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Die Inflation verbrennt Vermögen: Das Geld wird von Monat zu Monat weniger wert.

© Foto: Getty Images/iStockphoto

Inflation und Wirtschaftsabsturz: Das sind die größten Ängste der Deutschen

Die Inflation liegt bei zehn Prozent, Wirtschaftsminister Habeck warnt vor einer Rezession. Den Bundesbürgern bereitet das Sorgen, das Angstniveau steigt.

Besser hätte das Timing nicht sein können. Am frühen Donnerstagmorgen bestätigt das Statistische Bundesamt, was bisher nur als Schätzung in der Welt war: Die Inflation ist im September verglichen mit dem Vorjahresmonat um zehn Prozent gestiegen. Von einem „neuen Höchststand im vereinigten Deutschland“ spricht der Präsident der Statistikbehörde, Georg Thiel.

Wieder sind es die Energiekosten (plus 43,9 Prozent) und Nahrungsmittel (plus 18,7 Prozent), die die Preise in die Höhe treiben. Die Lebensmittelproduzenten ächzen unter hohen Energie- und Rohstoffpreisen, auch die Arbeitskosten steigen. Für Verbraucher heißt das: „Lebensmittel werden in der nächsten Zeit nicht billiger“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands, Christoph Minhoff. Wer hätte das gedacht.

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Nichts macht den Menschen so große Angst wie die Inflation

Für die Bundesbürger sind das schlechte Nachrichten. Denn nichts macht den Deutschen so große Angst wie die Inflation. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung befürchtet, dass alles immer teurer wird. Das ist das Ergebnis der neuen Umfrage zu den „Ängsten der Deutschen“, die am Donnerstag wenige Stunden nach den neuen Inflationszahlen vorgestellt worden ist.

Finanzielle Sorgen dominieren, zeigt die Studie. Die größten Ängste der Bundesbürger drehen sich um das Geld: Die Angst vor Inflation, die Befürchtung, dass Wohnraum unerschwinglich wird, und die Sorge, dass sich die Wirtschaftslage verschlechtert, rangieren auf den ersten drei Plätzen der Angst-Skala.

Es folgen die Befürchtung, dass Steuererhöhungen oder Leistungskürzungen drohen, weil der Staat viel Geld für die Bekämpfung der Coronakrise ausgegeben und seitdem weitere Entlastungspakete wegen der Energiekrise geschnürt hat und auf - Platz fünf - die Besorgnis, dass Deutschlands Steuerzahler eines Tages doch noch für die EU-Schuldenkrise zur Kasse gebeten werden.

Warum die Studie wichtig ist

Die Politik ist gut beraten, die Studie ernst zu nehmen. Sie ist bundesweit und international die einzige Umfrage, die sich mit den Sorgen der Bevölkerung beschäftigt. Im Auftrag der R+V-Versicherung werden seit nunmehr 30 Jahren in jedem Sommer 2400 Bundesbürger im Alter ab 14 Jahren in persönlichen Interviews nach ihren größten politischen, wirtschaftlichen, persönlichen und ökologischen Ängsten befragt. Die repräsentative Studie ist damit ein Seismograph für die Stimmungslage der Nation.

Die Menschen sind insgesamt deutlich sorgenvoller als vor einem Jahr.

Grischa Brower-Rabinowitsch, Studienleiter

In diesem Jahr schlägt der Seismograph besonders kräftig aus. Der Angstindex - der Durchschnitt aller abgefragten Sorgen - stieg um sechs Prozent und erreichte mit 42 Prozent den höchsten Wert seit vier Jahren. Nur einmal lag er höher: 2016 kletterte der Wert angesichts von Terroranschlägen und der Flüchtlingsdebatte auf 52 Prozent. „Der bange Blick in den Geldbeutel lässt die finanziellen Ängste in die Höhe schnellen“, sagt Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch. „Insgesamt sind die Menschen deutlich sorgenvoller als vor einem Jahr“.

Die Sorgen sind berechtigt

Mit „German Angst“ hat das nichts zu tun, betont Manfred Schmidt. Der Politikprofessor von der Universität Heidelberg berät die Versicherung seit rund zwei Jahrzehnten bei der Auswertung der Ängste-Studie. Mit „German Angst“ wird im Ausland Deutschland als Volk von Angsthasen beschrieben. Zu Unrecht, wie Schmidt meint: „Die Leute reagieren auf reale Probleme.“

Und sie verfolgen die Nachrichten: So warnt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in seiner am Mittwoch vorgestellten Herbstprognose selbst davor, dass die Bundesrepublik im nächsten Jahr in die Rezession rutschen und die Inflation nicht unter sieben Prozent sinken wird.

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Umweltthemen werden verdrängt

Was auffällt: Auch wenn die Angst vor Naturkatastrophen und Klimaveränderung seit dem Dürresommer gewachsen ist, landen Umweltthemen in der zweiten Hälfte der Angst-Top-Ten. „Grüne Themen spielen erkennbar die zweite Geige“, betont Politikexperte Schmidt.

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Allerdings ist das eine Generationenfrage: Bei den Unter-20-Jährigen ist die Angst vor dem Klimawandel die zweitgrößte Sorge - nach der Furcht vor autoritären Herrschern. Die Befürchtung, dass Staatschefs wie der russische Präsident Putin an Macht gewinnen, landet in der altersübergreifenden Gesamtauswertung dagegen auf dem siebten Platz.

Wie sich der Krieg auswirkt

Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist die Angst, dass Deutschland in einen Krieg verwickelt werden können, kräftig gestiegen. Sie hat um 26 Prozentpunkte zugelegt, das ist der höchste Anstieg unter allen abgefragten Themen. Die Kriegsangst findet sich dennoch erst auf Platz zwölf wieder. Auch die Inflationsangst und die Angst vor einer Wirtschaftskrise sind mit einem Zuwachs von 17 Prozent kräftig in die Höhe geschnellt.

Kaum noch Angst vor Corona

Was für die Politik auch interessant sein könnte: Die Angst vor Corona spielt praktisch kaum noch eine Rolle. Nur ein Drittel fürchtet noch eine Ansteckung oder einen schweren Krankheitsverlauf. Das reicht gerade noch für Platz 19. Noch geringer ausgeprägt ist die Sorge, dass es einen Störfall in einem Atomkraftwerk geben könnte. Gerade einmal 30 Prozent der Bundesbürger beschäftigt dieses Thema - Platz 20

Unterschiede zwischen Ost und West gibt es in der Flüchtlingspolitik. 54 Prozent der Bürger im Osten befürchten, dass der Staat durch die Aufnahme von Flüchtlingen überfordert sein könnte. Im Westen sind es nur 43 Prozent.

Politiker kommen in der Studie übrigens nicht gut weg. 44 Prozent der Bundesbürger glauben, dass die Politiker überfordert sind. Das deckt sich mit jüngsten politischen Umfragen. Nach dem aktuellen ZDF-Politbarometer waren im März 75 Prozent der Meinung, die Regierung leiste gute Arbeit. Jetzt sind es noch 49 Prozent.

Vor allem Robert Habeck hat an Ansehen verloren . In der „Ängste-Studie“ bekommen die Politiker die eher bescheidene Durchschnittsnote 3,7. Ein Viertel der Bürger würde den Politikern sogar die Schulnote fünf oder sechs geben. „Politiker werden sehr streng beurteilt“, findet Politikwissenschaftler Schmidt.

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