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Volker Wissing (FDP), Bundesminister für Verkehr und Digitales, geht auf dem militärischen Teil des Flughafens BER Berlin-Brandenburg zum Airbus A350 der Luftwaffe (Symbolbild).

© picture alliance/dpa/Uncredited

Update

Wissing betont „unschlagbare Vorteile“ des Fliegens: Zugfahrt laut Greenpeace in 70 Prozent der Fälle teurer als Flug

Reisen mit dem Flugzeug ist in Europa viel zu günstig, kritisiert die Umweltorganisation Greenpeace. Dafür macht sie die Politik verantwortlich.

| Update:

Bei Reisen innerhalb Europas ist es nach Angaben von Greenpeace häufiger günstiger, zu fliegen, als mit dem Zug zu fahren.

Die Umweltorganisation verglich dazu Preise auf 112 europäischen Routen zu unterschiedlichen Buchungszeitpunkten und kam in ihrer am Donnerstag veröffentlichten Studie zu dem Ergebnis, dass die Bahn in 71 Prozent der Fälle teurer war als das Flugzeug. Nur auf 23 Strecken kann die Bahn demnach günstigere Tickets anbieten.

Deutschland ist aufgrund seiner zentralen Lage in Europa und der häufigen internationalen Zugverbindungen vergleichsweise günstig verbunden, wie Greenpeace erklärte. Trotzdem seien Strecken innerhalb, von und nach Deutschland im Durchschnitt 51 Prozent teurer als Flüge.

Gäbe es eine Steuer auf Kerosin, wären Flugreisen teurer. Greenpeace schlägt eine Steuer in Höhe von 50 Cent pro Liter vor.
Gäbe es eine Steuer auf Kerosin, wären Flugreisen teurer. Greenpeace schlägt eine Steuer in Höhe von 50 Cent pro Liter vor.

© dpa/Henning Kaiser

Auf einzelnen Strecken kann es jedoch Ausnahmen geben. Aus Brüssel nach Hamburg kommen Reisende beispielsweise nie günstiger mit dem Flugzeug. Auch von Hamburg nach München und Luxemburg seien die Bahntickets in der Untersuchung zu jedem Zeitpunkt günstiger gewesen als entsprechende Flüge.

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Zugreise von Barcelona nach London mit dem Zug 30 Mal teurer als Flug

Dafür sind die Preise für Zugtickets von Berlin nach Paris und aus der Hauptstadt nach London, Brüssel und Kopenhagen immer teurer als das Flugzeug. Besonders stark steigen die Preise für Bahnreisende bei kurzfristigen Buchungen.

Den größten Preisunterschied registrierte Greenpeace auf der vergleichsweise langen und durch ein Meer getrennten Strecke von Barcelona nach London. Hier kostete die Bahnfahrkarte 30 mal so viel wie das Flugticket zum gleichen Buchungszeitpunkt. Während Reisende für 12,99 Euro fliegen konnten, kostete der Trip mit dem Zug 384 Euro.

Fliegen hat laut Wissing „unschlagbare Vorteile“

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte zu der Studie, auf der Langstrecke habe das Flugzeug „unschlagbare Vorteile“. Hier werde es die Bahn im Vergleich zum Flugzeug „immer schwer haben“, betonte Wissing im Gespräch mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Freitag. „Wer zum Beispiel nach Spanien oder Portugal mit dem Zug fahren will, ist schnell länger als einen Tag unterwegs und muss mehrmals umsteigen.“

Wissing hob jedoch hervor, dass er mit europäischen Nachbarländern daran arbeite, den Schienenverkehr grenzüberschreitend attraktiver zu machen. „Allerdings ist das nicht trivial: Zum Beispiel gibt es in den einzelnen Ländern verschiedene Bahnstrom- und Zugsicherungssysteme, sodass an der Grenze jedes Mal die Lok ausgetauscht werden muss und der Lokführer gleich dazu – wegen unterschiedlicher Betriebssprachen und -regeln.“

All dies wirke sich auf den Preis aus. „Umso wichtiger ist es, dass wir auch beim Fliegen schnellstmöglich klimaneutral werden“, sagte der Minister.

Greenpeace will fliegen teurer machen

Die Greenpeace-Reiseexpertin Marissa Reiserer forderte eine europaweite Kerosinsteuer in Höhe von 50 Cent pro Liter. Das würde jährlich rund 46 Milliarden Euro Einnahmen bringen, erklärte sie. „Immer mehr Menschen wollen mit der Bahn reisen und auf Flüge verzichten, doch die fehlende Kerosinsteuer und weitere klimaschädliche Subventionen für die Flugindustrie verzerren die Preise.“

Reisende sollten sich nach ihren Worten „darauf verlassen können, dass die Bahn immer das günstigste Verkehrsmittel ist“. Alles andere wäre eine „Bruchlandung für den Klimaschutz“.

Die fehlende Kerosinsteuer und weitere klimaschädliche Subventionen für die Flugindustrie verzerren die Preise.

Marissa Reiserer, Verkehrsexpertin bei Greenpeace

Auch der Europapolitiker Anton Hofreiter (Grüne) sprach sich für teurere Flugreisen aus. „Es bleibt ein Problem, dass klimaschädliche Subventionen und das Fehlen einer europäischen Kerosinsteuer weiterhin die Preise verzerren“, sagte er der Funke Mediengruppe. Außerdem müsse der Fernverkehr der Bahn verbessert werden. „Dafür muss massiv in die Bahninfrastruktur investiert werden, um Kapazitäten auszubauen und das Angebot zu erweitern.“

Die Deutsche Bahn (DB) verwies in einer Stellungnahme zu der Studie auf innerdeutsche Verbindungen, die oft günstiger als das Flugzeug seien. Zudem sei die DB „deutlich günstiger als das Flugzeug, wenn es um die Mitnahme von Kindern und Gepäck geht“. Das berücksichtige die Studie von Greenpeace nicht. Auch einen Transport vom Flughafen ins Stadtzentrum könnten sich Reisende mit der Bahn oft sparen.

Trotzdem erklärte auch die DB, dass die Mobilitätswende „hin zur klimafreundlichen Bahn“ nur gelingen könne, „wenn auch die politischen Rahmenbedingungen fair gestaltet sind“. Dazu gehöre eine Energiebesteuerung, die in erster Linie die Folgen für Klima und Umwelt berücksichtige. (AFP/epd)

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