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Kolumnenseite – Besser wissen

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„Besser Wissen“: Die Fallstricke der digitalen Wissenskommunikation

Wissenschaftskommunikation wird digital. Damit das aber richtig gelingt, muss viel Feingefühl in die Umsetzung von Details fließen. Zum Beispiel beim richtigen Knopf.

Neulich hat meine israelische Kollegin Bracha Nir einer Tagung eine schöne Überlegung vorgestellt: Nehmen Sie einen beliebigen Knopf oder eine Taste, auf die man drücken kann. Online gibt es zum Bespiel den Knopf, mit dem Sie auf Webseiten den Cookies-Settings zustimmen oder widersprechen können.

Was so unscheinbar daher kommt, ist eigentlich der Auslöser für eine sehr komplexe Verhandlung: Was genau bekomme ich, wenn ich da draufdrücke? Wem verpflichte ich mich? Knöpfe werden mit Erwartungen, vielleicht sogar mit Hoffnungen verbunden. Sie verhalten sich online wie eine ausgestreckte Hand – oder wie eine Faust ins Gesicht.

Denn genauso wie bei einem einfachen Lichtschalter erwarten wir etwas von ihm, und die Enttäuschung ist groß, wenn das Erwartete nicht eintritt. Mit einem Knopf bietet auch eine Bildungsinstitution Vertrauen und Kooperation an oder eben nicht. Denn leider sind viele dieser Knöpfe, so Wissenschaftskommunikatorin Nir auf der Tagung, immer noch vieldeutig oder unklar, gerade online.

Auch wer im Digitalen Wissenschaft einem interessierten Publikum näherbringen will, der muss auch die Kunst der Knöpfe beherrschen. Die Kunst, die Erwartungen und Hoffnungen Wissbegieriger zu balancieren. Wenn es schon bei einer simplen Online-Anmeldung zu einer Museumsausstellung oder bei der Informationsseite über Impfstoffe am schlechten Design scheitert, dann kostet das Besucher und Nutzer. Aber vor allen Dingen kostet es Vertrauen in die Wissenschaft.

Das passiert leider immer wieder, weil zu wenig überlegt wird: Was braucht der Nutzer an Informationen, um einschätzen zu können, was nach dem Klick passiert? Welches Versprechen strahlt der Knopf aus, und wird das Versprechen eingehalten?

Gerade Online-Tutorials und E-Learning-Angebote, die niederschwellig alle Menschen mit Internetzugang erreichen und weiterbilden sollen, leben vom gekonnten Umgang mit dem Knopf. Und ausgerechnet Bildungsinstitutionen sollten hier kein Vertrauen verspielen.

Der Teufel steckt im Detail. Wer „Digitalisierung“ sagt, auch in der Wissenschaftskommunikation, der muss „Knopf-Design“ meinen.

Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal einen Lichtschalter anknipsen.

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