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Wie werden wir in Zukunft essen?

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Ernährung: Was sind die Foodtrends von Morgen?

Am Freitag startet die Internationale Grüne Woche in Berlin. 2023 steht das Thema Nachhaltigkeit im Fokus. Wir haben drei Experten gefragt: Was werden wir morgen essen, wie werden sich unsere Ernährungsgewohnheiten ändern?

Was werden wir in Zukunft essen? In unserer Serie „3 auf 1“ erklären drei Expert:innen, welche langfristigen Trends sich abzeichnen. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


In Zeiten von steigenden Lebensmittelpreisen sind aktuell Handelsmarken der große Gewinner. Langfristig sind aber andere Trends wichtig: Fleisch- und Milchalternativen werden durch Innovationen und Größenvorteile preiswerter als die tierischen Originale werden und dann stark an Marktanteilen gewinnen. Schweinefleisch verliert weiter, wegen Tierschutz und aus religiösen Gründen. Hülsenfrüchte sind aus Nachhaltigkeits- und Gesundheitssicht super, an ihrem Image muss noch gearbeitet werden, aber dann haben sie großes Potenzial. Wir essen in Deutschland eine Handvoll Gemüse am Tag, sollten aber aus ernährungswissenschaftlicher Sicht drei futtern. Ein Gegentrend zu Gesundheit ist Snackification, ständig Kleinigkeiten futtern – ein Trend, den die Industrie gerne mitnimmt. Geschmack steht immer ganz oben, da wird Abwechslung („Variety Seeking“) wichtiger.


Zur Ernährung von heute acht Milliarden Menschen auf der Erde werden dringend Alternativen gesucht, zumal Land- und Viehwirtschaft massiv zum Klimawandel und Artensterben beitragen. In Zukunft könnten Fleisch und Gemüse aus dem Labor eine der Lösungen sein. Mittlerweile ist die Entwicklung durch Cellular Agriculture weit vorangeschritten, bestätigt Oliver Stengel, Nachhaltigkeits-Professor an der Hochschule Bochum. Muskelzellen können in Laboren wachsen, um daraus Steaks und Burger-Patties herzustellen, Milch mithilfe von Mikroorganismen hergestellt werden, Pflanzenöle lassen sich durch Hefezellen erzeugen. Im kleinen Maßstab funktioniert das schon. Die großtechnische Umsetzung muss dann so günstig sein, dass sie mit tierischen Produkten auf dem Markt konkurrieren kann. Einige Start-up-Unternehmen sind bereits am Markt. Für Zukunftsmusik hält das allerdings Dominik Ziller, Vizepräsident des UN-Fund for Agricultural Development (IFAD), Cellular Agriculture sei heutzutage noch nicht einmal ansatzweise wirtschaftlich zu betreiben. „Es wird mehr darum gehen, weniger Fleisch zu essen“, bekräftigt Ziller.


Foodtrends klingen erst einmal abstrakt und weit weg von meiner täglichen Arbeit als Bäuerin. Mit meinen Kühen in ganzjähriger Weidehaltung erzeuge ich Fleisch aus besonders artgerechter Haltung. Ebenso trage ich zur Artenvielfalt und zum Klimaschutz bei. Das ist Arbeit mit dem lebenden Boden, unserer Landschaft, mit Menschen und Tieren. Hier knüpfen Foodtrends wie New Glocal und Brutal Lokal an.

Wir werden uns in Zukunft konsequenter regional ernähren (müssen) und nur das importieren, was wir selbst nicht erzeugen können. Nicht der billigste Preis, sondern schonende, regionale Produktion, faire Bezahlung der Bäuer*innen und transparente Lieferketten werden entscheiden was wir essen. Damit wir so arbeiten können, brauchen wir eine Reform der Agrar- und Sozialpolitik, um das Höfesterben zu stoppen und damit sich alle Menschen gute Lebensmittel leisten können. Dafür gehe ich am 21. Januar in Berlin als Teil der „Wir habe es satt“-Demonstration auf die Straße.

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