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Szene aus der ersten Inszenierung von „R.U.R. – Rossums Universal Robots“, 1921, von Karel Čapek

© mauritius images / Alamy Stock Photos / Pictorial Press / Alamy Stock Photos / Pictorial Press

Tagesrückspiegel – Heute vor 102 Jahren: Hier sind die Roboter – in einem kraftvollen Werk

Einer der wichtigsten Begriffe der modernen Welt stammt von zwei tschechischen Brüdern. Auch sonst waren Karel und Josef Čapek recht prophetisch unterwegs.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Wer waren eigentlich die größten Visionäre des 20. Jahrhunderts? Vielleicht zwei tschechische Brüder namens Karel und Josef Čapek.

Heute vor 102 Jahren, am 2. Januar 1921, wurde im tschechischen Hradec Králové, auch bekannt als Königgrätz, Schauplatz der wichtigsten Schlacht des deutsch-österreichischen Krieges, Karel Čapeks Theaterstück „R.U.R. uraufgeführt. Das dritte „R“ steht für „Robot“. Diese Maschinenmenschen verändern in dem Drama bald auf dramatische Weise die gesamte Gesellschaft.

Arbeiter und Ampeln

Auf den Namen gekommen war Josef Čapek, Karels Bruder und ebenfalls Schriftsteller, vor allem aber als Maler und Zeichner erfolgreich.

„Robota“ bedeutet auf Tschechisch so viel wie „harte Sklavenarbeit“. Čapeks Roboter sind nach heutiger Definition eher Androiden. Das Wort setzte sich aber sehr schnell weltweit als Sammelbegriff für alle möglichen einigermaßen ohne direkte Bedienung durch Menschen funktionierende Maschinen durch.

 Was können Maschinen mit KI uns beibringen? Vielleicht die finale Niederlage.
Was können Maschinen mit KI uns beibringen? Vielleicht die finale Niederlage.

© imago images/Alexander Limbach

In Südafrika etwa heißen Verkehrsampeln noch heute „Robot“.

Kriege mit Molchen und Pandemien aus Fernost

Ziemlich weitsichtig waren zahlreiche andere Schriften, etwa der Science-Fiction-Roman „Der Krieg mit den Molchen“. Dazu kommt, dass Karel Čapek auch noch den bis heute anhaltenden Trend begründet hat, dass jeder ordentliche Schriftstellernde (oder heute: jeder Promi) auch über seine Laube, das Unkrautjäten und Rhododendron-Vorlieben publizieren muss. „Das Jahr des Gärtners“ heißt das sehr empfehlenswerte, von Josef illustrierte Werk.

Josef Čapek, Erfinder des Begriffs „Roboter“, war vor allem Maler. Roboter tun es ihm heute nach.
Josef Čapek, Erfinder des Begriffs „Roboter“, war vor allem Maler. Roboter tun es ihm heute nach.

© imago/Ikon Images

Zu den anderen hellsichtigen Arbeiten Karel Čapeks gehört auch ein Drama namens „Die weiße Krankheit“. In dem Stück von 1937 geht es um einen in China entstandenen und sich um die Welt ausbreitenden tödlichen Erreger. Einerseits. Andererseits thematisiert Čapek die Herrschaft eines Diktators in Europa, der zunächst ein kleines Land annektiert und letztlich einen Weltkrieg auslöst.

1939 wollte die Gestapo ihn festnehmen. Doch Karel war bereits Ende 1938 an einer Lungenentzündung verstorben.

Josef Čapek wurde von den Nazis 1945 im KZ Bergen-Belsen ermordet. Der Erfinder des Wortes „Roboter“ war noch vielseitiger, etwa als Maler zwischen Kubismus und Expressionismus. Zu seinen literarischen Visionen zählt das utopische Stück „Land mit vielen Namen“, aber auch ein Kinderbuch über die elf tschechischen Brüder Klapperzahn, geschrieben von Eduard Bass, das er illustriert hat. Sie bilden – mit Honza, dem Ältesten, im Tor, und trainiert von Vater Klapperzahn – ein weltweit unschlagbares Fußballteam. Bis zum großen Finale gegen die Fußballweltmacht Australien.

Dass sich das bewahrheitet, ist wohl aus mehreren Gründen eher unwahrscheinlich.

Die Maschinen übernehmen

Aber wie sieht es mit der Vision am Ende von Karel Čapeks Stück R.U.R. aus? Hier übernehmen die Roboter die Macht, töten alle Menschen bis auf einen Ingenieur. Dieser hilft dann noch, die neue Schöpfung zu vollenden. Er hinterlässt Primus und Helena als die neuen Adam und Eva.

Eine Entwicklung in diese Richtung halten angesichts der Fortschritte der Künstlichen Intelligenz (KI) heute durchaus viele Fachleute – und KIs – für nicht unmöglich. Vielleicht sollte man hier also den „Robot“ langsam einmal auf Rot stellen?

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