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Wladimir Putin und Siegfried Wolf.

© imago images/ZUMA Wire

Brief mit Angebot: Porsche-Aufsichtsrat wollte Putin beim Wiederaufbau der Autoindustrie helfen

Um der russischen Automobilindustrie auf die Beine zu helfen, hat Unternehmer Siegfried Wolf dem Kreml offenbar einen Deal vorgeschlagen. Der VW-Konzern selbst gibt sich ahnungslos.

Von Leah Nowak

Der österreichische Unternehmer Siegfried Wolf, Mitglied des Aufsichtsrats des VW-Großaktionärs Porsche SE, hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Januar in einem Brief offenbar Hilfe beim Wiederaufbau der russischen Autoindustrie angeboten.

Wie der „Spiegel“ berichtet, schlug Wolf Putin darin vor, „die legendäre russische Wolga-Marke“ wiederzubeleben. Für das Comeback habe der Österreicher die Fabrikanlagen und das Know-how des VW-Konzerns nutzen wollen, der nach Beginn des Krieges sowohl die Produktion im eigenen Werk in Kaluga stillgelegt hatte als auch aus einer Fertigungspartnerschaft mit dem russischen Autobauer GAZ in Nischni Nowgorod ausgestiegen war.

Wolfs Plan sei demnach gewesen, ab der zweiten Jahreshälfte 2023 in den beiden Werken wieder Autos der VW-Marke Škoda zu bauen: Zunächst werde man in Kaluga das Modell Rapid, später in Nischni Nowgorod die Modelle Octavia, Kodiaq und Karoq produzieren, habe Wolf in seinem Brief an Putin erklärt.

Laut Bericht sollten die Fahrzeuge ein russisches Design bekommen und „äußerlich grundlegend umgestaltet“ werden, um „die charakteristischen Merkmale“ der legendären Modelle Wolga und Pobeda herauszuarbeiten. Der Bedarf der russischen Verbraucher an qualitativ hochwertigen und zuverlässigen Fahrzeugen werde dank seiner Initiative gedeckt, habe Wolf in dem Schreiben versichert. Zum habe er „insgesamt über 12.000 Hightech-Arbeitsplätze“ versprochen.

Das alles bilde „die Grundlage für die weitere Entwicklung einer unabhängigen und modernen Automobilindustrie in der Russischen Föderation“.

Betreiber des Projekts sollte das russische Unternehmen PromAvtoKonsalt sein, dessen Eigentümer Wolf selbst war, berichtet der „Spiegel“ weiter. Als industriellen Partner habe Wolf die GAZ-Gruppe angegeben, die im Fokus der Sanktionsbehörden stand.

„Unter den heutigen schwierigen Bedingungen“, habe Wolf weiter geschrieben, gäbe es in Russland einen Mangel an hochwertigen Autos. Sein „neues Investitionsprojekt zur Wiederaufnahme der Produktion von Pkw“ könne „dieses Problem lösen“.

VW-Vorstand hatte „keinerlei Kenntnis“

Für die Umsetzung des Vorhabens benötigte Wolf finanzielle Unterstützung. Laut Bericht forderte er von der russischen Regierung einen Kredit über 60 Milliarden Rubel, umgerechnet rund 800 Millionen Euro, zum Zeitpunkt der Offerte. Eine „grundsätzliche Einigung mit dem Topmanagement von Volkswagen“ sei bereits erfolgt, habe es in dem Schreiben geheißen.

Volkswagen distanzierte sich offenbar deutlich von Wolfs Vorstoß: Der Vorstand habe „keinerlei Kenntnis“ über seinen Brief „und dessen irritierenden Inhalt“, sagte der Konzern auf Anfrage des „Spiegel“. So habe zwar auch Wolfs Firma PromAvtoKonsalt zu den Kaufinteressenten gehört, es habe jedoch keinerlei Zusagen des Topmanagements vor Abschluss des Verkaufsprozesses gegenüber einzelnen Interessenten gegeben. „Es ist daher für uns nicht nachvollziehbar, wie gegenüber Dritten darauf verwiesen werden konnte.“

Der VW-Konzern habe sich im März für einen anderen Kaufinteressenten, namentlich die Autohandelsgruppe Avilon, für sein Russland-Geschäft entschieden.

Laut Bericht sagte die Porsche SE zur Personalie Siegfried Wolf und dessen Russland-Initiative lediglich: „Von dem von Ihnen erwähnten Brief von Herrn Wolf hat und hatte die Porsche SE keine Kenntnis.“ Die Frage, ob die VW-Mutter nach wie vor Vertrauen in ihren Aufsichtsrat Wolf habe, habe der Konzern unbeantwortet gelassen. (Tsp)

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