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Auch ein Zukunftsthema: An der Freien Universität Berlin gibt es in Berlin-Zehlendorf eine Mensa, die ausschließlich Nachhaltiges kredenzt.

© Tagesspiegel/Kitty Kleist-Heinrich

Campus der Zukunft: Wie werden Hochschulen nachhaltig und fair?

Das Hochschulsystem steht vor einer tiefgreifenden Transformation. Im Futurium in Berlin diskutierten jetzt Politik, Studierende und Hochschulvertretungen, wie die aussehen könnte – und wo es derzeit klemmt.

Von Lara Hankeln

Pandemie vorbei, also alles wieder „back to normal“? Diese Frage zog am Freitag Akteure der deutschen Hochschule auf eine lebhafte Konferenz im Futurium in Berlin. Die Veranstaltung im „Haus der Zukünfte“ stellte die Frage: Wie soll der Campus der Zukunft aussehen?

Das Deutsche Studierendenwerk lud Vertreter:innen von Politik, Studierenden und Hochschulen ein, um die großen Themen zu diskutieren: Studienfinanzierung, Sanierungsstau, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Internationalisierung.

Dazu zählt auch nachhaltige Ernährung auf dem Campus: „Der größte Reibungspunkt ist immer das Geld, auch in der Mensa“, sagt Pascal Kraft, studentischer Vertreter der Initiative „Mensarevolution“ an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU). „Man hört häufig: Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind zu teuer. Das ist auch eine Frage der Subventionierung. Wir möchten natürlich, dass das Mensaessen weiterhin günstig bleibt für Studierende.“

Die kommunikative Uni sollen sich alle leisten können

Geld ist auch für Carlotta Eklöh das entscheidende Thema, oder besser: Die Frage, wie Studierende sich das Studium an der Hochschule künftig finanzieren. Sie ist Vorstandsmitglied des „Freien Zusammenschlusses von Student*innenschaften“ und studiert an der Universität Lüneburg.

Damit Studierende unabhängig von ihrer Herkunft an die Hochschulen kommen, braucht es eine solide Studienfinanzierung.

Carlotta Eklöh, Vorstandsmitglied des „Freien Zusammenschlusses von Student*innenschaften“ 

Für sie ist der Campus der Zukunft eine Hochschule für alle: „Damit Studierende unabhängig von ihrer Herkunft an die Hochschulen kommen können, braucht es eine solide Studienfinanzierung.“ Damit bezieht sie sich auf eine Strukturreform des Bafögs. „Wir brauchen ein Bafög, das an die veränderten studentischen Lebenswirklichkeiten angepasst ist.“

Aber nicht nur die Studienfinanzierung benötigt Geld, sondern auch der Hochschulbau und anstehende Sanierungen. Ein Campus der Zukunft soll ansprechend und modern sein. Zeitgemäße Designs können Pavillonbauten sein: kleinere Gebäude, die bei Bedarf umfunktioniert oder erweitert werden können.

Auf diese Weise können auch leicht „Zwischenräume“ auf dem Campus entstehen. Was damit gemeint ist, erklärt Sabine Döring, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, in ihrem Impulsvortrag: „Zwischenräume sind Orte für ein interdisziplinäres Zusammentreffen, für spontane Kommunikation oder eine Verbindung von Arbeit, Studium und Erholungspausen.“

Der Zukunftscampus ist auch räumlich moderner

Gerade jetzt, wenn nach der Pandemie die Studierenden und Lehrenden wieder mehr Zeit auf dem Campus verbringen, sei es wichtig, über die Gestaltung der Gebäude und Außenflächen erneut nachzudenken.

Es ist spannend, dass Universität mehr sein kann als Hörsaal, Seminarraum und Mensa.

Pascal Kraft, studentischer Vertreter der HU-Initiative „Mensarevolution“ 

Pascal Kraft kann dem Konzept der Zwischenräume etwas abgewinnen: „Ich finde diese Vision spannend, dass Universität mehr sein kann als Hörsaal, Seminarraum und Mensa.“ Viktoria, ebenfalls Studentin an der HU, fügt hinzu: „In Berlin sind die Wege immer sehr lang, das ist eine besondere Herausforderung. Der Campus der Zukunft könnte durch solche Zwischenräume Brücken bauen zwischen den verschiedenen Instituten und so auch Lerninhalte vernetzen.“ Ein interdisziplinärer Austausch sei für die Herausforderungen der Zukunft „essenziell“. Dies sollte sich auch im Raum widerspiegeln.

Staatssekretärin Sabine Döring (3.v.l.) und FZS-Vorstandsmitglied Carlotta Eklöh (6.v.l.) in der Panel-Diskussion.

© Kay Herschelmann/Promo

Beim Erdenken von Visionen für den Campus der Zukunft werden viele aktuelle Probleme deutlich. So fehlen Beratungsstellen, deren Bedarf durch gestiegene Zahlen von psychischer Belastung immer weiter steigt. Außerdem ist die optimale Balance zwischen digitaler und Präsenzlehre immer noch nicht gefunden. Es mangelt außerdem an Angeboten für internationale Studierende und jene mit Pflegeaufgaben.

Bei all diesen Problemen erhofft sich Eklöh „eine gelebte Solidarität zum Alltag der Studierenden und eine Beteiligung an Entscheidungen, auch bei der Finanzierung.“ Die Frage bleibt, ob für die erdachten Transformationen Geld im Haushalt bereitsteht. Tobias Dünow, Staatssekretär im brandenburgischen Wissenschaftsministerium, benennt als „möglicherweise größtes Hemmnis einer vernünftigen Hochschulpolitik“ den Umgang mit der Schuldenbremse. Bis diese Hürde genommen ist, bleibt der Zukunftscampus vor allem: eine Vision.

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