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Krise: Porsche legt sich mit der IG Metall an

Scharfer Briefwechsel über staatliche Hilfen. Gewerkschaftschef spricht von waghalsigem Manöver.

Berlin - Die Auseinandersetzung um die Zukunft von Porsche und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking ist um eine weitere Facette reicher. Wiedeking und der erste Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, werfen sich wechselseitig vor, dem Unternehmen zu schaden.

Auslöser dafür sind Äußerungen Hubers Anfang Juni. Auf Opel und Arcandor angesprochen, hatte er allgemein geantwortet, nicht alle Firmen, die in Schwierigkeiten geraten seien, könnten Hilfe von der Politik erwarten. Bei Wiedeking kam das so an, als habe Huber Stellung gegen die Gewährung eines Kredits über 1,75 Milliarden Euro bezogen, um den sich Porsche bei der staatlichen KfW-Bank bewirbt. Porsche braucht Kapital, da sich Wiedeking bei der Übernahme von 51 Prozent der VW-Aktien übernommen hat.

Wiedeking wirft Huber vor, als Mitglied des Porsche-Aufsichtsrats die Loyalitätspflicht verletzt zu haben. Im Übrigen sei er, Huber, im Aufsichtsrat über den KfW-Kredit informiert worden. Umso unverständlicher, so Wiedeking, wenn sich Huber dann öffentlich dagegen ausgesprochen habe. Der Ton wird scharf, als Wiedeking dem IG-Metall-Chef droht, er sei „persönlich haftbar“, sofern Porsche ein Schaden entstünde. Huber antwortet „überrascht über Ton und Inhalt“. Die wirtschaftlichen Probleme Porsches würden seit Monaten öffentlich diskutiert, argumentiert Huber. Es sei also keineswegs schädlich für das Unternehmen, wenn er sich in diesem Kontext äußere. Im Übrigen sei der Aufsichtsrat nicht über den KfW-Kredit unterrichtet worden, fährt Huber fort und attackiert nun den Porsche-Vorstandschef wegen dessen „waghalsigem Manöver“ beim Kauf der VW-Aktien.

Schließlich habe er Loyalitätspflichten gegenüber dem Unternehmen und seinen Beschäftigten, nicht aber gegenüber Wiedeking, dem Huber empfiehlt, sich um Porsche zu kümmern und keine frechen Briefe zu schreiben. Warum sich Wiedeking in der für ihn so prekären Situation mit Huber anlegt, gibt Rätsel auf. „Der steht am Abgrund“, heißt es in Gewerkschaftskreisen. Dass der Briefwechsel überhaupt bekannt wurde, führt man in Stuttgart auf Wolfsburg zurück: VW-Vorstand und -Betriebsrat wurden mehrmals von Wiedeking vor den Kopf gestoßen. Mithilfe des VW-Aufsichtsratsvorsitzenden und Porsche-Miteigentümers Ferdinand Piëch versucht nun das VW-Establishment, Wiedeking zu stürzen und Porsche als zehnte Marke unter das VW-Dach zu integrieren.

Der Kreditantrag bei der KfW steckt derweil in der Prüfung. „Es gibt noch keine positive Entscheidung des zuständigen Lenkungsausschusses“, sagte Otto Fricke (FDP), Vorsitzender des Haushaltsausschusses des Bundestages, auf Anfrage. Der Haushaltsausschuss muss über KfW-Kreditanträge von mehr als 300 Millionen Euro unterrichtet werden. Zum Briefwechsel zwischen Wiedeking und Huber sagte Fricke, Äußerungen zur Kreditwürdigkeit von Porsche müssten „natürlich zwingend von der KfW und dem Lenkungsausschuss berücksichtigt“ werden. „Die Beteiligten können sich nicht blind stellen.“

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