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Organspendeausweis

© Imago

Heute vor 51 Jahren: Der Ausweis, der Leben rettet

Am 03. November 1971 wurde der erste Organspendeausweis in Hamburg ausgegeben. Seitdem können Menschen sich dafür entscheiden, nach ihrem Hirntod Leben zu retten.

Eine Kolumne von Leonie Fischer

Eins ist sicher: Wir sterben alle irgendwann. Passiert das auf natürliche Weise, läuft es bei den meisten sogar ähnlich ab. Beim „klinischen Tod“ fährt zuerst der Kreislauf zurück. Das Blut zirkuliert weniger – die Extremitäten werden blass und kalt. Der Atem verändert sich, bis er aufgrund des Sauerstoffmangels in eine Schnappatmung übergeht.

Dann kommt es zum Herzstillstand. Die Sauerstoffversorgung des Körpers bricht zusammen und die Organe sterben. Kurz darauf setzt das Gehirn aus. Der Mensch ist tot.

Aber es läuft selten umgekehrt, dass der Ausfall der gesamten Hirnfunktionen am Anfang stehen würde. Dieser sogenannte Hirntod ist aber die Voraussetzung für eine Organspende.

Der erste Organspendeausweis in Deutschland wurde heute vor 52 Jahren, am 03. November 1971 in Hamburg ausgegeben. Auf dem Ausweis geben Spender:innen an, ob und welche Organe im Falle eines Hirntodes gespendet werden sollen. Ohne solch eine Zustimmung können der verstorbenen Person in Deutschland keine Spenderorgane entnommen werden.

Tragen Verstorbene keinen Organspendeausweis bei sich, kann ihr Wille auch durch eine Patientenverfügung oder die Hinterbliebenen durchgesetzt werden. Für eine Spende muss aber der Hirntod in einem mehrstufigen Verfahren festgestellt werden.

Eine Person wird erst als hirntot erklärt, wenn zwei Ärzt:innen unabhängig voneinander definitiv keine Aktivitäten im gesamten Hirn messen können. Eine:r von ihnen muss Neurolog:in oder Neurochirurg:in sein.

Ein Hirntod kann aber nur in etwa einem Prozent der Sterbefälle festgestellt werden. Unter anderem trägt auch das zu einem Mangel an Spenderorganen bei. Es ist ohnehin schon eng: Vergangenes Jahr gab es laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) nur 869 Organspender:innen.

Seit Jahrzehnten wird darüber debattiert, wie mehr Menschen zur Organspende ermutigt werden könnten. Die Widerspruchslösung lehnte der Bundestag 2020 ab, aber eine Reform der Organspende scheint dringend nötig, wie ein Beispiel zeigt:

Laut der BZgA wurden im vergangenen Jahr 1431 Nieren von Verstorbenen transplantiert, aber mehr als viermal so viele Menschen warteten auf eine neue Niere – und damit auf ein neues Leben. Aber weil es nicht genug Spender:innen gibt, werden unter anderem Organe aus dem Ausland importiert.

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