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13Joachim Nagel (l), Präsident der Deutschen Bundesbank, und Christian Lindner (FDP, M), Bundesminister der Finanzen, und seine Sprecherin Nadine Kalwey sitzen bei einer Pressekonferenz bei der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Lindner reist für ein Treffen der Finanzminister und Zentralbankchefs der G20-Staaten zur IWF/Weltbank-Tagung nach Marrakesch.

© dpa/Christophe Gateau

Lob für deutsche Konjunkturmaßnahen: Bundesbänker sieht Höhepunkt der Inflation überwunden

Deutschland galt als „der kranke Mann Europas“. Das ist nun vorbei, sagte der Bundesbank-Präsident auf der Herbsttagung des IWF und der Weltbank in Marrakesch.

Die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank zeigen nach Ansicht von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel beim Kampf gegen die Inflation Wirkung. „Wir haben den Höhepunkt der Inflation wohl überwunden“, sagte er am Freitag auf der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Marrakesch.

Unsicherheit bestehe dagegen bei der Frage, wie schnell die Inflation nun sinken werde und wann sie beim Notenbank-Ziel von zwei Prozent ankomme. „Die zehn Zinserhöhungen, das ist aus Notenbanksicht der entscheidende Punkt, zeigen ihre Wirkung“, sagte er.

Es müsse geschaut werden, wie die Übertragung der Geldpolitik auf die Wirtschaft wirke, sagte Nagel weiter. Notenbanker sprechen dabei von „Transmission“. Die Arbeits- und Finanzmärkte hätten sich seit den letzten Zinserhöhungszyklen verändert.

Wir sehen kräftige Lohnzuwächse.

Joachim Nagel, Präsident der Bundesbank

So gebe es nach wie vor eine hohe Überschussliquidität im Finanzsektor. „Aber insgesamt bin ich zufrieden, wie die Geldpolitik wirkt“, merkte Nagel an. Das sei aus Bundesbank-Sicht das Entscheidende. Zuletzt hatte die EZB vor der Euro-Schuldenkrise 2012 Zinsen erhöht.

Zur Konjunktur in Deutschland sagte Nagel: „Deutschland ist jetzt nicht der kranke Mann in Europa.“ Die Wirtschaftsleistung dürfte im laufenden Jahr zwar sinken – die Auslandsnachfrage in der Industrie sei deutlich rückläufig, dem Bau machten die gestiegenen Finanzierungskosten zu schaffen und die privaten Haushalte hielten sich beim Verbrauch zurück.

Aber die Arbeitsmarktlage sei weiterhin gut. „Wir sehen kräftige Lohnzuwächse“, sagte Nagel. Mit der rückläufigen Inflation werde auch der private Verbrauch wieder anziehen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit Sommer 2022 die Schlüsselzinsen um insgesamt 4,50 Prozentpunkte angehoben – zuletzt im September um einen viertel Prozentpunkt. Das war die zehnte Anhebung in Serie.

Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit inzwischen bei 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999. Die nächste Zinssitzung der EZB ist am 26. Oktober. (Reuters)

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