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Entdeckerschiff mit Aussicht.

© mauritius images / Alexander Mitrofanov / Alamy / Alamy Stock Photos / All mauritius images

Tagesrückspiegel – Heute vor 380 Jahren: Er kam, sah – und fuhr weiter

Neuseeland gehört zum britischen Commonwealth, aber entdeckt wurde es von einem Niederländer – also zumindest „erblickt“.

Eine Kolumne von Sascha Karberg

Subtropische Regenwälder mit Kauri- und Lorbeerbäumen, haushohen Baumfarnen, flugunfähigen Vögeln wie de Kakapo, Kiwi und Moa und der uralten Reptilienspezies Tuatara: Neuseeland unterschied sich in Flora und Fauna von allem, was selbst weitgereisten Europäern im 17. Jahrhundert von der Welt bekannt war. Abel Tasman war nah dran an all dem.

Neuseeland sehen

Doch der Kapitän der niederländischen Ost-Indien-Kompanie gilt zwar als Entdecker dieses abgelegenen Fleckens Erde 1500 Kilometer südöstlich von Australien, seit er die südliche der beiden Inseln am 13. Dezember 1642 erblickte. Nur betreten hat er das für ihn und andere Europäer völlig neue Land nie.

Der Grund dafür war, dass das „Land der langen weißen Wolke“, Aotearoa, schon lange vorher von Menschen entdeckt und besiedelt worden war. Polynesische Seefahrer hatten die Inseln wahrscheinlich schon gegen Ende des 13. Jahrhunderts in mehreren Einwanderungswellen besiedelt.

Auch keine Ureinwohner: Schafherde in Neuseeland.
Auch keine Ureinwohner: Schafherde in Neuseeland.

© imago/imagebroker

Sie müssen eine Vegetation vorgefunden haben, die zumindest teilweise jener auf dem Urkontinent Gondwana geähnelt haben dürfte. Von dem hat sich die neuseeländische Landmasse vor etwa 85 Millionen Jahren abgespalten und sich dann in Richtung Süden bewegt

Zwei Inseln gehen ihren eigenen Weg

Während sich nach dem Aussterben der Dinosaurier die Ökosysteme überall auf der Erde dramatisch veränderten, sich vor allem Säugetiere durchsetzten und verbreiteten, ging Neuseeland bio- und ökologisch andere Wege. Frei von Ratten, Wieseln oder Füchsen konnten flugunfähige Vögel wie der Kiwi die ökologischen Nischen besetzten, die andernorts Säuger eroberten. Und in den Wäldern blieben die riesigen Farne stehen, von denen in Afrika, Amerika oder Europa nur noch Fossilien zeugen.

Von all dem ahnte Abel Tasman nichts. Denn kaum hatte der Entdecker das neue Land erblickt und ein paar Männer an Land geschickt, um Wasser und Proviant zu besorgen, gerieten diese mit Maori, den Nachfahren der Erstentdecker Neuseelands, in Konflikt. Vier Matrosen starben, unter ihnen vielleicht der heute namenlose erste Europäer, der je seinen Fuß auf neuseeländischen Boden setzte.

Tasman jedenfalls setzte nun auch, nämlich die Segel. Und fuhr davon. Für die Inseln war das wohl eine gute Entscheidung. Denn vielleicht wären sonst noch früher als schließlich trotzdem geschehen europäische Ratten von Bord gegangen, hätten dann dem Kiwi und anderen bodenlebenden Arten zugesetzt, die dann vielleicht nicht hätten bis heute überdauern können.

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