postbank-Ableger müsste ein Käufer für viel Geld völlig neu organisieren. Sinn ergeben würde der Kauf auch nur, wenn die Kosten gedrückt und Tausende Stellen abgebaut würden.

„Die Deutsche Bank steht nicht unter Druck“, glaubt Analyst Carsten Werle vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Die Commerzbank sei nun erst einmal mit sich selbst beschäftigt. Zudem sei das Geschäft der Deutschen global ausgerichtet, sowohl im Investmentbanking als auch in der Vermögensverwaltung. Und da liegt sie weiter um Längen vor der neu geformten Konkurrenz.

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