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Eine Flusslandschaft der Elbe in Niedersachsen.

© Imago/Sven-Erik

Heute vor 26 Jahren: Wie im Biosphärenreservat alte Schweinerassen genutzt werden

Das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe, das 1997 von der Unesco anerkannt wurde, ist wichtig für eine nachhaltige Landwirtschaft. Dort gelingt das Zusammenspiel von Mensch und Natur.

Eine Kolumne von Stephanie Eichler

Der Mensch nutzt Pflanzen und Tiere, um zu überleben. Und das schon immer. Doch heutzutage neigt er zur Übertreibung. Die moderne Züchtung hat Nutztiere hervorgebracht, die doppelt so viele Eier oder viel mehr Fleisch liefern als alte Rassen. Diese bieten keine monetären Anreize und werden deshalb von Landwirten nicht gehalten. Die Folge: Sie sterben aus, wie das Deutsche Weideschwein. Oder sind vom Aussterben bedroht.

Noch lebt das Rote Wollschwein, ebenso das Bunte Bentheimer und das Dänische Protestschwein. Um diese Rassen, die meist sehr gut an ihre Umgebung angepasst sind und selten krank werden, zu erhalten, muss man sie nutzen, als Schinken oder Leberwurst.

Das gelingt im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe, das die Unesco am 7. November 1997, heute vor 26 Jahren, in seiner gesamten Ausdehnung anerkannte. Das riesige Gebiet erstreckt sich beidseits der Elbe über die Bundesländer Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Die Landschaft um den Elbabschnitt in Sachsen-Anhalt ist bereits seit 1979 als Biosphärenreservat Mittelelbe unter Schutz gestellt.

Die Elbe fließt dort frei von Staustufen. An den Stellen, an denen die Deiche zu dicht am Ufer lagen, wurden sie abgetragen und erst in größerer Entfernung vom Fluss wieder aufgebaut. Somit gibt es genügend Überschwemmungsraum, was dazu beiträgt, die wertvollen Feuchtgebiete links und rechts des Stroms zu bewahren.

Damit die großen Kohlenstoffmengen, die sie speichern, nicht als Klimagas CO₂ in die Atmosphäre entweichen, müssen sie feucht bleiben. Niedermoore gehören dazu und Reste natürlicher Auenwälder. Sie bieten Kranichen einen Lebensraum und Moorfröschen, die sich während der Paarungszeit leuchtend blau färben.

Im Biosphärenreservat zählt auch die Aktivität des Menschen: Die Landwirte verhalten sich nachhaltig, indem sie alte Tierrassen nutzen. Es klingt wie ein Widerspruch, doch so tragen sie dazu bei, einen vielfältigen Genpool zu schützen. Merkmale wie Robustheit oder Genügsamkeit sind in alten Rassen oft stärker verankert – und können einst für neue Züchtungen wichtig werden. 

Die Unesco hat rund um den Globus knapp 750 solcher Biosphärenreservate ausgezeichnet, in denen das Zusammenspiel von Mensch und Natur gelingt. Insgesamt bedecken diese Regionen fünf Prozent der weltweiten Landfläche. Drei Prozent sind es hierzulande.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der Tagesrückspiegel-Kolumne hier.

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