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Totale Sonnenfinsternis

© imago images/Xinhua/Felipe Trueba via www.imago-images.de

Heute vor 155 Jahren: Helium im Strichcode der Sonne

Am 18. August entdeckte der Astronom Jules Janssen während einer Sonnenfinsternis das Element Helium. Heute könnte das Gas dazu beitragen, die Erde aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Eine Kolumne von Stephanie Eichler

Bei einer Sonnenfinsternis verdunkelt der Mond die Sonne, aber lässt die Korona, ihre äußere Hülle, sichtbar. So geschah es auch am 18. August 1868, heute vor 155 Jahren, in Indien für ein paar kostbare Minuten und diese nutzte der Franzose Jules Janssen, um das Leuchten der Korona zu analysieren.

Wie schon damals unter Astronomen üblich, nutzte er dafür ein Spektroskop: ein Gerät, das Licht sehr genau in einzelne Farben auffächert und sie ihrer Wellenlänge nach sortiert. Jedes chemische Element erzeugt dabei ein charakteristisches Muster aus feinen, farbigen Linien, ähnlich einem Barcode.

„Er sah sofort den Strichcode für Wasserstoff - rot, blau-grün, violett“, schreibt der Wissenschaftsautor Sam Kean auf der Internetseite des Science History Institutes in Philadelphia. „Es gab auch noch andere Strichcodes, darunter etwas, das wie eine doppelte gelbe Linie aussah und für Natrium stand.“ Doch diese Linie war auffallend grell. Im Labor stellte Janssen fest, dass sie einen Nanometer, einen Milliardstel-Meter, unterhalb des gelben Strichs erschien, der auf Natrium verweist. Es war ein winziger Unterschied, doch vermutlich ahnte Janssen, dass er eine bedeutende Entdeckung gemacht hatte.

Pierre Janssen entdeckte Spuren von Helium in der Korona der Sonne.

© imago stock&people/imago stock&people

Er schrieb seine Beobachtungen auf und schickte den Bericht an die französische Akademie der Wissenschaften in Paris. Die Post war lange unterwegs, sodass etwa zur gleichen Zeit der Bericht eines anderen Astronomen, des Engländers Norman Lockyer, eintraf, der das gleiche gleißende Gelb wie Janssen beobachtet hatte, allerdings erst im Oktober und bei Tageslicht. Er schloss daraus, ein neues Element entdeckt zu haben, das nur auf der Sonne vorkommt und nannte es Helium, nach dem altgriechischen Wort Helios, für Sonne.

Heute ist bekannt, dass es Helium auch auf der Erde gibt. Es wird aus natürlichen Erdgas-Vorkommen gewonnen. Das geruchslose und ungiftige Helium dient beispielsweise als Kühlmittel oder als Füllgas für Ballons. Verschiedene Firmen haben angekündigt, Privatpersonen einen Ausflug in die Stratosphäre zu ermöglichen – in einer Kapsel an einem mit Helium gefüllten Ballon.

Das teure Freizeitvergnügen könnte sich lohnen: Viele Astronauten betonen, wie eindrucksvoll es ist, wenn sie die Erde von weit oben sehen. Sie sagen, dass es das Bewusstsein dafür schärft, wie verletzlich der Planet ist und wie sehr Menschen einander ähneln. Vielleicht könnte dies einen freundlicheren Umgang der Menschheit mit der Natur und ihren Mitmenschen fördern.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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