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Ausgebremst. Gewinnwarnungen kommen bei Anlegern nie gut an. Die Adidas-Aktie bricht zeitweise um 16 Prozent ein.

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Börse, Bilanzen, Politik: Adidas enttäuscht, Lufthansa kämpft, Siemens steht gut da

Die Bilanzsaison erreicht ihren Höhepunkt. Sieben Dax-Konzerne legen Zahlen vor. Adidas schockiert die Anleger, Siemens überzeugt, bei VW ist man unzufrieden. Ein Überblick.

Die Krise in der Ukraine, die Sanktionen gegen Russland und die Staatspleite in Argentinien – die Politik spielt dieser Tage eine wichtige Rolle in der Wirtschaft. Jedoch machen sich die Krisen in den Büchern noch nicht überall bemerkbar, in den Ausblicken auf die weitere Geschäftsentwicklung allerdings schon. Am Donnerstag legten einige der größten deutschen Unternehmen Zahlen für das abgelaufene Quartal vor. Nur wenige Aktien im Leitindex Dax konnten zulegen, einige Papiere mussten schwere Verluste hinnehmen.

Siemens verdient mehr

Die aktuellen geopolitischen Spannungen seien „ein ernstes Risiko für das Wachstum in Europa“ in der zweiten Jahreshälfte, sagte Siemens-Chef Joe Kaeser in München. In Russland setzt das Unternehmen im Jahr rund zwei Milliarden Euro um. Man beobachte die Entwicklungen, es gebe aber mehr „persönliche Bestürzung als geschäftliche Sorgen“, sagte Kaeser. Sanktionen gegen Russland werde Siemens strikt umsetzen. Sorgen bereitet dagegen weiter das Energiegeschäft. Im abgelaufenen Quartal fielen erneut Sonderkosten von insgesamt 155 Millionen Euro an. Aber nicht nur in der Sparte Energie, auch in der Medizintechnik ging der Gewinn zurück. Die beste Entwicklung im Quartal zeigte der Sektor Infrastruktur und Städte: Nach einem Verlust vor einem Jahr machte die Sparte 350 Millionen Euro Gewinn. Das Industriegeschäft konnte ebenfalls deutlich zulegen. Unter dem Strich verdiente Siemens 1,4 Milliarden Euro – ein Plus von 27 Prozent. Währungseffekte wirkten sich jedoch negativ aus. Der Umsatz ging um vier Prozent auf 17,9 Milliarden Euro zurück, der Auftragseingang sank um drei Prozent auf 19,4 Milliarden Euro. An der Börse kamen die Ergebnisse gut an, die Siemens- Aktie legte gegen den Trend zu. vis

Fresenius ist optimistisch

Größter Gewinner im Dax aber waren die Papiere des Gesundheitskonzerns Fresenius. Anziehende Dialyse-Geschäfte und eine durch Übernahmen gestärkte Krankenhaussparte sorgten für Optimismus. Vorstandschef Ulf Schneider hob das Umsatzziel an. „Wir erwarten, dass sich das Wachstum im gesamten Konzern im zweiten Halbjahr weiter beschleunigt“, sagte er. Das Unternehmen baute seinen Gewinn im zweiten Quartal leicht auf 259 Millionen Euro aus. Der Konzernumsatz kletterte im zweiten Quartal um 8,3 Prozent auf 5,52 Milliarden Euro. Die Dialyse-Tochter FMC steckte zudem die Kürzungen im US-Gesundheitssystem besser weg als noch zu Jahresanfang. An der Börse schoss die Fresenius-Aktie zeitweise um rund sechs Prozent nach oben. FMC-Titel legten im Schlepptau mehr als vier Prozent zu. rtr

Volkswagen trifft die Erwartungen

VW ist nicht Volkswagen. Wäre der Kern des Zwölf-Marken-Konzerns so erfolgreich wie das große Ganze, gäbe es wenig zu klagen für Konzernchef Martin Winterkorn. Doch die Marke VW schwächelt: Der Absatz sank im ersten Halbjahr um gut drei Prozent auf 2,3 Millionen Fahrzeuge, das operative Ergebnis brach sogar um fast ein Drittel auf eine Milliarde Euro ein. Aktuell kommt VW nur auf eine operative Marge von 2,1 Prozent. Das konnten auch die Ertragsbringer Porsche und Audi nicht ausgleichen. Auch deshalb hat Winterkorn dem Konzern ein Spar- und Effizienzprogramm verordnet. Die VW-Aktie gehörte am Donnerstag dennoch zu den Dax-Gewinnern. Denn das große Ganze kann nach wie vor überzeugen: Volkswagen bekräftigte trotz der unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seine Jahresprognose. Und traf exakt die Analystenerwartungen. Das operative Ergebnis schrumpfte von April bis Juni um 3,1 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro, der Umsatz sank um 2,2 Prozent auf knapp 51 Milliarden Euro. Bis Ende Juni hat Volkswagen weltweit 5,06 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert. mot

Adidas verschätzt sich beim Golfen

Probleme in Russland und im Geschäft mit Golfausrüstung machen Adidas stärker zu schaffen als bisher eingeräumt. Der Sportausrüster nahm sein Umsatz- und Gewinnziel zurück. Die Aktie stürzte zeitweise um 16 Prozent ab. Die Abwertung von Auslandswährungen wie dem Rubel, anhaltend enttäuschende Nachfrage nach Golfausrüstungen und die teure Werbeschlacht zur Fußball-WM hätten positive Beiträge der Kernmarken Adidas und Reebok weitgehend zunichtegemacht, hieß es. Adidas kündigte einen Konzernumbau an. Das Management rechnet im Gesamtjahr nur noch mit einem Gewinn von 650 Millionen Euro, nachdem Vorstandschef Herbert Hainer den Aktionären bisher 830 bis 930 Millionen Euro versprochen hatte. Der Umsatz werde womöglich nur um einen mittleren einstelligen Prozentsatz steigen. Bereits im zweiten Quartal machten sich Währungseffekte negativ bemerkbar. Die Erlöse legten um zwei Prozent auf 3,5 Milliarden Euro zu. Der Nettogewinn brach im Quartal auf 144 Millionen Euro ein, nach 172 Millionen Euro vor Jahresfrist. rtr

Conti und Lufthansa enttäuschen

Continental hebt Prognose an

Dank günstiger Einkaufspreise für Kautschuk erhöht der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental schon zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Prognose. Jedoch dürfte sich der positive Effekt beim Rohstoffeinkauf für die Reifen bald abschwächen, warnte der Konzern bei der Vorlage seiner Halbjahreszahlen. Die Reifensparte steht bei Continental für mehr als ein Viertel des Umsatzes (28 Prozent). Entsprechend spürbar sind größere Veränderungen dort. So dürfte der günstigere Naturkautschukpreis in der Reifensparte über das Jahr hinweg zusätzliche 160 Millionen Euro freisetzen, wie Conti vorrechnet. Allerdings belastet der starke Euro das Geschäft. Die Umsatzprognose senkte Conti daher von rund 35 auf 34,5 Milliarden Euro. Im abgelaufenen Quartal kletterte das bereinigte operative Ergebnis leicht auf gut eine Milliarden Euro. Der Umsatz schrumpfte wegen der Währungseffekte bereits leicht auf 8,5 Milliarden Euro. Hier hatten sich Experten mehr versprochen. dpa/rtr

Lufthansa machen die Preise zu schaffen

Die Lufthansa kämpft weiter mit dem anhaltenden Preisdruck in der Branche. Die Lage sei in allen Regionen bis auf Afrika und den Mittleren Osten schwierig, sagte Finanzvorstand Simone Menge. Die Buchungslage für die Sommerferien sei zwar etwas besser, auch die Fußball-WM in Brasilien habe das Geschäft beflügelt, konnte aber die Probleme im Juni nicht überdecken. Entscheidend für die weitere Entwicklung sei jetzt der September, wenn hoffentlich wieder mehr Geschäftsreisende Lufthansa buchen sollten. Der Preiskampf, die Kosten für den Pilotenstreik im April sowie Wertberichtigungen auf Forderungen an Venezuela drückten den Betriebsgewinn im zweiten Quartal überraschend deutlich um 17 Prozent auf 359 Millionen Euro. Das Konzernergebnis schmolz um 32 Prozent auf noch 173 Millionen Euro. Der Umsatz war mit 7,7 Milliarden Euro um 1,7 Prozent ebenfalls rückläufig. Die Aktie verlor deutlich. ro

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