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Körperliche Aktivität durch virtuelle Realität, ob durch Spiele oder spezialisierte Trainingsprogramme.

© Getty Images

Charité-Vorstudie: Mit VR-Brille gegen den Bluthochdruck

In einer kleinen Vorstudie und einem großen LKW haben Forschende an der Charité untersucht, ob ein VR-gestütztes Training älteren Patient:innen mit Bluthochdruck hilft. 

Zukünftig könnten sich Senioren, die unter erhöhtem Blutdruck leiden, einfach die Computerbrille umschnallen und mit einem virtuellen Trainer medizinisch verordneten Sport treiben. Diese Idee ist keine bloße Fantasie mehr.

Denn digitale Trainingsspiele, im Fachjargon „Exergames“ genannt, werden schon länger erforscht, seit neuestem auch mit „Virtueller Realität“ (VR). Ob die VR-Programme den älteren Patient:innen tatsächlich helfen, wird an der Charité wissenschaftlich untersucht.

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Millionen Todesfälle verursacht Bluthochdruck jedes Jahr weltweit

Dass der Cybersport grundsätzlich funktioniert, hatten andere Studien zwar schon gezeigt. „Bluthochdruck war bisher kein definiertes Einschlusskriterium und konnte in keiner früheren Studie mit Exergames gefunden werden“, schreiben die Charité-Autor:innen in einer Studie, die nun im Fachblatt „BMC Geriatrics“ erschien. Diese Lücke wollten sie mit ihrer Arbeit schließen.

Mit Tanzen den Blutdruck senken

In der Studie absolvierten 22 Teilnehmende, die im Schnitt 75 Jahre alt waren, zwei unterschiedliche Trainingsprogramme an zwei Terminen. Eine graue 3D-Figur namens „Anna“ instruierte die älteren Herrschaften in Ausdauer- und Kraftausdauerübungen. Dazu gehörte neben Ballspielen sogar eine Disco-Situation mit Musik der Siebzigerjahre, in der die Proband:innen Tanzschritte beigebracht bekamen.

Wie die Forschenden erwartet hatten, nahm nach jeder Sitzung mit der Virtual-Reality-Brille der Blutdruck tatsächlich kurzfristig ab. Doch wie sich der Messwert über einen längeren Zeitraum entwickelt, wurde nicht untersucht.

Auch schaffte es das Programm nur bei weniger als der Hälfte der Versuchspersonen, eine ausreichende „moderate“ Trainingsbelastung zu erreichen, die für einen nachhaltigen gesundheitlichen Effekt notwendig wäre. Eine Ursache: Die Übungen waren wenig personalisiert und die Erklärungssequenzen dauerten zu lange.

Die Erkenntnisse sollen in ein sensorgestütztes Bewegungstraining für Senioren fließen, das die Charité in einem vom Wissenschaftsministerium geförderten Konsortium entwickelt.

Ein Labor auf dem Laster

Als mobiles Labor für die Studie diente ein Raum auf einem Lastwagen namens „Vitalab Mobile“. Er wurde 2020 an der Berliner Hochschule für Technik (BHT) speziell als VR-Forschungslabor entwickelt und ist seitdem deutschlandweit unterwegs.

Im Herbst desselben Jahres stand der blaue Truck auf dem Gelände des Evangelischen Geriatriezentrums in Berlin, als die Studie mitten in der Corona-Pandemie stattfand.

Die Ergebnisse sind indes mit Vorsicht zu behandeln: Ein Fünftel der Proband:innen brach die Teilnahme wegen der Pandemie-Situation 2020 ab, es gab auch keine Vergleichsgruppe oder Verblindung. Die Autor:innen betonen: Es handelt sich um eine Vorstudie, die als Startpunkt für weitere Untersuchungen dient.

Jeden Tag mindestens eine halbe Stunde Aktivität sollten sich von Bluthochdruck Betroffene gönnen, um ihrer Erkrankung entgegenzuwirken. Doch tatsächlich bewegen sich Personen über 65 meistens weniger als zweieinhalb Stunden pro Woche, häufig nur zwei oder drei Mal länger als 30 Minuten. Dabei leiden in dieser Altersgruppe etwa zwei Drittel unter einem zu hohen Blutdruck.

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