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Sonnenuntergang hinter der Frankfurter Skyline: Börsenprofis verwenden für ihre Analysen unterschiedliche Kennzahlen

© IMAGO/greatif

Die richtigen Aktien finden: Auf diese Zahlen kommt es an

Ob Aktien eine Kaufgelegenheit bieten oder zu teuer sind, versuchen Profis mit Kennzahlen einzuschätzen. Auch Kleinanleger können die nutzen.

Von Annika Krempel

Die richtige Aktie zur richtigen Zeit – damit kann man reich werden. Allerdings sollten sich Anleger nicht auf ihr Glück verlassen, wenn sie in einzelne Unternehmen investieren möchten. Stattdessen gilt es, die Papiere penibel auszuwählen.

Stock Picking wird das in der Finanzbranche genannt, erklärt Edda Vogt, Börsen- und Anlageexpertin der Deutschen Börse. „Anleger versuchen, mit einer systematischen Auswahl bessere Renditen zu erzielen als der Gesamtmarkt.“ Prominente Vorbilder für viele Kleinanleger sind Investoren wie Warren Buffet oder George Soros. Sie sind mit Stock Picking reich geworden.

Eintauchen in die Zahlen

Allerdings ist das gar nicht so einfach. Selbst Fondsmanager, die den ganzen Tag nichts anderes tun als Stock Picking, schaffen es auf Dauer nur selten, den Markt zu schlagen. Das zeigen verschiedene Studien. Etwa die bekannte SPIVA des Indexherausgebers Standard & Poor’s, die regelmäßig das Abschneiden von Fonds mit dem Markt vergleicht.

Dafür können Anleger genau steuern, wohin ihr Geld fließt. «Anleger können zum Beispiel Rüstungsfirmen bei ihrer Auswahl außen vor lassen. Und sie lernen bei ihrer Analyse noch etwas über das Geschäftsmodell», zählt Noah Leidinger die Vorteile auf. Er ist Mit-Autor des Buches „Ohne Aktien wird schwer“, das sich mit dem Thema Stock Picking auseinandersetzt.

Wer sich ein Portfolio aus einzelnen Wertpapieren aufbauen möchte, muss tief in die Zahlen eintauchen, um einschätzen zu können, welches Unternehmen ein lohnendes Investment sein könnte. Börsenprofis verwenden für ihre Analysen unterschiedliche Kennzahlen. Die gängigsten sind:

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Hier werden der aktuelle Aktienkurs und der prognostizierte Gewinn in Verhältnis gebracht. „Das KGV sagt aus, wie viel ich heute für einen Anteil am Gewinn bezahle“, erklärt Vogt. Oder anders ausgedrückt: Wie viele Jahre es dauert, bis das Unternehmen seinen Börsenwert durch seine Gewinne wieder eingespielt hat.

Je höher der Aktienkurs ist und je niedriger der Gewinn, desto höher fällt die Kennzahl aus, die Aktie ist also relativ teuer. Ein Unternehmen mit einem niedrigen KGV verheißt dagegen, dass es – im Verhältnis zum Preis – relativ hohe Gewinne einfährt.

Oft schütten gerade große Firmen, die nicht mehr viel wachsen und deshalb wenig investieren, viel Geld an ihre Aktionäre aus.

Noah Leidinger, Mit-Autor des Buches „Ohne Aktien wird schwer“

Nun sind aber nicht alle Aktienunternehmen mit niedrigem KGV gleich gute Investmentchancen, warnt Leidinger. „Unternehmen in unterschiedlichen Branchen lassen sich damit kaum vergleichen, dafür unterscheiden sich die Gewinnchancen zu stark. Doch selbst innerhalb einer Branche muss man genauer hinschauen.“

Zum Beispiel sind Ferrari und der Volkswagen Konzern zwar beide Autobauer, aber mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen. Der Luxuswagenhersteller hat eine viel höhere Gewinnspanne als VW, das für den Massenmarkt produziert. Der Vergleich des KGV würde bei diesen beiden Aktien nicht viel darüber aussagen, ob ein Unternehmen unterbewertet ist.

Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV)

Wird ganz ähnlich berechnet wie das KGV, allerdings mit dem Cashflow, also Geldfluss eines Unternehmens. Der unterscheidet sich vom Gewinn, weil zum Beispiel Abschreibungen nicht abgezogen werden. Dadurch gibt der Cashflow genauer an, wie viel das Unternehmen tatsächlich verdient hat und ist weniger anfällig, um mit Buchhaltungstipps frisiert zu werden. Deshalb gilt er als objektiver als das KGV.

Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)

Eignet sich für die Bewertung von jungen Aktiengesellschaften. In den ersten Jahren schreiben viele Unternehmen noch rote Zahlen oder erwirtschaften nur kleine Gewinne. Dann erlaubt das KUV einen besseren Vergleich mit Wettbewerbern.

Dividendenrendite

Aktiengesellschaften schütten einen Teil ihres Gewinns nach Abzug von Steuern, Zinsen und Abschreibungen einmal pro Jahr an ihre Aktionäre aus. Manche Anleger setzen bei ihrer Anlagestrategie auf regelmäßige Erträge durch solche Dividenden. Entscheidend für sie ist, wie hoch die Dividendenrendite ist. Dafür wird die zuletzt gezahlte Dividende durch den aktuellen Aktienkurs geteilt.

Eine hohe Dividendenrendite kann ein Hinweis auf ein lohnendes Investment sein. „Allerdings ist das immer ein Blick in die Vergangenheit, die Dividende ist nicht sicher“, sagt Leidinger.

Und ein hoher Wert kann auch trügerisch sein. Sinkt der Aktienkurs, steigt nämlich die Dividendenrendite - über den wirtschaftlichen Erfolg sagt sie also nichts aus. „Oft schütten gerade große Firmen, die nicht mehr viel wachsen und deshalb wenig investieren, viel Geld an ihre Aktionäre aus“, weiß Leidinger.

Eigenkapitalrendite

Sie gibt Auskunft darüber, wie profitabel ein Unternehmen sein Eigenkapital einsetzt. Dafür wird der Gewinn nach Abzug von Steuern durch das vorhandene Eigenkapital geteilt. Je höher die Rendite ist, desto besser setzt eine Aktiengesellschaft die eigenen Mittel ein. Die Werte können sich je nach Branche erheblich unterscheiden. Verzwickter wird es noch, weil sich die Berechnung von Gewinn und Eigenkapital unterscheiden kann, wenn Unternehmen andere Methoden verwenden.

Fazit: Viele dieser Kennzahlen finden Anleger auf Portalen im Internet, in der Tageszeitung oder bei ihrem Broker. Jede für sich allein zeigt allerdings immer nur einen Ausschnitt der Unternehmensbewertung. „Man muss immer auf mehrere gleichzeitig schauen, da einzelne Werte irreführend sein können“, rät Vogt und empfiehlt allen Anlegern, immer auch einen Blick in die Bilanz des Unternehmens zu werfen.

Um die Situation einschätzen zu können, sollte man sich anschauen, wie sich in den vergangenen Jahren Umsatz, Kosten und Marge entwickelt haben, sagt auch Leidinger. Außerdem plädiert er dafür, sich näher mit der Firma zu beschäftigen.

„Man sollte verstehen, wie das Geschäftsmodell eigentlich aussieht“, sagt der Experte. „Zum Beispiel verkauft McDonalds nicht nur Burger, sondern verdient einen großen Teil des Geldes damit, Restaurantflächen an Franchisenehmer zu vermieten.“ Auf solche Details komme es bei der Einschätzung einer Aktie an. (dpa)

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