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Kolumnenseite – Besser wissen

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„Besser wissen“: Wie ein Gespräch über die Wärmepumpe gelingen kann

Wissenschaftskommunikation hat viel mit Gesprächen im Freundeskreis zu tun, und wie man verhindert, dass sich diese ideologisch festfahren. Ein Vorschlag, die Wärmepumpe zu entpolitisieren. 

Eine ganze Menge Wissenschaftskommunikation findet am Frühstückstisch statt. Zu Pandemiezeiten war das besonders deutlich: Die Debatte um Masken und Impfen tobte im Familien- und Freundeskreis. Wir sind alle kleine Wissenschaftskommunikatoren, und zwar bei so gut wie allen Themen, die anstehen: Zahlt die Wärmepumpe auf den Klimaschutz ein, wo kommt der Strom dafür her, und wie funktioniert so ein Ding überhaupt?

Bei den Debatten wird schnell klar, dass es nie nur um Wissen geht, sondern um Geld (was kostet mich das?), Perspektive (will ich eine gute Entscheidung für mich treffen, oder auch für kommende Generationen, oder vielleicht sogar für beide?), Machbarkeit (geht das konkret in unserer Wohnung, unserem Haus?) und, ja, auch immer Status (ist es schick, dem Nachbarn zu erzählen, dass man eine Wärmepumpe hat?).

Bei diesen Gesprächen zeigt sich, wie politisiert ein Thema ist. Das Wort „Wärmepumpe“ auf einer Party lässt manchen Gästen die Gesichtszüge entgleisen und das Wort „woke“ kriecht über ihre Lippen. Ein technisches Ding wird mit Weltverbesserertum, Vorschreibementalität und einer bestimmten Partei assoziiert. Nee, darüber wolle man nicht sprechen.

Wissenschaftskommunikation hat aber auch damit zu tun, dass man vernünftig ins Gespräch kommt und sich Komplexitäten stellt. Ich liebe in solchen Gesprächen Leute, die plötzlich ruhig einwerfen, dass sie schon vor 50 Jahren eine Wärmepumpe eingebaut haben, denn das Thema Ressourcenknappheit sei ja nun eigentlich nicht ganz neu. Jedenfalls, seitdem habe man den Betrag x (und hier gehen die Augenbrauen mächtig hoch) an Energiekosten gespart und, ach ja, wie entspannt sei der vergangene Winter gewesen.

Mit einem solchen Beitrag ist nicht die Lösung aller Lösungen präsentiert und auch nicht die Lösung für alle. Aber die Debatte wird dadurch konkret. Und sie geht weiter, anstatt im Ideologischen zu verharren. Ich empfehle also dringendst Gespräche mit denen, die man früher als Freaks bezeichnet hätte. Sie wirken ungemein belebend.

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