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Die Rotoren von Windkraftanlagen bei Bützow in Mecklenburg-Vorpommern.

© dpa/Jens Büttner

Wissenschafts-Akademie zur Energiewende: Forschende empfehlen technologieoffene Strategien

Die Akademie-Mitglieder betonen, dass die Zeit zur Einhaltung der Klimaziele drängt. Daher sollten Anreize für Investitionen geschaffen werden.

Deutsche Wissenschaftler dringen auf stärkere politische Anstrengungen für eine Energiewende. „Der kritische Zeitpunkt, an dem Deutschland und Europa die Voraussetzungen für eine Erreichung der Pariser Klimaziele schaffen können, ist bald verstrichen“, heißt es in einem am Montag von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Halle veröffentlichten Diskussionspapier. Wissenschaftler:innen wie der Klimaökonom Ottmar Edenhofer und die zu den fünf Wirtschaftsweisen zählende Veronika Grimm empfehlen technologieoffene Strategien, die Anreize für Investitionen schaffen.

„Der Handlungsbedarf ist groß und dringlich“, heißt es in dem Papier: „Es gilt jetzt die Anstrengungen deutlich zu verstärken und zu erweitern sowie durch konsequente Entscheidungen auf nationaler und europäischer Ebene die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Transformation zu schaffen.“

Ein künftig auf erneuerbaren Energien basierendes Energiesystem werde zu einem erheblichen Maß auf Elektrizität beruhen, schreiben die Fachleute. Weil der Energieertrag aus Sonne, Wind und Wasser schwanke und Speichertechnologien bisher nur begrenzte Kapazitäten haben, müssten stoffliche Energieträger eine zentrale Rolle spielen, insbesondere Wasserstoff. Für eine Übergangszeit müsse die Energieversorgung jedoch noch längere Zeit auch auf Erdgas beruhen,

Die Jugend fordert den Klimaschutz mit Protesten von Fridays for Future ein.

© dpa/Monika Skolimowska

Das Diskussionspapier trägt den Titel „Den kritischen Zeitpunkt nicht verpassen“. Seine Veröffentlichung war laut dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ ursprünglich für einen Forschungsgipfel Ende des Monats geplant. Sie sei vorgezogen worden, um die Verantwortlichen in der Bundesregierung auf ihrer Klausurtagung zu erreichen, die am Montagmittag auf Schloss Meseberg bei Berlin enden sollte.

Effizientere Energienutzung

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler halten vor allem das Klären von Rahmenbedingungen für Investitionen und deren Verlässlichkeit für zentral. Parallel sollten aus ihrer Sicht Anreize und Vorgaben zu einer effizienteren Energienutzung führen. Für das Gelingen der Energiewende sei zudem ein breiter gesellschaftlicher Partizipations- und Diskussionsprozess eine wichtige Voraussetzung, schreiben die Autorinnen und Autoren im Vorwort zu ihrem Papier.

Sie empfehlen, an der Transformation des Energiesystems alle Wissenschaftsdisziplinen zu beteiligen, auch die Wirtschafts-, Sozial-, Verhaltens- und Politikwissenschaften. In den Technikwissenschaften sei die Organisation der Schnittstelle zwischen Forschung und industrieller Nutzung von entscheidender Bedeutung.

Aus Sicht der Autorinnen und Autoren muss parallel zur ersten Phase der Klimapolitik mit einer drastischen Verminderung der Emissionen die zweite Phase bereits beginnen. In dieser zweiten Phase würden nicht vermeidbare Emissionen der Atmosphäre wieder entnommen. Dabei müssten ausreichende Anreize zur Innovation geschaffen werden, für die Zertifizierung der Technologien brauche es ein Rahmenwerk auf Ebene der Europäischen Union (EU).

Statt auf protektionistische Elemente solle auf eine Vertiefung der Kooperationen innerhalb der EU und mit Drittstaaten gesetzt werden. „Die Priorität der Klimapolitik sollte der beschleunigte Ausbau des europäischen Emissionshandels zu einem einheitlichen, transparenten, langfristig tragfähigen und alle Emissionen umfassenden Steuerungsrahmen sein“, heißt es in dem Papier.

(epd)

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