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Die Nachfrage nach billiger Bioenergie könnte die Abholzung von Wäldern, hier Amazonas-Regenwald in Brasilien, vorantreiben. Dadurch würde die grüne Energieform auch klimaschädlich.

© dpa/Epa/Efe/Marcelo Sayao

Auch Bioenergie kann klimaschädlich sein: Studie: Ohne CO₂-Preis nicht besser als fossile Brennstoffe

Modellrechnungen kommen zu dem Ergebnis, dass Regelungen zur Landnutzung notwendig sind, damit Bioenergie klimaverträglich bleibt. Die steigende Nachfrage nach Biomasse gefährdet die Wälder.

Eine neue Studie zeigt, dass bei der derzeitigen Landnutzungspolitik die CO₂-Emissionen pro Energieienheit aus der Rodung von Wäldern für den Anbau von Biomasse höher sein können als die Emissionen aus der Verbrennung von Diesel und Benzin. Die Studie unter der Leitung von Leon Merfort vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) ist in dieser Woche in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ erschienen.

Der Effekt könnte durch indirekte Auswirkungen der Bioenergieproduktion entstehen, zum Beispiel durch großflächige Rodungen in Ländern, in denen die Landnutzung wenig oder gar nicht reguliert ist. „Wird der Anbau von Bioenergiegräsern nicht strikt auf marginales oder brachliegendes Land beschränkt, könnte sich die Nahrungsmittelproduktion verlagern und landwirtschaftliche Flächen könnten sich zulasten natürlicher Flächen ausweiten“, erklärte Merfort laut einer Pressemitteilung.

Erhebliche CO₂-Emissionen

Die Ausweitung der Anbauflächen für Biomasse führt laut Studie zu erheblichen CO₂-Emissionen. „Diese Emissionen lassen sich auf globaler Ebene mit derzeitigen Regulierungen nicht kontrollieren“, erklärt Hauptautor Merfort. Die indirekten Auswirkungen der Bioenergienutzung seien eine Herausforderung, da die Märkte für Nahrungsmittel und Bioenergie global vernetzt seien und durch nationale Gesetzgebung nicht ausreichend kontrolliert werden könnten.

Hintergrund ist, dass durch den schnellen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen eine starke Nachfrage nach Biokraftstoffen als klimafreundliche Alternative zu Benzin und Diesel erwartet wird. Regulierungslücken im Landnutzungssektor könnten dann dazu führen, dass Bioenergie billig angeboten wird.

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Die Forscherinnen und Forscher halten es daher für wichtig, eine Bepreisung von Emissionen aus Landnutzungsänderungen einzuführen. So könnten hohe Emissionen bei der Produktion von Energiepflanzen vermieden werden. Ohne CO₂-Preis in der Landnutzung sei Bioenergie genauso klimaschädlich wie fossile Brennstoffe.

Eine Bepreisung aller Emissionen aus Landnutzungsänderungen mit nur 20 Prozent des CO₂-Preises im Energiesystem wäre den Autor:innen zufolge bereits wirksamer als ein Schutzsystem für 90 Prozent aller Wälder weltweit. Denn der Schutz dieser Waldflächen reiche nicht aus, da die verbleibenden zehn Prozent immer noch ein zu großes Schlupfloch böten, erklärte Co-Autor Nico Bauer vom PIK.

„Unsere Arbeit zeigt: Ohne zusätzliche Landnutzungspolitik können die Emissionen aus Rodung für die Produktion moderner Biokraftstoffe über einen Zeitraum von 30 Jahren sogar höher liegen als bei der Verbrennung von fossilem Diesel“, so Co-Autor Florian Humpenöder. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer neuen Landnutzungspolitik.

Um die Auswirkungen von Landnutzungsänderungen durch Bioenergie zu untersuchen, haben die Forschenden verschiedene Energie- und Landnutzungsmodelle miteinander gekoppelt. Daraus leiteten sie alternative Transformationsszenarien ab, die auf dem Pariser Ziel basieren, die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten. Schließlich wurden verschiedene Szenarien der Landnutzungs- und Energiepolitik berechnet und jeweils auch entsprechende Szenarien ohne Bioenergie durchgespielt.

So konnten die Forscherinnen und Forscher die Emissionen aus der Landnutzung verschiedenen politischen Rahmenbedingungen zuordnen und sowohl direkte Effekte durch den Anbau von Bioenergien als auch indirekte Effekte durch die Verlagerung der Nahrungsmittelproduktion erfassen.

„Ein globales und umfassendes System zum Management von Landnutzung und der Bepreisung von Emissionen ist unseren Berechnungen zufolge der effektivste Weg, um hohe Emissionen aus Landnutzungsänderungen im Zusammenhang mit der Produktion von Energiepflanzen zu vermeiden“, so Humpenöder.

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