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Als Schneemobil ist der Jeep Wrangler prima geeignet, man muss damit aber auch umgehen können.

© Jeep Deutschland

Elektrischer Schneewalzer: Rollen, rutschen, driften beim „Jeep Snow Adventure“

Mit dem Wrangler auf die Rodelpiste – das will gekonnt sein. Bislang gibt es ihn als Plug-in-Hybrid, der elektrische Avenger ist da bereits eine technische Stufe weiter.

Jetzt ruhig bleiben! Und bloß nicht bremsen! Der Abhang ist nicht lang, aber geschätzte 45 Grad steil, eine Rutschbahn aus Schnee und Eis. Der ideale Ort für eine Schlittenpartie, doch sitzen wir stattdessen in einem Jeep Wrangler 4xe, die Türen ausgebaut, also fast im Freien, und nun geht es unweigerlich bergab.

Halbwegs vergleichbare Fahrerlebnisse liegen Jahrzehnte zurück, automobile Jugendsünden, auf die man jetzt nicht bauen kann: damals im Renault R4 mit Sommerreifen in den tiefverschneiten Harz, und es ist sogar gut gegangen.

Beim Jeep Snow Adventure ging es hoch hinaus - und dann auf eisglatter Piste in die Tiefe.

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Leider ist hier im Tiroler Winter die Macht der Gewohnheit stärker als die Ermahnung des Beifahrers, das Bremspedal in Ruhe zu lassen, der auf rauhes Gelände und selbst solch vertrackten Untergrund vorbereitete Wagen erledige schon alles selbst.

Also senkt sich reflexhaft der Fuß, die Räder blockieren, und jetzt hilft auch wildes Kurbeln nicht weiter: Der Wagen rutscht, stellt sich halb quer und landet – rums! – mit dem linken vorderen Kotflügel in den entlang der schmalen Fahrspur aufgetürmten Schneehaufen. Es reicht eben nicht, in solch einem mit allen nur möglichen technischen Raffinessen ausgestatteten Off-Road-Koloss zu sitzen. Man muss damit auch umgehen können.

Mit Seitentüren fahren? Es geht auch ohne

Na klar, das lässt sich lernen, aber dafür war das „Jeep Snow Adventure“ im Wintersportort Kühtai bei Innsbruck, inszeniert vom Hersteller der stets für ihre Nähe zu Freiheit und Abenteuer angepriesenen Marke, dann doch zu kurz. Ein eigener Parcours war am Berghang parallel zur örtlichen Rodelbahn vorbereitet worden.

Im normalen Verkehr wäre das Fahren ohne Türen ohnehin nicht zulässig gewesen. Aber dank der Schneepiste konnte auf die ersatzweise möglichen Klappgitter fürs StVO-kompatible „Heia Safari“-Feeling beherzt verzichtet werden.

Pirouette gefällig? Lenkrad einschlagen, Vollgas - so wird der Wrangler zum Kreisel..

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Die Strecke war übrigens sehr abwechslungsreich: enge Kurven nach moderatem Anstieg, was nicht immer beim ersten Anlauf glückte, sogar eine Freifläche, um eine Runde Schneewalzer zu tanzen, also Driften, Schleuderkehre, Pirouette und so auszuprobieren.

Schließlich wartete als besondere Herausforderung ein Abhang so hoch und steil, dass man wohl halbwegs heil hinunterkam. Beim Versuch besonders mutiger Fahrer aber, ihn zu erklimmen, rutschte selbst der Wrangler rückwärts wieder runter. Mit Winter- statt der aufgezogenen Ganzjahresreifen hätte es vielleicht geklappt. Auch hier half beim Stoppen ein Schneehügel.

Eine abenteuerliche Spaßveranstaltung also, ganz dem Image der Marke entsprechend, neben dem Vergnügen selbstverständlich auch dazu da, die überarbeitete Fahrzeugflotte vorzustellen und Informationen über die neuesten technischen Errungenschaften der traditionsreichen, ihren militärischen Ursprüngen längst entwachsenen Marke zu verbreiten.

Von ersten Plug-in-Hybriden zum vollelektrischen Jeep Avenger

Wobei sich das Rad der Innovationen immer schneller zu drehen scheint. Erst fünf Jahre ist es her, dass der zuvor auf Dieselmotoren eingeschworene Hersteller auf die heute fast schon wieder abgeschriebenen Benziner umschwenkte.

Ein Jahr später wurden bereits mit dem Compass 4xe und dem Renegade 4xe die ersten Plug-in-Hybride der Marke vorgestellt, eine Technik, die 2021 auch beim Wrangler eingeführt wurde, den man aktuell noch einmal mit neuem Kühlergrill, Farben, Felgen, Armaturenbrett, Infotainmentsystem und zwölffach elektrisch verstellbaren Sitzen aufgefrischt hat. Im Folgejahr schließlich hat man diesen Antrieb auch dem Grand Cherokee spendiert.

Der Jeep Avenger hat vorerst nur Vorderrad-Antrieb, aber das wird sich ändern.

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Compass, Renegade und neuerdings auch den Avenger gibt es zudem in der sogenannten „e-Hybrid“-Version. Der „Rächer“, im Vorjahr das in Deutschland meistverkaufte Modell der Marke, erfüllt damit am deutlichsten die von Jeep postulierte „Freiheit der Wahl“, um „den Kunden die Möglichkeit zu geben, das ideale Fahrzeug auszuwählen, das ihren Anforderungen und ihrem Geschmack entspricht“.

So kann man als von der E-Mobilität noch nicht überzeugter Traditionalist den Avenger weiter als klassischen, 100 PS starken, in 10,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigenden und auf 100 Kilometer bis zu 5,7 Liter Benzin schluckenden Verbrenner erwerben. Von der E-Mobilität elektrisierten Autofahrern wird er seit Frühjahr 2023 auch als erster reiner Stromer der Marke angeboten, 156 PS stark, der die 100-km/h-Grenze in nur 9 Sekunden erreicht und dessen kombinierte Reichweite bis zu 400 Kilometer beträgt.

Für vorsichtige Elektro-Einsteiger schließlich gibt es den Avenger seit neuestem eben auch als „e-Hybrid“. Jeep folgt damit dem Technikkonzept eines verfeinerten Mild-Hybrid-Antriebs, wie es kürzlich bereits für die Marke Peugeot und dort für den 3008 Hybrid und den 5008 Hybrid vorgestellt wurde. Wie Peugeot gehört auch Jeep zum Konzern Stellantis, der 2021 aus der Fusion der Fiat Chrysler Automobiles (FCA) und der Groupe PSA entstand.

Der E-Motor steckt im Getriebe

Hinter dem Kunstnamen „e-Hybrid“ steckt ein kombinierter Antrieb aus einem 100 PS starken 3-Zylinder-Benzinmotor, einem automatisierten, über Schaltwippen am Lenkrad auch manuell kontrollierbaren 6-Gang-Getriebe mit integriertem, knapp 29 PS starken E-Motor und einer 48-Volt-Lithium-Ionen-Batterie.

Den Avenger gibt es als Benziner, als den ersten vollelektrischen Wagen der Marke Jeep und neuerdings auch als „e-Hybrid“.

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Durch diese Mild-Hybrid-Technik wird das Drehmoment im unteren Drehzahlbereich gesteigert und so ein spurtstärkerer Start ermöglicht. Wichtiger in Zeiten des Klimawandels ist aber ein – gegenüber einem reinen Verbrenner mit Automatikgetriebe – um bis zu 15 Prozent sinkender Spritverbrauch, kann doch der Wagen bei Schrittgeschwindigkeit, etwa ihn Stau oder beim Einparken, rein elektrisch bewegt werden.

Und man muss dazu den Wagen nicht mal in eine externe Stromquelle einstöpseln: Durch die Rekuperation, die Energierückgewinnung während des Bremsens, lädt sich die Batterie gewissermaßen selbst auf.

Gemeinsam ist allen drei Versionen aber, dass sie nur über Vorderradantrieb verfügen. Das ist innerhalb von Jeeps Allrad-Flotte ungewöhnlich und kann für den Avenger schon deswegen nicht der finale Stand der Technik bleiben, passt es doch nicht recht zu seinem martialischen, zudem an den von Marvels Superhelden-Truppe The Avengers angelehnten Namen. Man arbeite bereits an der Allrad-Version, heißt es denn auch. Zu erwarten sei sie in zwölf bis 18 Monaten.

Für Open-Air-Enthusiasten verfügt der neue Jeep Avenger e-Hybrid über ein Schiebedach.

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Dennoch sei der Avenger schon jetzt „jeder Herausforderung gewachsen“, vereine „die Jeep-typische Leistung mit der Freiheit, sich dank seiner Allwetter- und Geländetauglichkeit unter allen Bedingungen zu bewegen“, wird vom Hersteller versichert. Das mag so sein, doch auf der schneefreien Strecke von Kuhtai zum Flughafen Innsbruck war es nicht zu überprüfen. Auch die „großzügige Bodenfreiheit“ kam dort nicht zur Geltung, die Tiroler Straßen sind doch in der Regel tipptopp.

Ein Einsteigermodell der auf seine Off-Road-Fertigkeiten überaus stolzen Marke also, dazu – wie sich in Innsbrucks Straßengewirr zeigt – zweifellos sehr stadttauglich. Es kommt eben nicht so raumgreifend daher wie der optisch und technisch überarbeitete Wrangler oder gar der Grand Cherokee, die ein ganz anderes, der Imposanz und Geländetauglichkeit des Wagens hochbewusstes Fahrgefühl vermitteln.

Der Grand Cherokee – der erste Namensteil ist mehr als angemessen – wird in der Version Trailhawk 4xe sogar mit 27,8 Zentimeter Bodenfreiheit und bis zu 61 Zentimeter Watfähigkeit angegeben. In die dadurch möglichen Gewässer sollte man sich mit einem Avenger trotz seiner immerhin 20 Zentimeter Bodenfreiheit besser nicht wagen.

In der Version Trailhawk 4xe wird der Jeep Grand Cherokee mit 27,8 Zentimeter Bodenfreiheit und bis zu 61 Zentimeter Watfähigkeit angegeben.

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Ein Einsteigermodell ist der „Rächer“ aber eben auch in die viel gepriesene neue Welt der Elektromobilität. In der „eHybrid“-Version wird diese potenziellen Kunden durch allerlei zusätzlichen Komfort schmackhaft gemacht, als da sind ein elektrisch verstellbarer Fahrersitz mit Massagefunktion, wahlweise ein 7-Zoll-Kombiinstrument mit Informationen etwa über Fahrmodus und Motorstatus oder eines in 10,25 Zoll, dazu die Schaltwippen am Lenkrad, zwei mögliche Connect-Services-Pakete und all die anderen heute üblichen elektronischen Hilfsmittel.

Zudem verweist der Hersteller auf „ein neues Schiebedach, womit die Fahrzeuginsassen jetzt in den Genuss eines Open-Air-Vergnügens kommen“. Wer will da noch, wenn es in den Schnee oder wohin auch immer geht, erst die Türen abschrauben.

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