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Weitreichende Folgen. Die Katastrophe in Japan, hier das Gelände vor wenigen Tagen, löste Turbulenzen an den Märkten aus.

© dpa

Teurer Strom: Vattenfall erhöht Preise - Berliner zahlen für Fukushima

Stromkunden müssen ab 2012 tiefer in die Taschen greifen. Der Anbieter Vattenfall begründet seine Tariferhöhung auch mit höheren Großhandelspreisen nach dem Gau.

In den kommenden Tagen werden Berlins Vattenfall-Kunden unerfreuliche Post in ihrem Briefkasten finden. Darin wird der Stromversorger ihnen mitteilen, dass die Preise im kommenden Jahr „leider nicht stabil“ gehalten werden können. Tagesspiegel-Leser konnten es schon am Donnerstag im Klartext lesen: Vattenfall erhöht zum Jahreswechsel die Preise. Das bestätigte der Konzern am Freitag offiziell: Ab dem 1. Januar 2012 steigt zum Beispiel der Grundversorgungstarif um 6,48 Prozent.

Der Grundpreis bleibt zwar in allen Tarifen gleich, der Preis für die Kilowattstunde steigt aber beim Standardtarif von 22,56 Cent auf 24,23 Cent. Das bedeutet für einen durchschnittlichen Berliner Haushalt mit einem Verbrauch von 2200 Kilowattstunden Mehrkosten von fast 37 Euro im Jahr.

Vattenfall führt gleich mehrere Gründe für die Preissteigerung an. Der Hauptgrund lautet: Die Kosten für die Nutzung der Stromnetze steigen 2012 in Berlin um knapp neun Prozent auf 4,95 Cent je Kilowattstunde – diesen Betrag müssen alle Stromanbieter, auch Vattenfalls Konkurrenten, an die Gesellschaft Vattenfall Europe Distribution zahlen, die das örtliche Stromnetz betreibt und ständig ausbaut. In diesen Wochen haben alle Stromhändler, die in der Stadt aktiv sind, geprüft, inwieweit sie diesen Betrag an die Kunden weiterreichen. Die Vattenfall- Handelsgesellschaft tut es jedenfalls.

Andernorts in Deutschland sind Stromhändler noch mehr genötigt, diese Netzausbaukosten an Kunden weiterzugeben: Teilweise steigen diese staatlich genehmigten Entgelte nämlich um bis zu 30 Prozent. Laut dem Vergleichsportal Verivox haben daher bereits 62 Stromanbieter eine Preiserhöhung angekündigt, das Portal Toptarif spricht sogar von 75 Unternehmen bundesweit.

In Berlin muss auch die Atomkatastrophe in Fukushima als Begründung für die Preiserhöhung herhalten. Das Unternehmen verwies am Freitag auf dadurch gestiegene Einkaufspreise an der Leipziger Strombörse. Noch ein Grund: Vattenfall habe höhere Kosten, die aus Gesetzesänderungen, zum Beispiel im Energiewirtschaftsgesetz, resultieren. So werde das Unternehmen unter anderem verpflichtet, eine aufschlussreichere Stromrechnung zu verschicken: Das verursache „mehr Papier- und Portokosten“, die sich Vattenfall nun über die Preiserhöhung bei den Kunden zurückholen will. Hinzu komme die Ökostromumlage, die zum Jahreswechsel geringfügig von 3,53 Cent pro Kilowattstunde auf 3,59 Cent steigt.

Zusammenfassend sagte Rainer Wittenberg, Chef der Handelsgesellschaft Vattenfall Europe Sales: „Wir können all diese Entwicklungen mit unseren Preisen nicht abdecken. Wir müssen die Kosten weiterreichen.“ Die Verbraucherzentrale Berlin riet derweil allen Kunden, zu überprüfen, ob nicht ein Wechsel des Stromanbieters für sie infrage komme.

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