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Das Urzeit-Bakterium wurde der Gattung von Bacillus sphaericus zugeordnet.

© researchgate/Keerthana Krishnakumar

Heute vor 23 Jahren: Urzeit-Bakterium wird erweckt

Der Winterschlaf lässt Tiere monatelange Kältephasen überstehen. Ein Bakterium soll länger in einem Ruhezustand überlebt haben – viel länger.

Eine Kolumne von Leonie Fischer

Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken und das Futter wird knapp. Während sich Menschen im Winter warm anziehen können, haben einige Tiere eine andere Strategie, um mit den niedrigen Umgebungstemperaturen und dem mangelndem Nahrungsangebot umzugehen: Sie halten Winterschlaf.

Die Winterschläfer überleben wochen- und monatelang, indem sie ihren Stoffwechsel massiv umstellen und ihre Körpertemperatur absenken. Es gibt aber Organismen, die noch viel länger in einem ruhenden, aber lebenden Zustand verharren können. Dazu gehören Bakterien.

Am 19. Oktober 2000, heute vor 23 Jahren, wurde im Wissenschaftsjournal „Nature” über ein Bakterium berichtet, das ganze 250 Millionen Jahre überlebt haben soll. Damit könnte es sich um den langlebigsten je entdeckten Organismus handeln.

Die Mikrobe wurde von einem Team um den Forscher Russell Vreeland von der West Chester University im US-Bundesstaat Pennsylvania aus einem Salzkristall isoliert. Der etwa pflaumengroße Kristall war zuvor in alten Gesteinsschichten im Bundesstaat New Mexico gefunden worden.

Die Bakterie soll sich in einer perlengroßen Aushöhlung im Kristall befunden haben, die mit Salzlake gefüllt war. Das könnte ihr Überleben begünstigt haben. Die Forschenden vermuten zudem, dass sich das Bakterium im Stadium einer Spore befand, da sie keine Stoffwechselaktivitäten messen konnten, bevor das Bakterium in geeigneter Nährlösung wieder aktiv wurde und wuchs. Sporen gelten als besonders resistent und sind ein Überdauerungsstadiium für schlechte Zeiten. Dass diese so lange dauern könnten, vor 250 Millionen Jahren war die Zeit der Dinosaurier noch nicht angebrochen, war zuvor nicht klar.

Bei anderen Forschenden kamen Zweifel auf. So könnte es sein, dass das Bakterium nicht durchgängig isoliert war, sondern mit Verunreinigungen jüngere Mikroorganismen in den Kristall gelangten.

Falls es aber wirklich über 250 Millionen Jahre überlebt hat, könnten daraus Rückschlüsse über die Verbreitung von Leben im Weltall gezogen werden. Schließlich könnten sich Organismen mit einer solchen Überlebensdauer theoretisch auf andere Planeten verbreiten.

Der Kreislauf der Winterschläfer fährt hingegen im Frühling des nächsten Jahres wieder hoch. Doch auch hier gibt es Ausnahmen: Als Rekordhalter unter den Winterschläfern gelten die Siebenschläfer. Diese sollen nicht nur sieben, sondern bis zu elf Monate lang „überwintern” können - und verschlafen damit fast ein ganzes Jahr.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der Tagesrückspiegel-Kolumne hier.

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