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Einwanderer sind Deutschlands Arbeitsmarkt der Zukunft mehr denn je gefragt.

© picture alliance / dpa

Einwanderung: Studie: Deutschland verliert 900 000 Arbeitskräfte

Auch Einwanderung wird das Problem eines schrumpfenden Arbeitsmarkt nicht allein lösen. Eine Studie für das Arbeitsministerium setzt darauf, dass mehr von denen, die schon hier sind, erwerbstätig werden.

Auch mehr Einwanderer werden das Schrumpfen des deutschen Arbeitskräfteangebots nicht aufhalten, sondern bestenfalls mildern können. Eine neue Prognose für das Bundesarbeitsministerium rechnet für das Jahr 2030 mit 40,8 Millionen Erwerbstätigen, falls im Schnitt jedes Jahr etwa 210 000 Menschen nach Deutschland kommen. 2013 waren 42 Millionen Menschen erwerbstätig. Mit jährlich 330 000 Einwanderern bliebe dieses Niveau etwa erhalten – allerdings bei 900 000 verfügbaren Arbeitskräften weniger als heute.

14 Prozent arbeiten unter ihrer Qualifikation

Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) betonte anlässlich der Vorstellung des Berichts „Arbeitsmarkt 2030“ denn auch, dass mehr Zuwachs von außen nicht ausreiche, um vor allem den Fachkräftebedarf zu sichern. Die Lage allerdings sei besser als noch 2012 angenommen, der Arbeitskräfterückgang könne wohl auf eine Million begrenzt werden.

Die Erwerbsbeteiligung von Frauen, Älteren, auch Behinderten und Migranten, die bereits hier leben, müsse steigen, so Nahles. Auch liege Deutschland mit seinen 14 Prozent Erwerbstätigen, die nicht entsprechend ihrer Qualifikation beschäftigt seien, „deutlich“ unter dem Schnitt der wichtigsten Industrieländer. Das „große Potenzial von Frauen für den Wohlstand Deutschlands“, ergänzte Frauenminister Manuela Schwesig (SPD), könne aber „nicht in schlecht bezahlten Teilzeitjobs“ entwickelt werden, sondern müsse „gerecht entlohnt“ werden.

Leitbild Zwei- und Dreikindfamilie

Darauf setzen auch die Autoren der Studie. Falls Politik und Wirtschaft die Lohndiskriminierung abbauten und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbesserten, rechnen sie langfristig mit Erwerbsquoten wie in den skandinavischen Ländern. Bis 2030 erwarten sie durch mehr Frauenerwerbsarbeit 800 000 Personen mehr auf dem Arbeitsmarkt, eine Steigerung von fast zwei Prozent. Für die Erwerbsquoten von Männern erwartet die Studie in den nächsten Jahren, dass sie, wenn sie eine Familie gegründet haben, zeitweise leicht absinkt, da auch Männer mehr Familienarbeit leisten werden.

Neben mehr Möglichkeiten der Kinderbetreuung und Altenpflege enthält die Studie auch die Forderung nach einer „grundlegenden Umgestaltung der Familienpolitik“. „Erst wenn die Zwei- oder Dreikindfamilie zum Leitbild wird, kann der Umschwung bei den Geburtenziffern gelingen.“ Dazu sei allerdings „eine grundlegende Neuorientierung in der Bevölkerung“ nötig.

Einwanderer steigern den Wohlstand

Neben der Wirkung auf den Arbeitsmarkt prognostiziert die Studie auch die Folgen von mehr Einwanderern für das Wirtschaftswachstum. Ihr Konsum von Gütern und Dienstleistungen werde sich dort überproportional auswirken, heißt es im Text. Schon jährlich 100 000 Menschen mehr – also eine Zahl weit unter dem aktuellen Schnitt – würden das Bruttoinlandsprodukt um 0,35 Prozentpunkte steigern und die Pro-Kopf-Einkommen um einen Viertelprozentpunkt pro Jahr.

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