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Banken: Commerzbank beruhigt die Börse

Trotz hoher Belastungen aus der Finanzkrise jubeln die Anleger. Martin Blessing wird ab Mai neuer Chef.

Frankfurt am Main/Berlin - Die Krise am US-Hypothekenmarkt trifft die Commerzbank stärker als noch vor wenigen Wochen angekündigt. Trotzdem fuhr die Bank im dritten Quartal noch einen ordentlichen Gewinn ein. Der künftige Chef Martin Blessing soll auch 2008 ein neues Rekordjahr schaffen.

Als Folge ihres Engagements im krisengeschüttelten US-Hypothekenmarkt musste die Commerzbank im dritten Quartal des laufenden Jahres 291 Millionen Euro abschreiben. Ursprünglich hatte sie nur mit 80 Millionen gerechnet. Vorstandssprecher Klaus-Peter Müller hatte aber schon in den vergangenen Wochen angedeutet, dass dies nicht ausreichen würde. Insgesamt ist die zweitgrößte deutsche Bank mit 1,2 Milliarden Euro im Bereich zweitklassiger Immobilienkredite in den USA engagiert.

Die Investmentbanksparte rutschte wegen der hohen Abschreibungen im dritten Quartal ins Minus. Auch die Immobiliensparte litt unter der Krise, blieb aber im Plus. Die übrigen Sparten machten die Verluste allerdings mehr als wett. Aufgrund sehr guter Geschäfte mit Privatkunden und im Mittelstand sowie einer Steuergutschrift konnte die Bank einen Nettogewinn von 339 Millionen Euro verbuchen, gut 56 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Auch ohne den Steuerbonus liegt der Gewinn noch leicht über dem Vorjahreswert.

Der Aktienkurs stieg zeitweise um 4,4 Prozent, am Ende war es ein Prozent. Darin zeigte sich vor allem die Erleichterung, dass die Schäden aus der US-Hypothekenkrise nicht größer sind. Die Abschreibung auf die US-Papiere der Bank sei Ergebnis einer intensiven Kreditanalyse und einer konservativen Bewertung, teilte die Bank mit. Der Marktentwicklung bis Ende September habe man damit „vollumfänglich“ Rechnung getragen.

Insgesamt zeigte sich Vorstandschef Müller mit dem Verlauf des übrigen Bankgeschäfts der ersten neun Monate zufrieden: „Unsere Zahlen zeigen, dass die Commerzbank hält, was sie verspricht.“ Der Gewinn vor Steuern erhöhte sich von Januar bis September um 31,5 Prozent auf 2,34 Milliarden Euro, nach Steuern ergab sich ein Plus von gut 30 Prozent auf 1,78 Milliarden Euro. Die Eigenkapitalrendite lag bei 18,4 Prozent.

Getrieben wurde das Ergebnis von der Privat- und Geschäftskundensparte und der Mittelstandsbank. Nach Angaben von Müller konnten von Januar bis September mehr als 230 000 neue Privat- und Geschäftskunden gewonnen werden. Die Sparte steuerte 334 Millionen Euro zum operativen Gewinn bei, im Vorjahr war es noch ein Minus von 119 Millionen Euro gewesen. Noch besser lief es bei der Mittelstandsbank: Sie erwirtschaftete mit 993 Millionen Euro vor Steuern 400 Millionen mehr als vor Jahresfrist.

Für das gesamte Jahr erwartet Müller eine Eigenkapitalrendite von mehr als 15 Prozent. „Falls sich die Märkte nicht weiter verschlechtern, sind wir zuversichtlich, die Rendite auch im kommenden Jahr weiter steigern zu können“, teilte er mit. Müller soll im Mai nächsten Jahres nach der Hauptversammlung an die Spitze des Aufsichtsrats wechseln. Er macht Platz für Martin Blessing, den der Aufsichtsrat am Dienstag zum künftigen Chef der Commerzbank kürte.

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